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Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Titel: Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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kein Fragen, kein Zweifel in ihrem blassen Gesicht. Ich antwortete auf dieses Vertrauen. Die Realität konnte warten, bis es ihr besser ging. Ich gab ihr, was sie brauchte. »Wenn es sterben kann, werde ich es töten.«
     
    Das sagte ich, weil sie dieses Versprechen brauchte. Weil das nach allem, was ich gesehen hatte, mein Plan war. Vielleicht war das schon die ganze Zeit der Plan gewesen. Wie ich Edward kannte, war es wahrscheinlich so. Er sagte immer: löse den Fall, wenn er eigentlich meinte: Töte sie, töte sie alle. Als Plan war das gar nicht schlecht. Als Lebensweise war es ein bisschen unromantisch. Als Methode, am Leben zu bleiben, war es perfekt. Als Methode, seine Seele unbeschadet zu lassen, war es ganz schlecht. Aber ich war bereit, einen Teil meiner Seele zu verkaufen, um dieses Wesen zu stoppen. Und das war vielleicht mein dickstes Problem. Ich war immer bereit, meine Seele zu gefährden, wenn dadurch ein großes Übel ausgeschaltet werden konnte. Doch es schien immer wieder ein neues großes Übel daherzukommen. Egal wie oft ich den Tag rettete und das Monster vernichtete, es gab immer ein neues, und so würde es bleiben. Der Monstervorrat war unerschöpflich. Ich nicht. Die Teile von mir, die sich abnutzten, wenn ich die Monster erschlug, waren endlich, und wenn sie einmal ganz abgenutzt waren, gab es kein Zurück. Ich wäre ein Edward in Frauenkleidern. Ich konnte die Welt retten und mich selbst verlieren.
     
    Und als ich in das Gesicht dieser Frau blickte und sah, wie vollkommenes Vertrauen ihren verlorenen Blick beseelte, war ich nicht sicher, ob der Handel so gut war, aber eines wusste ich genau: Ich konnte nicht nein sagen. Ich durfte die Monster nicht gewinnen lassen, nicht einmal wenn das hieß, eine von ihnen zu werden. Gott möge mir vergeben, wenn das Hochmut war. Gott möge mich beschützen, wenn es keiner war. Ich stand vom Bett auf und ging auf Monsterjagd.
     
    Ich saß angeschnallt auf dem Beifahrersitz von Edwards Hummer und hielt mich steif und vorsichtig und war froh, dass die Straße nicht holprig war. Bernardo und Olaf saßen auf dem Rücksitz, quasi im Meuchelmörderchic gekleidet. Bernardo trug eine Lederweste. Sein Gipsverband wirkte sehr weiß und unförmig, der Arm war im Neunzig-Grad-Winkel ruhig gestellt und lag in einer weißen Binde. Seine langen Haare waren leicht asiatisch gestylt mit einem großen, trügerisch lockeren Knoten, in dem zwei lange goldene Essstäbchen steckten. Er fasste das seitliche Haar zusammen, das übrige hing frei den Rücken hinab. Schwarze, leger geschnittene Jeans mit Löchern an den Knien und die schwarzen Stiefel, die ich schon an ihm kannte. Aber ich konnte mich kaum beschweren. Ich besaß drei Paar schwarze Nikes, und die hatte ich alle mitgebracht.
     
    Seitlich an der Stirn hatte er eine Beule und an einer Gesichtshälfte blaue Flecke wie ein abstraktes Gemälde. Das rechte Auge war teilweise zugeschwollen. Doch er schaffte es, nicht bleich oder krank auszusehen wie ich. Er sah sogar prima aus, wenn man von dem Gipsverband und den Blutergüssen absah. Ich hoffte, dass er sich auch so fühlte, denn ich sah beschissen aus und fühlte mich noch beschissener.
     
    »Wer hat dir die Frisur gemacht?«, fragte ich, denn mit nur einem Arm konnte er sie nicht gemacht haben.
     
    »Olaf«, sagte er, und es kam sehr leise, sehr ausdruckslos.
     
    Ich machte große Augen und blickte zu Olaf.
     
    Der saß hinter Edward und so soweit von mir weg wie es ging, ohne aus dem Wagen zu fallen. Seit ich das Krankenhauszimmer verlassen hatte und wir vier zum Wagen gegangen waren, hatte er noch kein Wort zu mir gesprochen. Das hatte mich erst mal nicht weiter gestört, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, zu laufen, ohne ständig kleine Schmerzgeräusche auszustoßen.
     
    Beim Gehen wimmern war immer ein schlechtes Zeichen. Aber jetzt saß ich und hatte es für eine Weile einigermaßen bequem. Ich war auch ausgesprochen schlechter Stimmung, weil ich Angst hatte. Ich fühlte mich körperlich schwach und einem Kampf nicht gewachsen. Was das Seelische anging, so war mein hart erarbeiteter Schild wieder im Eimer, das heißt, voller Löcher, und wenn dieser »Gebieter« es wieder bei mir versuchte, steckte ich tief in der Scheiße.
     
    Leonora Evans hatte mir einen kleinen Beutel an einer geflochtenen Seidenschnur gegeben. Er war mit kleinen harten Dingen vollgestopft, die sich wie Steine anfühlten, und mit Trockenem, Krümeligem, was wahrscheinlich

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