Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
dass er ihm gedroht hat?«
»Oh ja.«
Es sah Edward nicht ähnlich, dass er jemandem drohte, besonders nicht im Beisein der Polizei. Der Fall setzte ihm wirklich zu. »Und was sind das eigentlich für Figuren?«
»Das weiß keiner. Nach den Fachleuten stammen sie von den Azteken, aber aus einer sehr späten Periode, nach der Ankunft der Spanier.«
»Moment mal, Sie meinen, die wurden hergestellt, nachdem die Spanier das Land erobert und den Azteken in den Hintern getreten hatten?«
»Nicht danach, sondern während.« »Wer ist der Experte?« Er nannte jemanden von der Universität, den ich nicht kannte. »Spielt das eine Rolle?«
»Ich dachte, Sie verließen sich auf Professor Dallas.« »Marks findet, sie verbringt zu viel Zeit mit den ruchlosen Dämonen.«
»Wenn er damit Obsidianschmetterling meint, stimme ich ihm zu. Marks und ich sind bei etwas einer Meinung. Mann, das ist fast beängstigend.«
»Sie halten sie also auch für unbrauchbar.« »Ja, Dallas scheint zu glauben, dass Itzpapalotl die Sonne aus dem Hintern scheint. Haben Sie Dallas eins von den Fotos gezeigt?«
Er nickte. »Das von den Bromwells.« »Was hat sie gesagt?« »Dass das Stück eine Fälschung ist.«
Ich sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Was meinte der andere Fachmann?«
»Er versteht, wieso jemand das nach dem Blick auf ein Foto für eine Fälschung halten kann. Die Augen der Figur sind Rubine, und die Azteken hatten keinen Zugang zu Rubinen.« »Ich höre ein Aber kommen.«
»Dr. Martinez hatte die Figur in der Hand und konnte sie von nahem betrachten. Er sagt, sie ist echt, aus der Zeit nach der spanischen Eroberung.« »Ich hätte nicht geglaubt, dass da noch so etwas hergestellt wurde. Haben die Spanier nicht alles vernichtet?«
»Wenn dieses Stück echt ist, dann offenbar nicht. Dr. Martinez sagt, dass er Untersuchungen durchführen muss, um hundertprozentig sicher sein zu können.« »Ein vorsichtiger Mann.« »Das sind die meisten Wissenschaftler.«
Ich zuckte die Achseln. Manche waren es, andere nicht. »Sagen wir mal rein theoretisch, Riker hat diese Stücke gefunden und an ein paar Leute verkauft, die wussten, dass sie heiß waren oder es vermutet haben, und er hat einige an Geschäfte verkauft, die sie mit gefälschten Herkunftsnachweisen weiterverkauften. Jetzt ermordet ein Monster die Kunden und verfolgt die Spur zurück bis zu Riker. Ist es das, was ihm Angst macht?«
»Klingt einleuchtend«, sagte Ramirez.
Ich sah mir die Polaroids an. Es waren Aufnahmen von allen möglichen Seiten. Es sah aus, als würde die Figur so etwas wie eine Rüstung tragen. In den Händen hielt sie lange dicke Schnüre mit irgendwelchen Dingen daran. »Was hat Martinez gesagt, was sie in der Hand hält?«
»Er war sich nicht sicher.«
Zu Füßen der Figur lagen zusammengekrümmte Gestalten, und sie waren abgemagert, nicht breit und kräftig wie die Figur selbst. Die Augen waren Rubine, der Mund aufgerissen und voller Zähne. Eine lange Zunge schaute heraus, und von den Lippen tropfte Blut. »Widerlich.«
»ja.« Er nahm eins der Fotos und betrachtete es von nahem. »Glauben Sie, das hier ist es, was die Leute umbringt?«
Ich sah ihn an. »Ein leibhaftiger Aztekengott, der Menschen abschlachtet?« Er nickte, ohne sich von dem Anblick zu lösen.
»Wenn Sie einen wirklichen Gott meinen, dann nein. Ich glaube nur an den einen Gott. Wenn Sie meinen, das könnte ein übernatürliches Wesen sein, das mit einem aztekischen Gott verbunden ist, warum nicht?« Er blickte auf. »Warum nicht?«
Ich zuckte die Achseln. »Haben Sie ein eindeutiges ja oder, Nein erwartet? Ich kenne mich mit dem aztekischen Pantheon, nicht aus, weiß nur, dass die meisten Gottheiten groß und böse, sind und Opfer verlangt haben, meistens Menschenopfer. Kleinere Götter gibt es kaum. Die anderen sind so mächtig und böse, dass man sich nicht ignoriert. Man hält sie entweder mit Magie oder Opferungen in Schach, oder man stirbt. Aber was für ein Wesen das auch sein mag, das diese Taten begeht, so böse ist es nicht.«
Mir fiel ein, was Baco gesagt hatte, dass das Wesen nämlich eingesperrt war und die Morde von einem Gehilfen begangen wurden. »Sie sind wieder so ernst. Was denken Sie?«, fragte Ramirez.
Ich sah ihn an und versuchte zu ergründen, wie sehr er Polizist war und wie viel von einem Spieler in ihm steckte. Dolph hätte ich das keinesfalls erzählt.
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