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Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Titel: Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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stabil genug war und über uns einstürzen würde. Dann brauchten wir einen anderen Plan.
     
    Auf dem Wendeplatz knapp unterhalb der Hügelkuppe hielt Edward an. Männer mit Maschinenpistolen kamen auf den Hummer zu. Harold und Russell waren nicht dabei. Sie bewegten sich genau wie Olaf und Edward, wie Raubtiere.
     
    »Du glaubst nicht, dass sie die Kinder freilassen?«
     
    »Du vielleicht?«, fragte er. Er hatte die Hände auf zehn und zwei Uhr aufs Steuer gelegt, wo sie jeder sehen konnte. Ich hob die Hände bis in Kopfhöhe. »Nein«, sagte ich.
     
    »Wenn den Kindern nichts passiert ist, bringe ich so wenig Leute um wie möglich. Aber wenn doch, gibt es keine Überlebenden.«
     
    »Die Polizei wird es herausfinden, Edward. Deine Ted-Forrester-Tarnung wird auffliegen.«
     
    »Wenn die Kinder nicht mehr da sind, ist mir das scheißegal.«
     
    »Woher werden Olaf und Bernardo wissen, ob sie töten sollen oder nicht?«
     
    »In meiner Weste ist ein Mikro. Sie werden alles mithören.« »Du wirst ihnen befehlen zu töten.« »Wenn ich muss.«
     
    Die Maschinenpistolen standen auf beiden Seiten des Wagens. Sie gaben Zeichen, dass wir aussteigen sollten. Wir taten, was sie verlangten, und achteten darauf, dass unsere Hände immer zu sehen waren. Wir wollten keine Missverständnisse.
     
    D er Maschinenpistolentyp auf meiner Seite war nicht so groß, eins dreiundsiebzig höchstens, aber seine Arme waren so dick mit Muskeln bepackt, dass die Adern stark hervortraten. Bei manchen Leuten tun sie das schon, wenn sie nur ab und zu ein paar Gewichte heben, aber die meisten müssen sich dazu schon mehr anstrengen. Er sah aus, als wollte er die mangelnde Körpergröße mit obszönen Muskeln wettmachen. Muskelprotze sind häufig langsam und haben keine Ahnung vom Zweikampf. Sie verlassen sich nur auf ihre Kraft und ihre einschüchternde Erscheinung. Aber dieser hier bewegte sich geschmeidig gleitend und ein wenig seitwärts, was auf Kampfsport hindeutete. Er bewegte sich gut, und sein Bizeps war dicker als mein Hals. Er richtete auch eine sehr modern wirkende Maschinenpistole auf mich. Muskelbepackt, kampferfahren und besser bewaffnet als ich - verstieß das nicht gegen irgendwelche Regeln?
     
    »Hände auf die Motorhaube, Beine auseinander«, verlangte er.
     
    Ich legte die Hände auf die Motorhaube und lehnte mich vor. Der Motor war warm, nicht heiß, aber warm. Muskelprotz trat mir gegen die Knöchel. »Weiter auseinander.« Ich tat, was er wollte. Ich spähte über die Haube und begegnete Edwards Blick. Er bekam dieselbe Behandlung wie ich von einem großen, schlanken Mann mit Nickelbrille. Edwards Augen waren ausdruckslos und kalt. Trotzdem sah ich, dass er nicht zufrieden war. Bei dieser Feststellung wurde mir bewusst, dass ich noch die Sonnenbrille trug und trotz der Dunkelheit alles gut erkennen konnte. Komisch, dass weder Olaf noch Bernardo mich darauf angesprochen hatten. Aber für Fragen war nicht viel Zeit gewesen.
     
    Mein Vampirblick ließ nach, aber er war noch da, sonst wäre ich mit den dunklen Gläsern nachtblind gewesen. Ich fragte mich, was Muskelprotz zu meinen Augen sagen würde.
     
    Er trat mir gegen das rechte Bein, dass es wehtat. »Ich sagte vorlehnen!« Er hatte den Drillplatzton eingeschaltet. »Wenn ich mich noch weiter vorlehne, liege ich am Boden.«
     
    Ich spürte eine Bewegung hinter mir, und hatte den Kopf zur Seite gedreht, als er mir einen Schlag versetzte, dass ich mit der Wange auf die Motorhaube prallte. Hätte ich die Nase vorn gehabt, hätte es wehgetan. Es hatte wehtun sollen.
     
    »Tun Sie, was Ihnen gesagt wird, dann passiert Ihnen nichts.«
     
    Ich fing an, ihm nicht zu glauben, aber ich lehnte mich vor, die Wange an die Haube gedrückt, die Arme zur Seite ausgestreckt wie zur Kreuzigung, die Füße so breit auseinander, dass ich bei einem gezielten Tritt im Dreck liegen würde. Ein sehr unsicherer Stand, und den wollte er haben. In gewisser Hinsicht war das schmeichelhaft. Er behandelte mich wie eine gefährliche Person. Viele Schurken taten das nicht. Was sie meistens zu bereuen hatten, aber nicht immer. Wenn Muskelprotz heute Nacht ums Leben kam, dann nicht aus Achtlosigkeit.
     
    Er durchsuchte mich von oben bis unten, fuhr mir sogar durch die Haare. Er hätte Bernardos Stiletthaarnadeln gefunden, die der andere neulich übersehen hatte. Er nahm mir die Sonnenbrille ab und musterte sie, als gäbe es Dinge zu finden, die ich an einer Sonnenbrille nie vermutet hätte.

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