Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
wirklich die letzte war. Eine letzte Chance nicht nur für uns, sondern auch für ihn. Seine letzte Chance, sich die lilienweißen Hände nicht blutig zu machen.
Sein Gehilfe an der Tür sagte: »Sheriff, draußen sind über zwanzig Leute.« »Wir können das nicht vor Publikum machen«, sagte Maiden.
Wilkes blickte mich weiter an, und ich hielt stand. Es war, als hätte jeder Angst, wegzusehen, als könnte schon diese kleine Bewegung das Monster freilassen. Vielleicht war es doch nicht Thompson, den ich fürchten sollte.
»Sheriff«, sagte Maiden freundlich.
»In vierundzwanzig Stunden«, sagte Wilkes so gepresst, dass es beim Zuhören wehtat, »werden wir Chuck und Terry als vermisst melden. Dann kommen wir wieder, Ms Blake. Wir kommen wieder und nehmen Sie mit, um Sie zu ihrem Verschwinden zu befragen.«
»Was wollen Sie in die Meldung reinschreiben, wieso Sie glauben, dass ich wissen könnte, wo sie sind?« Er starrte mich neuerlich an, aber das feine Zittern hatte zumindest aufgehört.
Ich bewahrte einen neutralen Ton. »Ich bin sicher, dass von den Ökos gestern Nacht welche die Polizei gerufen haben. Aber niemand ist gekommen. Sie vertreten das Gesetz in dieser Stadt, Wilkes. Sie haben die Leute vor Verbrechern zu schützen. Aber Sie sind nicht gekommen, weil Sie zu wissen glaubten, was passierte. Sie dachten, Chuck und Terry hätten sich hinreißen lassen. Also sind Sie heute Morgen hergekommen, um die Leichen einzusammeln. Aber nun sind keine da.«
»Sie haben sie umgebracht«, sagte er leise durch die Zähne. Ich schüttelte den Kopf. »Nein.« Was rein formal stimmte. Ich hatte nicht beide getötet, sondern einen.
»Sie sagen, Sie haben sie gestern Nacht nicht gesehen?« »Das sage ich nicht. Ich sage nur, dass ich sie nicht getötet habe.« Wilkes drehte den Kopf zu Richard. »Der Pfadfinder da war's nicht.« »Habe ich nicht behauptet.«
»Dann der Kleine, der bei Ihnen war? Jason Schuyler? Er könnte es nicht mit beiden aufnehmen.« »Nein.« »Sie machen mich sauer, Blake, und das wollen Sie bestimmt nicht. «
»Nein, Sheriff Wilkes, ich will Sie nicht sauer machen. Aber ich lüge nicht. Ich habe sie nicht getötet. Ich weiß nicht, wo sie sind.« Das zumindest war vollkommen wahr. Ich fragte mich allmählich, ob Terry das Krankenhaus je zu sehen bekomme, hatte. Vermutlich nicht. Hatte Vernes Rudel ihn umgebracht, nachdem ich ihm das Gegenteil versprochen hatte? Hoffentlich nicht.
»Ich bin länger Polizist, als Sie auf der Welt sind, Blake. Weil, Sie reden, springt bei mir der Lügendetektor an. Sie belügen mich, und das machen Sie gut. «
»Ich habe Ihre beiden Freunde nicht getötet, Sheriff. Ich weiß nicht, wo sie jetzt sind. Das ist die Wahrheit.«
Er ging neben mir in die Hocke. »Das ist Ihre letzte Warnung, Blake. Verschwinden Sie endlich aus meiner Stadt, sonst werfe ich Sie in irgendein Loch. Ich lebe hier schon sehr lange. Wenn ich eine Leiche verschwinden lasse, bleibt sie verschwunden.«
»Werden hier viele Leute vermisst?«, fragte ich.
»Vermisste sind schlecht für den Tourismus«, antwortete Wilkes. Er stand auf. »Aber es kommt vor. Sehen Sie zu, dass es Ihnen nicht passiert. Reisen Sie ab, heute noch. Wenn Sie bis zur Dunkelheit nicht weg sind, ist es vorbei.«
Ich sah ihn an und wusste, dass es ihm ernst war. Ich nickte. »Wir sind schon so gut wie weg.«
Wilkes wandte sich an Richard. »Was ist mit Ihnen, Pfadfinder? Stimmen Sie mit ihr überein? Reicht es Ihnen? Oder muss die Sache noch schlimmer werden?«
Ich blickte Richard an und drängte ihn, zu lügen. Maiden hielt ihm nach wie vor den Knüppel an die Kehle. Das Handtuch war inzwischen weggerutscht, sodass er nackt vor ihm kniete, die Hände auf dem Rücken gefesselt.
Richard schluckte, dann sagte er: »Es reicht.« »Sie sind bis zur Dunkelheit weg?« »Ja.«
Wilkes nickte. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, das zu hören, Mr Zeeman. Kommt, Jungs.«
Maiden zog langsam seinen Knüppel weg und trat zurück. »Ich nehme Ihnen die Handschellen ab, wenn Sie versprechen, sich zu benehmen.«
»Es ist vorbei, Zeeman, nicht wahr?«, sagte Wilkes. »Schließen Sie die Handschellen auf. Die machen uns keinen Ärger mehr.« Maiden wirkte nicht so überzeugt wie Wilkes, aber er gehorchte.
Richard rieb sich die Handgelenke, griff aber nicht nach dem Handtuch. Richard fühlte sich nicht ausgeliefert, wenn er
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