Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Kampf anzufangen. In gewisser Weise hatte er Recht. Wir hatten genug Rangeleien hinter uns, um schon wieder eine neue anzufangen.
»Antworte mir, Verne«, sagte ich.
»Die meisten aus meinem Rudel werden für Menschen gehalten, Anita. Glaubst du wirklich, dieses Arschloch hätte den Mund gehalten?« Er beugte sich mit gefalteten Händen nach vorn. Die Ernsthaftigkeit in Person.
»Er war unsere einzige Verbindung zu den Hintermännern, Verne. Der Einzige, der zu reden bereit war.« Richard zog die Arme etwas enger um mich. Noch ein bisschen mehr, und ich würde die Waffe nicht heben können. »Ich werde ihn nicht erschießen, Richard. Beruhige dich, ja?« »Kann es nicht sein, dass ich dich nur im Arm halten will?«, fragte er dicht an meinem Ohr.
»Nein.«
Er ließ die Arme sinken und legte sie locker um meine Taille, sodass seine Hände zwischen meinen Beinen landeten, da ich ebenfalls mit angezogenen Knien dasaß. Unter anderen Umständen wäre das eine interessante Stellung gewesen, aber wenn ich mich hier durchsetzen wollte, durfte ich mich nicht ablenken lassen.
»Das Rudel hat für mich Vorrang, Anita. Das muss so sein.«
»Ich würde niemals etwas tun, das dein Rudel gefährdet, Verne. Aber ich hatte dem Mann mein Wort gegeben, dass wir ihn ins Krankenhaus bringen, wenn er uns sagt, was er weiß. Ich hatte es ihm versprochen, Verne.«
»So ernst nimmst du deine Versprechen«, sagte er. »Ja,« »Dafür habe ich Respekt«, sagte er. »Du hast ihn umgebracht, stimmt's ?«, fragte ich. »Nicht ich persönlich, aber ich habe es befohlen.«
Richard hielt mich noch fester. Ich merkte, wie er darum rang, sich zu entspannen. Er rieb das Kinn an meinen feuchten Haaren, streichelte mir die Arme, als wäre ich ein bissiger Hund, den er beschwichtigen müsste.
»Und ich hatte ihm mein Wort gegeben«, erwiderte ich. »Was kann ich tun, um das zwischen uns wiedergutzumachen?«, fragte Verne.
»Nichts«, wollte ich sagen, aber Richard hatte Recht. Wir brauchten sie. Oder besser gesagt, wir brauchten Verbündete, und andere hatten wir nicht. Was konnte er tun, um das wiedergutzumachen? Tote aufwecken fiel in meine Abteilung, und Fletcher zum Zombie zu machen wäre auch nicht das Richtige.
»Ehrlich gesagt: Verne, ich weiß es nicht. Aber mir wird schon noch etwas einfallen.« »Du meinst, ich bin dir einen Gefallen schuldig?« »Der Mann ist tot, Verne. Das muss schon ein riesiger Gefallen sein.« Er musterte mich forschend, dann nickte er. »Schätze ich auch.«
»Gut«, sagte ich, »gut. Belassen wir es erst mal dabei, Verne, aber wenn ich zu dir komme und dich um etwas bitte, wäre es keine gute Idee, mich zu enttäuschen.«
Er grinste kurz. »Ich weiß nicht, ob ich mich darauf freuen soll, dass du Roxanne kennen lernen wirst.« »Wer ist Roxanne?«, fragte ich. »Seine Lupa«, erklärte Richard.
Verne stand auf. »Richard meinte, ihr würdet euch mögen, falls ihr euch nicht gleich im ersten Moment umbringt. Jetzt weiß ich, was er gemeint hat.« Er kam zu uns rüber, hielt mir die Hand hin, als wollte er mir vom Boden aufhelfen. Aber ich ahnte schon, dass es mehr zu bedeuten hatte.
Richard ließ mich los, und ich nahm Vernes Hand. Er zog mich gar nicht hoch, sondern hielt nur meine Hand, während ich aufstand. Mit der Browning in der rechten.
»Wenn du um etwas bittest, das meinem Rudel schadet, kann ich kein Versprechen geben. Ansonsten hast du mein Wort. Bitte mich, und es wird dir gewährt.« Er grinste plötzlich, dann sah er Richard an. »Mann, sie ist wirklich klein.« Richard enthielt sich klugerweise einer Bemerkung.
Verne kniete sich vor mich. »Um mein Versprechen zu besiegeln, biete ich dir den Hals dar. Verstehst du diese Geste?« Ich nickte. »Es ist eine Geste des Vertrauens. Wäre ich ein Wolf, könnte ich dir die Kehle rausreißen.«
Er nickte, beugte den Kopf zur Seite und entblößte die Stelle, wo die Halsschlagader dicht unter der Haut verlief. Meine Hand ließ er nicht los. »Was soll ich jetzt tun?«, fragte ich Richard.
»Gib ihm einen Kuss auf die Stelle, oder lass ihn sacht die Zähne spüren. Je fester zu zubeißt, desto weniger traust du ihm oder desto dominanter schätzt du dich selbst ein.«
Ich blickte Verne an. Er war sehr gut. Von seinen Kräften war kein bisschen zu spüren, obwohl wir Hautkontakt hatten. Ich hatte einmal gemerkt, wie stark sie waren. Er konnte mir das Gefühl geben,
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