Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
meine Tür aufbrechen wollen, nachdem ich ihnen nicht aufmache?« »Wenn Sie keine Hilfe wollen, warum rufen Sie dann an, Anita?« »Weil ich einen anderen Polizisten am Apparat haben will, wenn sie durch die Tür kommen.«
Ein, zwei Sekunden lang hörte ich Dolph atmen, dann: »Halten Sie keine Pistole in der Hand. Liefern Sie ihnen keinen Vorwand.«
Die Tür krachte auf. Maiden kam als Erster rein. Er gab das Schussfeld frei, indem er in die Hocke ging. Der große Hilfssheriff mit der Narbe sicherte nach oben. Beide zielten auf mich. Maidens große Fünfundvierziger wirkte in seinen Händen wie zu Hause.
Ich stand da, hielt mir mit einer Hand die Bettdecke vor, in der anderen Hand hielt ich das Telefon. Ich achtete sorgfältig darauf, mich nicht zu bewegen. Ich rührte mich nicht, aber das Herz klopfte mir bis zum Hals.
Dolphs Stimme drang an mein Ohr. »Anita?« »Ich bin hier, Sergeant Storr.« Ich schrie es nicht, aber ich sorgte dafür, dass meine Stimme ein Stück weit trug.
Sheriff Wilkes kam hinter seinen Hilfssheriffs herein. Seine Waffe steckte im Holster. »Legen Sie den Hörer auf, Blake.« »Nanu, Sheriff Wilkes, wie nett, Sie in Mr Zeemans Hütte zu treffen, noch dazu an einem so schönen Morgen.«
Er schritt durch das Zimmer auf mich zu. Er riss mir den Apparat aus der Hand, und ich wehrte mich nicht. Ich glaubte nicht, dass er hier war, um jemanden umzubringen, aber er war gekommen, um jemanden zu bestrafen. Ich wollte mir große Mühe geben, ihm keinen Grund zu liefern, es an mir auszulassen. Was immer er vorhatte, ich würde es ihm nicht erleichtern.
Er hielt sich den Hörer gerade so lange ans Ohr, dass er Dolph hörte, dann legte er auf. »Diesmal wird Sie kein Anruf retten, Blake.«
Ich schaute aus großen braunen Augen zu ihm auf. Ich tat alles, außer mit den Wimpern zu klimpern. »Brauche ich denn Rettung, Sheriff Wilkes?«
Das Telefon klingelte. Wir standen da und ließen es klingeln. Sieben Mal, dann hob Wilkes ab und legte auf, ohne es sich auch nur ans Ohr zu halten. Er bebte vor Wut. Ein feines Zittern durchlief seine Hände, seine Arme. Er war ganz rot im Gesicht, weil er sich furchtbar anstrengte, nicht gewalttätig zu werden oder sonst eine Dummheit zu machen.
Ich stand da so neutral wie möglich. So harmlos wie möglich. Mit schlafzerzausten Haaren und vorgehaltener Bettdecke war das nicht allzu schwer.
Die Badezimmertür ging auf, und Richard blieb stehen, nur mit einem Handtuch um die Hüften. Die Mündungen schwenkten zu ihm. Er rührte sich nicht. Dampfschwaden zogen ins Zimmer.
Es folgte eine Menge Geschrei. »Hände hoch! Auf den Boden!« Richard verschränkte die Hände hinter dem Kopf und nahm alles ziemlich ruhig hin. Er hatte sie gehört. Er war aus der Dusche gestiegen in dem Wissen, dass sie hier waren. Er hätte durchs Fenster klettern können, hatte es aber nicht getan.
Wenn sie uns wirklich für gefährlich hielten, wären sie zu ihm reingegangen. Aber sie hatten ihn rauskommen lassen. Sie behandelten uns nicht wie Kriminelle. Sie selbst verhielten sich wie Kriminelle.
Richard lag auf dem Bauch, Maiden drückte ihm die Mündung an den Rücken. Handschellen wurden angelegt. Der Narbige zog ihn auf die Knie. An den langen nassen Haaren. Das Handtuch rutschte nicht. Zähes Handtuch.
Das Telefon klingelte. Es klingelte dreimal. Jedes Klingeln hörte sich lauter an. Wilkes packte den ganzen Apparat und riss das Kabel aus der Wand. Er warf es an die andere Wand, wo es stumm liegen blieb. Er blickte auf mich nieder und atmete so schwer, dass es beklemmend wirkte.
Er sprach sehr beherrscht, als fürchtete er zu schreien, als fürchtete er, wenn er auch nur über seine Stimme die Beherrschung verlor, wäre alles vorbei. »Ich habe Ihnen befohlen, meine Stadt zu verlassen.«
Ich nahm einen sehr freundlichen, völlig unbedrohlichen Tonfall an. »Sie haben mir bis heute Abend Zeit gegeben, Wilkes. Es ist nicht einmal neun Uhr morgens. Warum die Eile?«
»Sie reisen heute ab ?« Ich öffnete den Mund zu einer Lüge. Richard sagte: »Nein.« Scheiße. Wilkes packte mich am Arm und zog mich zu Richard. Ich verfing mich in der die Decke, und er zerrte mich die letzten zwei Schritte. Ich verwendete meine Mühe allein darauf, die Decke zu behalten. Blutergüsse machten mir nichts aus. Vor diesen Männern nackt dazustehen machte mir entschieden etwas aus.
Wilkes stieß mich neben Richard zu
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