Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
nackt war. Er fühlte sich wohl. Wie die meisten Lykanthropen.
Maiden folgte Wilkes zur Tür, aber er behielt uns beide im Auge, als rechnete er doch noch mit Ärger. Ein guter Polizist kehrt einem nie ganz den Rücken zu.
Thompson ging hinterher. Er sagte: »Das Ding von deinem Liebhaber ist fast so groß wie du.« Das trieb mir die Röte ins Gesicht. Es ärgerte mich, aber ich konnte es nicht verhindern.
Er lachte. »Ich hoffe, du bleibst noch. Ich möchte wirklich mal gerne mit dir allein sein.« »Mein neues Lebensziel lautet, niemals mit Ihnen allein zu sein, Thompson.«
Er lachte wieder und stieg noch lachend die Stufen hinunter. Der Hilfssheriff, der sich wegen der Leute draußen sorgte, ging ebenfalls. Nur Maiden wartete an der Tür auf Wilkes.
»Ich hoffe, dass wir uns nie wieder begegnen, Blake«, sagte Wilkes. »Dito, Sheriff«, antwortete ich.
»Mr Zeeman.« Er nickte ihm zu, als hätte er uns nur mal kurz aus dem Verkehr herausgewinkt und uns eine Verwarnung erteilt. Seine ganze Körpersprache änderte sich, als er durch die Tür schritt, ein braver Gesetzeshüter, der mit ein paar Touristen über die Störung von letzter Nacht gesprochen hatte.
Als sich die Tür hinter ihnen schloss, kam Richard zu mir gekrochen. Er wollte mein Gesicht in die Hände nehmen und zögerte. »Bist du verletzt?« »Ein bisschen.« Er schloss mich in die Arme, drückte mich sanft an sich. »Flieg nach Hause, Anita, geh zurück nach St. Louis.«
Ich löste mich so weit, dass ich ihm ins Gesicht sehen konnte. »Oh nein. Wenn du bleibst, bleibe ich auch.« Er nahm mein Gesicht in beide Hände. »Sie werden dir etwas antun.« »Nicht, wenn sie glauben, dass wir abgereist sind. Können Vernes Leute uns verstecken?«
»Was glaubst du, wer da draußen steht?« Ich sah ihn an. »Haben sie diesen Fletcher umgebracht?« »Ich weiß es nicht, Anita.« Er zog mich wieder in die Arme. »Ich weiß es nicht.« »Ich hatte ihm versprochen, wir würden ihn am Leben lassen, wenn er uns sagt, was er weiß.«
Er ließ mich los. »Du hättest ihn im Kampf getötet, ohne mit der Wimper zu zucken, aber weil du ihm Sicherheit versprochen hast, bist du aufgebracht.«
Ich stand auf und zerrte die Bettdecke unter seinen Knien weg. »Wenn ich jemandem mein Wort gebe, meine ich es ernst. Ich habe ihm mein Wort gegeben, ihn am Leben zu lassen. Jetzt ist er tot, und ich will wissen, warum.«
»Es ist die Polizei, die wir gegen uns haben, nicht Verne. Ärgere ihn nicht, Anita. Er und sein Rudel sind alles, was wir noch haben.«
Ich kniete mich vor meinen Koffer und suchte mir ein paar Sachen raus. »Nein, Richard, wir haben uns beide, und wir haben Shang-Da und Jason und Asher und alle, die wir mitgebracht haben. Wenn Vernes Leute mich gestern Nacht hintergangen und den Kerl getötet haben, haben wir sie nicht. Sie haben uns. Weil wir sie brauchen, und das wissen sie.«
Die Klamotten im Arm stand ich auf und ging zum Badezimmer. Die Bettdecke um den Leib gewickelt. Aus irgendeinem Grund wollte ich jetzt nicht nackt sein, nicht einmal vor Richard. Unterwegs fiel mir etwas ein. Ich holte die Browning unter dem Kopfkissen hervor und legte sie auf mein Kleiderbündel. Ich wollte keine Minute mehr unbewaffnet sein, bis wir wieder zu Hause waren. Wem das nicht passte, der würde sich damit abfinden müssen. Einschließlich all meiner Lieben. Allerdings sagte Richard kein Wort über die Pistole oder sonst was, als ich die Tür zuzog.
30
Ich wollte eine lange heiße Dusche. Ich gab mich mit einer kurzen zufrieden. Aber vorher hatte ich noch Dolph angerufen, um ihm mitzuteilen, dass ich nicht tot war. Ich hatte nur eine Nachricht hinterlassen können. Ich wollte ihm den Namen Franklin Niley geben und sehen, ob es eine kriminelle Verbindung gab. Eigentlich gab Dolph keine polizeilichen Informationen an mich weiter, außer wenn wir an einem Fall arbeiteten, aber ich hoffte, er würde eine Ausnahme machen. Was Dolph am wenigsten leiden konnte, waren kriminelle Polizisten. Vielleicht würde er mir helfen, nur um Wilkes eins auszuwischen.
Ich zog weiße Sportsocken, blaue Jeans und ein königsblaues Trägerhemd an. Ich würde noch eine kurzärmlige Bluse darüberziehen, um die Browning zu verbergen. Das Holster würde an den Kanten ein bisschen scheuern, aber bei Sommerkleidung, unter der sich Waffen verstecken ließen, war die Auswahl begrenzt. Ich hätte Shorts getragen, wenn
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