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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ich nicht vorgehabt hätte, im Wald nach Trollen und Biologen zu suchen. Ich spekulierte darauf, dass es im Wald kühler sein würde.
     
    Ich knetete mir Festiger in die Locken, solange sie noch feucht waren, kämmte sie durch und war bereit. Da ich mich mit Makeup nicht aufhielt, war ich im Bad schnell fertig. Ich starrte in das Oval des Spiegels, das ich mit dem Handtuch freigerieben hatte. Der Rest war beschlagen. Die Blutergüsse von der ersten Schlägerei waren verschwunden, ich sah aus, als wäre sie gar nichtpassiert. Aber mein Mund war an einer Seite leicht geschwollen, und neben dem Mundwinkel war eine kleine rote Stelle. Bei dieser Heilgeschwindigkeit konnte ich mich jeden Tag prügeln, ohne dass vom Vortag etwas zu sehen wäre.
     
    Aus dem Zimmer kamen Stimmen. Eine gehörte Richard. Die andere war ein brummender Bass, der sich nach Verne anhörte. Gut. Ich musste mich mit ihm unterhalten. Es waren noch andere da. Ich hörte Nathaniel heraus, hell und klar: »Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.«
     
    Die ganze Bande war da. Ich fragte mich, worüber sie sich unterhielten. Mir fiel allerhand ein.
     
    Ich steckte mir die Browning vorne in den Hosenbund. Solange ich mich damit nicht hinsetzte, war das okay. Der Lauf war zu lang, um bequem damit zu sitzen. Ich öffnete die Tür, und die Unterhaltung verstummte, als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt. Wahrscheinlich hatten sie über mich gesprochen. Nathaniel stand mir am nächsten, in seidigen Joggingshorts und passendem Trägerhemd. Die langen Haare waren zu einem Zopf geflochten. Er sah aus wie die Reklame für ein besseres Sportstudio. »Ich hab Wache gehalten, Anita, aber das sind Bullen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. « Er drehte sich weg. Ich musste seinen Arm schnappen, um ihn zu mir herumzuziehen. Er richtete seine lila Augen auf mich. »Nächstes Mal warnst du uns laut. Das ist alles, was du hättest anders machen können.«
     
    »Ich tauge nichts als Leibwächter«, sagte er.
     
    Das stimmte, aber ich wollte es ihm nicht' ins Gesicht sagen. Er hätte wirklich nicht viel tun können.
     
    Ich sah zu Shang-Da hinüber. Er hockte mit dem Rücken an der Wand und balancierte auf den Zehenballen. Er hatte sein schwarze Anzughose und ein weißes kurzärmliges Hemd an. Von den Kratzwunden im Gesicht waren nur noch leuchtend rote Striemen übrig. Wo er für den Rest seines Lebens Narben hätte haben müssen, würde in ein paar Tagen nichts mehr zu sehen sein.
     
    »Was hättest du anders gemacht, wenn du Wache gestanden hättest, Shang-Da ?« Bei der Frage hielt ich Nathaniels Arm fest. »An mir wären sie ohne Erlaubnis nicht vorbeigekommen.« »Hättest du dich gewehrt, wenn sie dir Handschellen hätten anlegen wollen?«
     
    Er schien darüber nachzudenken. »Ich habe was dagegen, wenn man mir Handschellen anlegt.«
     
    Ich zog Nathaniel ein Stück an mich heran. »Siehst du, Nathaniel, es gibt Leibwächter, die hätten ihnen einen Vorwand zum Schießen geliefert. Also mach dir keine Gedanken.« Insgeheim nahm ich mir vor, Nathaniel niemals allein Wache stehen zu lassen. Shang-Da aber auch nicht.
     
    Verne saß in dem Sessel am Fenster. Seit unserer ersten Begegnung hatte er nur das T-Shirt gewechselt. Vielleicht besaß er nicht mehr: eine Jeans und einen Vorrat verschiedener T-Shirts. Die langen grauen Haare trug er zum losen Pferdeschwanz gebunden.
     
    Richard hatte sich eine Jeans angezogen und die Haare geföhnt, mehr nicht. Er konnte den ganzen Tag nur in Jeans oder Shorts rumlaufen und zog Schuhe nur an, wenn er nach draußen musste. Ein Hemd kam erst zum Vorschein, wenn er ausging. Richard fühlte sich mit seinem Körper wohl. Wenn man so aussah wie er, warum auch nicht.
     
    »Geht es dir gut?«, fragte Verne.
     
    Ich zuckte die Achseln. »Ich werd's überleben. Da wir gerade davon sprechen: Wie geht es dem guten Terry? Haben sie ihm im Krankenhaus den Arm wieder angenäht?«
     
    Richard streckte die Hand nach mir aus. Ich zögerte, dann nahm ich sie. Ich ließ mich zu ihm auf die Knie ziehen. Ich nahm die Browning aus dem Hosenbund, damit ich mich zwischen seine Beine setzen konnte. Er zog mich an seine Brust, neben mir seine angewinkelten Knie. Seine Arme waren warm und sehr fest. Ich lehnte den Kopf an und behielt mit Verne Augenkontakt.
     
    Es schadete nicht, dass ich die Browning in der Hand hielt.
     
    Richard küsste mich auf die feuchten Haare. Er wollte mich ermahnen, ein braves Mädchen zu sein. Keinen

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