Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Ihrem Geliebten in die Schuhe zu I schieben. Wie viele Leute werden wohl an seine Unschuld glauben, wenn sie hören, dass er ein Werwolf ist?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, antwortete ich.
Ich musste Hendersons lebhaften Blicken den Rücken zukehren. Seine Aufmerksamkeit war ein bisschen zu groß. Wilkes achtete nicht auf mich. Er beobachtete Henderson. Leider war ich jetzt der Toten zugewandt. Ich drehte mich zur i Seite und starrte zwischen die Bäume.
Die Stimme am Telefon klang kultiviert, fast zu wohlerzogen, um beruhigend zu wirken. »Kommen Sie, Ms Blake, lassen wir das Versteckspiel. Ich weiß, was Mr Zeeman ist, und sobald er festgenommen ist, wird ein einfacher Bluttest beweisen, dass ich Recht habe. Er wird seine Stelle und seine Karriere verlieren und vielleicht sogar hingerichtet werden. Sie haben einen ausgezeichneten Anwalt angeheuert. Ich gratuliere. Aber wenn Mr Zeeman verurteilt wird, folgt die Todesstrafe automatisch. Jurys neigen sehr dazu, Monster schuldig zu sprechen.«
»Ich höre.« »Kommen Sie zu dem Imbissrestaurant in der Stadt. Ein öffentlicher Ort, wo Sie sich sicher fühlen können.« »Warum wollen Sie sich mit mir treffen?« Ich redete immer leiser.
»Um Sie ein letztes Mal zu bitten, die Stadt zu verlassen, Ms Blake. Ich hege nicht den Wunsch, mich mit Ihnen anzulegen. Die Geister sagen, das würde den Tod bedeuten.« »Die Geister?«, flüsterte ich.
»Kommen Sie in das Restaurant, Ms Blake. Sie und Mr Zeeman. Und ich verspreche Ihnen, es wird alles vorbei sein. Sie verlassen die Stadt, und alles wird gut.«
»Ich traue Ihnen nicht.«
»Das sollten Sie auch nicht«, sagte Niley und lachte. Es hatte einen tiefen, satten Klang. »Aber kommen Sie, Ms Blake. Ich werde Ihnen alle Fragen beantworten. Ich werde Ihnen sagen, warum ich das Stück Land haben will. Sobald meine Leute überprüft haben, dass Sie nicht verdrahtet sind, sage ich Ihnen alles, was Sie wissen wollen. Das wird Sie doch sicher locken.«
»Sie klingen wie ein Mann, der sich mit Verlockungen auskennt, Mr Niley.« Er lachte wieder. »Geld lockt viele Leute, und ich besitze eine Menge davon.« Ich hatte mich langsam von Henderson entfernt. »Sie wollen mir Geld anbieten?«
»Nein, Ms Blake, damit habe ich einen gewissen Gesetzeshüter in mein Lager gezogen -und seine Männer. Ich glaube nicht, dass Geld der Schlüssel zu Ihrer Seele ist.«
Es gefiel mir nicht, wie er das sagte: »Was wollen Sie, Mr Niley ?
»Reden, mehr nicht. Ich würde schwören, dass Sie sicher sind, aber das würden Sie mir wahrscheinlich nicht glauben.« »Das sehen Sie richtig.«
»Kommen Sie zu unserer Verabredung, Ms Blake. Lassen Sie uns miteinander reden. Wenn ich Ihre Fragen beantwortet habe, können Sie entscheiden, ob sie abreisen oder bleiben. Nun, wären Sie so freundlich, mir noch einmal den Sheriff zu geben?«
Ich drehte mich zu den wartenden Männern um und hielt das Telefon hoch. »Er will Sie noch mal sprechen.«
Wilkes kam. Wir standen ganz allein bei der Leiche, als er mir den Apparat abnehmen wollte. Ich hielt ihn fest. Ich beugte mich dicht zu ihm heran und sagte: »In der Hölle kann man kein Geld ausgeben, Wilkes. Der Teufel zahlt mit anderer Münze.«
Er riss mir das Ding aus der Hand und ging ein Stück zwischen die Bäume, während er der Stimme lauschte. Der Stimme, die ihm Geld geboten hatte, damit er alles, was er war oder hätte werden können, verriet. Von allen Motiven, die es für Mord und Verrat gab, konnte ich Gier am wenigsten begreifen. Und gerade die war am meisten verbreitet.
34
Richard hatte noch kein Wort gesprochen, seit wir zu dem Restaurant unterwegs waren. Er hatte sich das Gummiband aus dem Haar gezogen und spielte damit, dehnte es, ließ es locker, dehnte es und so weiter. Normalerweise hatte er keine nervösen Ticks. Das war kein gutes Zeichen. Ich bog auf den Parkplatz ein und stellte den Motor ab. Richard saß mit seinen langen Beinen in der Mitte. Dass ich fuhr, war sein Wunsch gewesen. Von wegen größere Ablenkbarkeit so kurz vor Vollmond. Shang-Da saß mit gelassener Miene auf der anderen Seite. Jedes Mal wenn ich ihn ansah, schienen die Kratzer ein bisschen undeutlicher zu sein. Bis morgen Abend würde nichts mehr zu sehen sein. Es war beeindruckend, und es würde ihn vor allen als das kennzeichnen, was er war: ein Gestaltwandler.
Einen Moment lang saßen wir da und hörten den Motor
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