Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Das würde mich in die Mitte der Verdächtigenliste setzen, nicht an die Spitze.«
»Ich habe gehört, dass Sie gern schießen.« »Von wem?« »Polizisten reden untereinander, Ms Blake. Wenn das Opfer eine Kugel im Kopf hätte, würde ich glauben, dass Sie es gewesen sind.« »Warum sollte ich eine fremde Frau umbringen?« »Sie ist Ihnen nicht fremd, Ms Blake.« Er beobachtete mich sehr genau.
Ich sah zu der Leiche hinüber, betrachtete sie von oben bis unten. Da war nichts, das mir bekannt vorkam. Von allen Frauen, denen ich hier begegnet war, hatte keine die entsprechende Körpergröße. Bis auf eine.
Ich drehte mich zu ihm herum und merkte, wie ich blass wurde. »Wer ist sie?« »Betty Schaffer, die Frau, die Ihren Geliebten der Vergewaltigung beschuldigt hat.«
Die Welt löste sich in Farbstreifen und Hitze auf. Jemand stützte mich am Ellbogen, und nur das hielt mich auf den Beinen. Als ich wieder klar sehen konnte, hielt Henderson meinen Arm, und Wilkes kam gerade zurück. »Geht es Ihnen nicht gut, Ms Blake?«, fragte er.
Ich sah ihm in die Augen und wusste nicht, was ich sagen sollte. Betty Schaffer war mehr als ermordet worden. Wenn das Ritual richtig ausgeführt wurde und das Opfer gefährdet war, nicht rein, etwa ein Verräter oder ein Lügner oder ein lüsterner Mensch, dann konnte die Seele zusammen mit dem Leben genommen werden. Ich hatte mal eine Leiche gesehen, die bei einem Ritual für einen Dämon getötet worden war, und das war ganz anders gewesen. Das Opfer war mit einem Messer vollzogen und die Seele geraubt worden. Und ich konnte den Toten nicht erwecken. Wenn bei dem Tod ein Dämon im Spiel gewesen war, hatte ich keine Macht über die Leiche, dann war sie nicht mehr als ein Klumpen Lehm.
Wilkes konnte keine Dämonen beschwören. Und keiner seiner Männer hatte solche Kräfte. Wer konnte es getan haben? Niemand, den ich bisher in dieser Gegend kennen gelernt hatte.
Bevor mir einfiel, was ich sagen könnte, redete Wilkes. »Sie haben einen Anruf. Ich glaube, den sollten Sie entgegennehmen.«
Er hatte Angst, dass ich reden würde. Das Problem war, dass ich nichts beweisen konnte. Mann, ich wusste nicht mal genau, was vor sich ging. Was war an diesem gewöhnlichen Stück Land dran, dass dafür einer tötete? Warum musste derjenige die Trolle loswerden? Nur damit es sich besser verkaufen ließe? Oder gab es dunklere Zwecke? Jemand hatte einen Dämon beschworen, um die Trolle als Täter hinzustellen. Aber wer, wusste ich nicht. Dafür wusste ich, warum Betty Schaffer das Opfer war. Sie hatte sich für diese Art Zeremonie geradezu angeboten.
Die Filme versuchen uns lauter Unsinn weiszumachen, dass man für ein Opfer reine Jungfrauen braucht, aber das wahre Böse will nicht töten und die Reinheit zum Himmel schicken. Es will das Gute verderben. Wenn die Guten tot sind, kommt der Teufel nicht mehr an sie heran. Aber wenn man die Unreinen opfert, sie tötet - nun, dann kommt der Teufel zu seinem Recht.
Wilkes nahm meinen Arm, wie um mich zu stützen. »Fassen Sie mich nicht an, Wilkes. Fassen Sie mich nie wieder an.«
Er ließ die Hand sinken. Henderson beobachtete uns, als sähe er mehr, als wir ihm verraten wollten. Ein Talent der Polizisten. Wenn sie etwas Verdächtiges sehen, zählen sie zwei und zwei zusammen und schaffen es, dass einer zehn oder fünfundzwanzig Jahre oder lebenslänglich bekommt.
Wilkes sah mich an. »Könnten das Werwölfe getan haben? «, fragte er ganz ruhig.
Ich konnte meine Bestürzung nicht verbergen. Ich riss mich zusammen, um mir nichts weiter anmerken zu lassen, aber es war genug. Wilkes wusste über Richard Bescheid - irgendwoher-, und er würde versuchen, ihm den Mord an Betty Schaffer anzuhängen. Ein Werwolf war ein guter Sündenbock, und es machte viel mehr Spaß, ihn als Täter zu nehmen, als sich an einen Dämon zu halten.
Er nahm ein Mobiltelefon aus der Tasche. Er tippte ein,' Nummer ein. »Sie ist hier«, sagte er und gab es mir. Henderson verfolgte unser Tun wie eine Komödie. Ich nahm den Apparat. Die Stimme in der Leitung war männlich, und ich kannte sie nicht.
»Ich bin Franklin Niley, Ms Blake. Ich glaube, es ist Zeit, dass wir uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten.« »Der Meinung bin ich nicht«, sagte ich.
»Wilkes erzählt mir, dass Sie unseren kleinen Plan, den verflixten Trollen den Mord anzuhängen, durchkreuzt haben. Aber es ist noch nicht zu spät, ihn
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