Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
bestimmten nahöstlichen Fürstenhauses aufgezählt. Eine römische Lanze. Leider gehörte sie zu den Dingen, die fehlten, nachdem die Briten Washington D. C. 1815 in Brand gesteckt und geplündert hatten.«
»Vom Brand des Weißen Hauses im Krieg von 1812 habe ich gelesen. Einige Wertgegenstände gingen verloren. Also angenommen Sie hätten Recht: Wie ist sie dann hier gelandet?«
»Howard hat sie mit seinen medialen Fähigkeiten hier aufgespürt. Die Geister haben uns an diesen Ort geführt. Wir engagierten einen Rutengänger, und er schritt die Grenzen unseres Suchgebiets ab. Die Stelle liegt auf Greenes Land.«
»Suchen Sie das Land ab«, sagte Richard. »Dafür brauchen Sie es nicht zu kaufen. Sie brauchen die Trolle nicht zu stören, um nach der Lanze zu suchen.«
»Sie kann überall vergraben liegen, Richard. Ich glaube nicht, dass Greene es schätzen würde, wenn wir seinen ganzen Besitz umgraben.« »Ich wundere mich, dass Greene noch am Leben ist«, sagte ich.
»Wir haben uns das Testament seines Vaters angesehen. Wussten Sie, dass das Land zu einem Tiergehege werden soll, wenn der Sohn stirbt? Der alte Mann war in Ihre Trolle vernarrt, Mr Zeeman.« »Nein, das wusste ich nicht«, sagte Richard.
»Wie sollten Sie auch? Der junge Greene versucht, an uns zu verkaufen. Wir kennen die Bestimmungen zu dem Grundstück, weil er sich über sie beklagt hat, aber das hat ihm das Leben gerettet. Also müssen wir das Land kaufen, und dafür müssen die Trolle weg - es sei denn, Sie hören auf, gerichtlich gegen den Verkauf vorzugehen.« Niley lächelte Richard an. »Würden Sie das für mich tun, Richard? Würden Sie unseren Kauf dulden? Ich verspreche Ihnen, dass wir die Trolle so wenig wie möglich stören.«
Richard beugte sich zu mir und flüsterte: »Streichst du mit dem Fuß an meinem Bein entlang?« Ich sah ihn an. »Nein.«
Richard rutschte laut scharrend mit seinem Stuhl zurück und näher zu mir. Einen Arm legte er auf meine Rückenlehne. »Wenn Sie das Land erst mal besitzen, Niley, können wir nicht mehr verhindern, dass Sie mit Bulldozern anrücken. Wir können Sie nur am Kauf an sich hindern.«
»Richard, Sie enttäuschen mich. Nach unserem kleinen Tete-a-Tete im Waschraum dachte ich, wir seien Freunde.« Richard wurde vom Hals bis zu den Haarwurzeln puterrot. »Warum haben Sie Betty umgebracht?«
»Nun, damit die Trolle als Mörder dastehen. Ich dachte, das sei Ihnen inzwischen klar geworden.«
»Warum Betty?« Beck antwortete mit seiner hohen, melodischen Stimme. »Sie war eine Lügnerin, eine Verräterin und ein wollüstiges Ding. Sie hat sich dem Bösen geöffnet.«
Richards Kräfte strömten aus, ich spürte sie im Rücken von seinem Arm. Fast meinte man, sie wie Hitze flimmern zu sehen. Tief in mir knüpften sie an etwas an. Ich legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. Er fuhr zusammen, ehe er merkte, dass ich es war, dann lehnte er sich zurück. Ich schickte ihm beruhigende Gedanken. Doch seine Gedanken galten Betty, und sie waren so stark, dass ich an die Tote denken musste. Das Bild ihrer abgerissenen Brüste blitzte in mir auf, und Richard stand so heftig auf, dass sein Stuhl umkippte. Er stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und schwankte leicht. Ich dachte, er würde ohnmächtig werden.
Ich streckte beschwichtigend die Hand aus, hatte aber Angst, ihn zu berühren, Angst, dass er noch mehr sehen würde. Shang-Da kam zu ihm herum und fasste seinen Arm. Ringsherum war es still geworden. Alle starrten uns an. »Bitte, Richard, setz dich wieder«, flüsterte ich.
Shang-Da drängte ihn sanft auf seinen Stuhl zurück. Wir warteten schweigend und beobachteten einander, bis die Leute weiterredeten und sich ihrem Essen zuwandten. Howard sagte leise: »Ihre Auren sind für einen Moment zusammengeflossen. Sie wurden eins und flimmerten. Was sind Sie füreinander?«
»Betty war nicht perfekt, aber sie hatte nicht verdient, auf diese Weise zu sterben.« Richard quetschte die Worte heraus. Er senkte den Kopf über die Tischplatte, und ich begriff, dass er weinte.
Ich legte behutsam die Hand auf seinen Rücken und rieb ihn in kleinen Kreisen. »Ihr Plan, den Mord den Trollen anzuhängen, ist im Eimer. Was jetzt?« »Es spielt keine Rolle, was wir als Nächstes tun, Anita. Sie werden nicht mehr hier sein.«
»Wir haben Wilkes gesagt, dass wir abreisen«, erwiderte ich. Richard nahm die Brille ab und wischte sich die
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