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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Augen. »Sehen Sie mich bitte an, Richard«, bat Niley.
     
    Vielleicht war es das Bitte, Richard tat es jedenfalls. Niley schaute. »So schöne braune Augen. Sie sind eine glückliche Frau, Anita.«
     
    Richard wollte aufspringen. Ich fasste seinen Arm. Seine Muskeln waren hart und angespannt. Sie brummten förmlich von dem Wunsch, über den Tisch zu springen und Niley anzufallen.
     
    »Ich werde dafür sorgen, dass Sie wirklich gehen. Kürzlich haben die Geister zu Howard von einem Tier gesprochen, das der todbringenden Dame hilft. Ich glaube, ich blicke gerade auf dieses Tier.«
     
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
     
    Richard setzte die Brille wieder auf und rückte mit dem Stuhl an den Tisch. Er zog die Schultern hoch, dass die T-Shirt-Nähte spannten.
     
    »Die hiesigen Vampire schätzen Sie nicht besonders«, sagte Niley. »Ich bin auf sie zugegangen, um etwas über die Lanze zu erfahren. Einige von ihnen sind schon so lange in dieser Gegend, dass sie etwas darüber wissen könnten. Das war leider nicht der Fall, aber sie verrieten mir interessante Dinge über Sie und Richard und den Meistervampir von St. Louis. Es heißt, Sie führen eine Dreiecksbeziehung. Allerdings scheint Richard nicht gern ein Interesse an Männern zuzugeben.«
     
    »Glauben Sie nicht alles, was man Ihnen erzählt, Niley, besonders nicht Leuten, die uns nicht mögen. Ihre Feinde setzen immer bessere Gerüchte in die Welt als Ihre Freunde.«
     
    Niley spitzte die Lippen. »Du meine Güte. Dann müssen meine Avancen wirklich unerwünscht gewesen sein.« Er lachte und wurde dann abrupt ernst. »Ich glaube, es ist Zeit für die Drohung.«
     
    »Nur zu!«, sagte ich. »Ich denke an einen Betäubungspfeil für Richard. Wenn er wieder zu sich kommt, findet er sich in Silberketten auf dem Bauch wieder, nackt. Ich werde ihn vergewaltigen und meinen Spaß haben. Dann lasse ich ihm von Linus die Kehle durchschneiden, und Linus wird seinen Spaß haben.« Er richtete seinen kalten Blick auf mich. »Sie, Anita, werde ich Linus überlassen, für seinen Meister.«
     
    Beck wandte sich mir zu. Er sah genauso aus wie vorher, doch die Haut auf meinem Rücken wollte wegkriechen und sich verstecken. Die Haare an meinen Armen standen in senkrechten Reihen. Durch das hell erleuchtete Restaurant hörte ich das Böse wispern.
     
    Der Hellseher keuchte und schlang die Arme um sich. Ich starrte Beck offen an. Ich hatte Angst vor ihm und vor dem, was in ihm steckte. Niley lachte mit tiefer freudiger Stimme. »Ich glaube, jetzt haben wir uns endlich verstanden, Anita.«
     
    Richard drehte den Kopf zu Beck. Auch bei ihm hatten sich die Haare aufgerichtet. Er blickte dem Hexer in die Augen und sagte: »Wie bist du vom Himmel gefallen, du strahlender Morgenstern! «
     
    Bei der ersten Zeile begann die schreckliche Macht zurückzuweichen, mir schauderte ein bisschen weniger. Becks Gesicht war gar nicht mehr freundlich.
     
    Richard fuhr fort: »Wie bist du zu Boden geschmettert, du Besieger der Völker! Du hattest bei dir gesprochen: >Zum Himmel empor will ich steigen, hoch über den Sternen Gottes ausrichten meinen Sitz.<«
     
    Bei der letzten Zeile verschwand der Hauch des Bösen. Er war noch schwach zu spüren, aber fürs Erste machtlos. »Beeindruckend, Richard«, sagte Niley. »Sie sind also tief gläubig.«
     
    Richard stand langsam auf. Er setzte eine Hand flach auf den Tisch und beugte sich darüber. Ich spürte den kribbelnden Ansturm seiner Energie. Er zog die Sonnenbrille gerade so viel herab, dass Niley seine Augen sehen konnte, und ich wusste, was er tat. Er zeigte Niley, wie diese braunen Augen wölfisch gelb wurden.
     
    Richard sprach leise und deutlich: »Und das Licht scheint in der Finsternis, doch die Finsternis verstehet nicht.« Er schob die Brille wieder hoch und trat vom Tisch weg. Er bot mir die Hand. Ich nahm sie. Ich ließ mich von ihm aus dem Restaurant führen. Shang-Da folgte dichtauf.
     
    Ich riskierte einen Blick über die Schulter. Ich erstarrte nicht zur Salzsäule, aber ich sah Nileys Gesicht. Es ließ nicht den geringsten Zweifel zu, dass er unseren Tod wollte.
     
     
     

36
     
    Ich fragte Richard gar nicht erst, ob wir wirklich die Stadt verlassen wollten. Ich kannte die Antwort, und offen gestanden war ich seiner Meinung. Für den Fall, dass Niley wirklich Recht haben sollte und diese Lanze hier vergraben war, konnten wir nicht zulassen, dass er sie in die Hand bekam. Aber es ging um mehr. Richard hatte eine

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