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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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einmal gesagt, ich sei verrückt, Anita. Aber ich höre wirklich Stimmen, die Stimme meines Herrn.«
     
    »Klar, aber waren die ersten Stimmen Ihr Herr oder bloß die Gehirnströme?« Sein Blick verdüsterte sich. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
     
    Ich seufzte. Wahrscheinlich wusste er's wirklich nicht. Hexer bezogen ihre Magie von dämonischen oder schlimmeren Kräften. Sie gingen einen Handel ein und verkauften ihre Seele für Geld, Wohlbefinden, Lust, Macht. Manchmal ging das mit einer Form von Besessenheit einher, bei schwachen Menschen mit einer geistigen Erkrankung oder auch einem Charakterfehler. Bestimmte Charakterfehler ziehen das Böse an.
     
    Niley kam mit den anderen um die Ecke gebogen. Er und Richard hielten nicht mehr Händchen. Richards Gesicht war verhärtet und zornig. Shang-Da und Hart machten gleichgültige Gesichter, als wäre nichts vorgefallen. Niley wirkte glücklich, zufrieden mit sich selbst. Er schlug Beck auf den Rücken, und der Eunuch küsste ihm die Hand.
     
    Vielleicht kannte ich mich mit Eunuchen doch nicht so gut aus. Ich hatte immer geglaubt, sie hätten kein Geschlechtsleben. Vielleicht stimmte das nicht.
     
    »Linus wird Sie nach Drähten durchsuchen, dann können wir uns unterhalten.« »Ich will nicht, dass er mich anfasst. Das ist nicht persönlich gemeint, Linus.« »Sie fürchten meinen Meister«, sagte er. Ich nickte. »Allerdings.«
     
    »Ich muss darauf bestehen, dass Linus es tut, für den Fall, dass Sie etwas Magisches oder anderes bei sich haben, das uns stören würde.«
     
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an. »Wie zum Beispiel? Die Heilige Handgranate von Antiochia?«
     
    Niley machte eine wegwischende Geste. »Linus muss Sie durchsuchen, aber wenn Sie möchten, kann einer Ihrer Leute Sie begleiten.«
     
    Das passte mir nicht, aber ein besseres Angebot würde es nicht geben. Die Kellnerin kam, um die Bestellung aufzunehmen, und ich stellte fest, dass ich Hunger hatte. Entweder lernt man, umgeben von Chaos und Blutlachen zu essen, oder man sucht sich einen anderen Beruf. In diesem Laden gab es den ganzen Tag Frühstück. Ich bestellte Pfannkuchen und ahorngeräucherten Speck.
     
    Richard war entsetzt. »Wie kannst du dabei essen?« »Entweder lernt man, umgeben von Chaos und Blutlachen zu essen, oder man wechselt den Beruf, Richard.« »Sehr praktisch gedacht, Ms Blake«, sagte Niley. Ich sah ihn an und merkte, wie ein kleines unfreundliches Lächeln meine Mundwinkel anhob. »Gerade in letzter Zeit denke ich sehr, sehr praktisch, Mr Niley.«
     
    »Gut«, sagte er, »sehr gut. Dann verstehen wir uns.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Mr Niley, ich verstehe Sie nicht. Ich weiß, was Sie sind und was Sie vorhaben, aber ich verstehe nicht, warum.«
     
    »Und was bin ich, Ms Blake?« Mein Lächeln wurde breiter. »Ein Schurke, Mr Niley, ein übler Schurke.« Er nickte. »Ja, das bin ich, Ms Blake. Ein ganz, ganz übler Schurke.« »Das macht uns dann wohl zu den Guten«, sagte ich.
     
    Niley lächelte. »Ich weiß, was ich bin, Ms Blake, und ich bin damit zufrieden. Sind Sie zufrieden?«
     
    Wir sahen uns ein, zwei Augenblicke an. »Mein Gemütszustand geht Sie wirklich nichts an.«
     
    »Das ist auch eine Antwort«, stellte er fest. »Dann wollen wir mal bestellen«, sagte ich. Alle bestellten etwas, am Ende sogar Richard. Als die Kellnerin wieder weg war, gingen Beck, Richard und ich zum Waschraum, damit ich auf magische Sprengladungen untersucht würde.
     
    Ich hatte nur eine Frage. »Gehen wir für Damen oder für Herren?«
     
     
     

35
     
    Wir gingen für Herren. Becks Hände fühlten sich eigenartig weich an, als hätte er keine Knochen. Vielleicht hatte er noch andere Dinge aufgegeben, um seinem Herrn zu dienen. Er war unheimlich, arbeitete aber gründlich. Er tastete sogar durch meine Haare, was die meisten Leute vergaßen. Aber er benahm sich, sogar an den heiklen Stellen. Er gab Richard keinen Grund zu grollen. Mir auch nicht.
     
    Dann gingen wir alle zum Tisch zurück. Das Essen war noch nicht gekommen, aber mein Kaffee. Mit Kaffee geht alles besser.
     
    Wir saßen wieder auf unseren Plätzen mit dem Rücken zur Tür. Wären wir zuerst da gewesen, hätten wir die anderen Plätze genommen, also konnten wir uns kaum beschweren. Beck saß rechts neben Niley. Mir wurde klar, warum sie keine Sitznische genommen hatten: Der Hexer hätte nicht hineingepasst.
     
    »Sie wollten reden, Niley. Reden Sie.« Ich trank von meinem Kaffee. Er war bitter

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