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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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stand auf, und ich konnte seinen Bewegungen nicht folgen. Ich lag nur da und versuchte zu denken.
     
    Jason kniete sich neben mich. Ich war wieder so weit klar im Kopf, dass ich mich wundern konnte, wo er plötzlich herkam. Er hatte nicht bei Marianne Quartier bezogen. Oder doch? »War das dein erstes Mal?«, fragte er.
     
    Ich wollte nicken, schaffte es aber nicht. »Dann weißt du jetzt, warum ich bei ihnen bleibe«, sagte er. »Nein«, widersprach ich, aber meine Stimme kam wie aus weiter Ferne, als wäre es gar nicht meine. »Nein, weiß ich nicht.« »Aber du hast es erlebt. Wie kannst du es nicht toll finden?«
     
    Ich konnte es nicht erklären. Es hatte sich wundervoll angefühlt, aber als die Leidenschaft nachließ, war die Angst in mir aufgestiegen, schwarz und groß genug, um die Welt zu verschlucken. Es war wirklich toll gewesen, und dabei war das nur der »Quickie«, wie er sich ausgedrückt hatte. Auf keinen Fall wollte ich von Asher mehr. Denn wenn das noch besser wäre, würde ich den Rest meines Lebens nichts anderes mehr wollen. Und Jean-Claude konnte mir das nicht geben. Die Zeichen verhinderten es. Das war einer der Unterschiede zwischen Diener und Sklave. Mit Jean-Claude würde ich das niemals haben, niemals. Und jetzt sehnte ich mich danach. Eben noch hatte ich Asher vor dem Tod retten wollen. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher.
     
    Asher kam noch einmal zu mir. Wir starrten uns an. Ringsherum waren Leute, einige mit Taschenlampen. Sie leuchteten uns an, sodass ich geblendet war. Das Licht schien hart in Ashers Gesicht und hob die roten Tränenspuren hervor. »Hasse mich nicht, Anita. Ich könnte es nicht ertragen.« »Ich hasse dich nicht, Asher.« Meine Stimme klang noch dick belegt von dem satten Vergnügen. »Ich fürchte dich.«
     
    Er stand da, und Tränen liefen ihm übers Gesicht, liefen die roten Spuren entlang über die glatte Wange und rollten auf der anderen in die Narben. »Das ist noch schlimmer«, flüsterte er.
     
     
     

42
     
    Ich warf alle raus außer Jason. Er durfte nur bleiben, weil sie mit mir zu streiten anfingen, dass ich nicht völlig allein bleiben dürfe. Ob ich denn vergessen hätte, dass jemand versuchte, mich umzubringen? Ob ich vergessen hätte, dass Jean-Claude ihnen mit dem Tod gedroht hatte, falls ich sterben sollte? Das Letzte beeindruckte mich überhaupt nicht. Mein Kommentar war: »Wenn wir alle draufgehen, löst das allerhand Probleme.« Darauf war keinem mehr etwas eingefallen.
     
    Jason lag in einem Nest aus Kissen auf dem Bett. Er wollte sich auf die Seite drehen und stoppte mit einem kleinen Schmerzenslaut. Er bewegte sich steif, als täte ihm alles weh. Deswegen hatte er den Platz auf dem Bett anstatt auf dem Sessel bekommen.
     
    Ich ging im Zimmer hin und her, immer die gleiche Runde: vom Bettende zum Fenster zur Wand zur Tür. »Weißt du, dass du schon zwanzigmal am Bett vorbeigekommen bist, und das erst, seit ich angefangen habe zu zählen«, meldete sich Jason.
     
    »Sei still«, sagte ich. Ich trug alle Pistolen an mir, nicht weil ich sie vielleicht brauchen würde, sondern wegen des vertrauten Gefühls. Die Festigkeit des Schulterholsters, der Druck der Firestar am Bauch gab mir das Gefühl, wieder ich selbst zu sein. Ich war die Einzige von uns dreien, die eine Waffe trug. Wenigstens der Umgang mit Waffen war eine Fähigkeit, die ich eindeutig nicht von ihnen hatte. Die hatte ich mir selbst angeeignet. Die Pistole, dieses spezielle Markenzeichen der Gewalt, gehörte mir allein. Im Augenblick brauchte ich etwas, das nur mir gehörte.
     
    Jason drehte sich ganz langsam, zentimeterweise auf die Seite. Er brauchte dafür so lange wie ich für meinen Rundgang. Ich stand am Fußende des Bettes, bevor er die Drehung erleichtert seufzend zu Ende brachte. Er und Jamil waren hierher umgezogen, damit die Verletzten alle beisammen waren. Roxanne lag ein paar Zimmer weiter am Ende des Flurs, Ben hielt bei ihr Wache. Offenbar hatte ich so viel von Richards Kräften an mich gezogen, dass ich ihr möglicherweise eine Gehirnerschütterung beigebracht hatte. Ich war mir nicht sicher, ob Ben sie vor mir oder mich vor ihr beschützen sollte. Der Arzt war unten in der Küche und rührte den Eintopf, den Marianne für uns hingestellt hatte. Zane und Cherry waren auch dageblieben, aber die übrigen Gestaltwandler waren zum Lupanar gegangen. Sie wollten die Zeremonie zu Ende bringen, die gestern Nacht unterbrochen worden war. Schön für sie.
     
    Asher

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