Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
war irgendwo im Haus. Ich wusste nicht wo und wollte es auch nicht wissen. Es passierte zu viel zu schnell. Ich brauchte ein bisschen Zeit, um mich neu zu formieren. Und die bekam ich nicht.
Es klopfte an der Tür. »Wer ist da?«, fragte ich. »Damian.« »Geh weg.«
»Da ist ein Vampir draußen mit einem von Sheriff Wilkes' Stellvertretern. Sie sagen, sie müssen mit Richard reden. Sie benehmen sich nicht, als wäre das eine polizeiliche Angelegenheit.«
Sofort wurde ich misstrauisch. Ich unterbrach meinen Rundgang und öffnete die Tür. Damian hatte noch dieselbe Weste an, von der Barnaby ihm die Knöpfe abgerissen hatte. Als Nikki starb, hatte Barnaby den Kampf aufgegeben und war weggeflogen. Damian sah in dem schwarzen Anzug unglaublich blass aus.
»Was genau haben sie gesagt?«, fragte ich. »Nur dass sie für euch beide eine Nachricht von Frank Niley haben.« »Scheiße«, sagte ich leise. »Sie sitzen in der Küche bei Patrick und Asher.« »Sag Roxanne und Jamil, dass sie da sind. Ich gehe nach unten und rede mit ihnen.« »Der Mann hat eine Waffe«, sagte Damian.
»Ich auch«, antwortete ich und lief den Flur entlang. Damian folgte mir. »Wartet auf mich«, rief Jason hinter uns her.
»Komm langsam nach, Jason. Ich kann nicht warten, bis du die Treppe hinuntergehumpelt bist.« »Lass sie nicht draufgehen, Damian«, bat er.
Ich rief über die Schulter: »Er wird tun, was ich ihm sage.« Nachdem ich eine Stunde lang über all die Neuigkeiten nachgedacht hatte, war meine Laune nicht besser geworden.
Ich trappelte die Stufen hinab. Damian folgte mir lautlos wie ein Schatten. Warum hatten Wilkes und seine Leute nicht das Haus gestürmt? Ich hatte damit gerechnet, dass sie gleich anfangen würden zu schießen, sobald sie merkten, dass wir noch hier waren. Was für eine Nachricht konnten sie von Niley haben? Und wie passte der Vampir in diese Geschichte? Dolph hatte nicht erwähnt, dass Niley mit einem Vampir reiste. Er verabscheute Vampire und hätte es mir bestimmt erzählt. Mir kamen so viele Fragen, und ausnahmsweise würde sie mir gleich jemand beantworten. Wirklich aufmunternd.
Die Küche sah normal aus. Das Blut war vom Linoleum weggeschrubbt, und auf dem Tisch lag eine frische Tischdecke.
Deputy Thompson saß auf einem Stuhl am Tisch. Er war in Zivil. Ein großer, dünner Vampir, den ich noch nie gesehen hatte, saß neben ihm. Der Arzt saß ihnen gegenüber mit dem Rücken zur Flurtür. Nathaniel nahm den letzten Stuhl ein. Er starrte den Vampir an.
Zane stand an die Spüle gelehnt, Asher am Vitrinenschrank und damit so dicht bei Thompson, dass er ihn in Reichweite hatte und ihm zuvorkommen konnte, falls der seine Waffe zog. Seine Beretta steckte im Schulterholster, dieselbe, die er auch im Dienst trug, nur das Holster war ein anderes. Es war leichtsinnig von ihm, Asher so weit in seine Nähe zu lassen, aber er schien nicht dieser Meinung zu sein.
Er lächelte mich an, zuversichtlich, arrogant, als hätte er mich da, wo er mich haben wollte, und ich könnte nichts dagegen tun. Was war hier los? »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte ich.
Er zeigte mit dem Daumen auf den Vampir. »Der Meister der Stadt hat uns verraten, dass Sie noch hier sind. Er half uns, Sie aufzuspüren. Offenbar sind Sie leichter zu finden als Ihr Freund. Irgendetwas an Ihren Kräften scheint sie anzuziehen.«
Ich blickte den Vampir an. Sein Gesicht war bleich und ausdruckslos, seine Augen dunkelgrau, die Haare glatt und schwarz. Er trug diese Pompadour-Frisur aus den fünfziger Jahren, so nannte man die damals. Und das passte zu meinem Eindruck von ihm. Er war noch keine fünfzig Jahre tot.
»Wie heißen Sie?« »Donald.« »n'abend, Donald. Beim Grillabend haben wir uns wohl verpasst.«
In seinen Augen blitzte Wut auf. Er war noch nicht alt genug, um gleichgültig zu bleiben. »Ihr habt meinem Meister gesagt, dass ihr nur gekommen seid, um euren Dritten aus dem Gefängnis zu holen. Nachdem ihr das erledigt hattet, hättet ihr nach Hause fahren sollen. Ihr habt die Abreise nur vorgetäuscht. Wärt ihr einfach verschwunden, hätten wir den Mord an unseren Leuten hingenommen. Aber so habt ihr bewiesen, dass ihr unser Gebiet und die Macht meines Meisters an euch reißen wollt.«
»Haben Sie kürzlich noch mit ihm gesprochen?«, fragte ich. »Oder noch wichtiger: er mit seinem menschlichen Diener?«
Der Vampir blickte mir wütend in die Augen, doch
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