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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Knurren. Der Klang reichte, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten.
     
    Die anderen waren inzwischen ausgestiegen. Hinter mir bewegte sich etwas. »Alle zurückbleiben«, befahl ich. »Anita«, sagte Jason ganz ruhig und vollkommen ernst. »Anita, was ist hier los?«
     
    »Frag Mr Macho.«
     
    Cherry, die auf ihrem Platz geblieben war, erklärte: »Jamil wollte Anita beweisen, dass sie gegen Gestaltwandler und Vampire nicht allein klarkommen kann.« Langsam rutschte sie bis an die Tür. Ich ließ mich von ihr nicht ablenken, sah aber aus den Augenwinkeln die Blutspritzer auf ihrer hellen Haut.
     
    »Bleib im Wagen, Cherry. Setz mich nicht unter Druck.« Sie hielt inne und blieb einfach sitzen. »Jamil wollte, dass sie im Hintergrund bleibt, wenn es losgeht.« »Sie ist trotz allem ein Mensch«, knurrte Jamil. »Trotz allem schwach.«
     
    »Sie hätte dir auch die Kehle aufschlitzen können und nicht bloß den Arm«, sagte Cherry mit ihrer tiefen Streichelstimme. »Sie hätte dir in den Kopf schießen können, als du sie schnappen wolltest.«
     
    »Das kann ich noch immer, wenn du dich nicht beruhigst«, drohte ich.
     
    Jamil hockte mit dem Bauch an die Motorhaube gedrückt, die Finger gespreizt. Vor Anspannung zitterte er am ganzen Körper. Da lauerte etwas in der menschlichen Hülle und kam seinen Augen an die Oberfläche. Sein Tier drängte sich die Haut wie ein Seeungeheuer, das jeden Moment aus den, Wasser stoßen kann und das man schon als dunkle, erschreckend fremdartige Gestalt durchschimmern sieht.
     
    Ich drehte mich zur Seite, die linke Hand mit dem Messer hinter dem Rücken, wo sie leicht auf dem Po auflag. Das war die Haltung, die ich auf dem Schießstand einnahm. Die Browning war jetzt auf Jamils Kopf gerichtet, der das größte Ziel bot seit er sich so flach gemacht hatte. Ich hatte ihm einmal das Leben gerettet. Es war gut, ihn in Richards Rücken zu wissen, selbst wenn er mich nicht immer gut leiden konnte. Mir war er auch nicht immer sympathisch, also waren wir quitt. Aber ich achtete ihn und hatte bisher geglaubt, dass er mich ebenfalls respektierte. Sein Benehmen im Wagen zeigte, dass er mich noch immer als unbedarftes Mädchen betrachtete.
     
    Es hatte mal eine Zeit gegeben, wo es mir noch mehr ausmachte, Leute zu töten. Vielleicht hatte ich inzwischen zu viele Vampire getötet, die wie Menschen aussahen. Irgendwann kümmerte es mich nicht mehr, wenn ich den Hahn durchzog. Ich sah Jamil ins Gesicht, direkt in die Augen, und fühlte die Ruhe in mir aufsteigen. Es war, als wäre um mich nur weißes Rauschen. Ich hörte und sah, aber alles rückte weit weg, sodass nur noch die Pistole und Jamil da waren. Ich fühlte mich leicht und tatbereit. In lichteren Momenten fragte ich mich immer mal wieder, ob ich mich allmählich zum Psychopathen entwickelte. Doch im Augenblick gab es nur die ruhige Gewissheit, dass ich es tun würde. Ich würde abdrücken und zusehen, wie er vor meinen Füßen starb. Und nichts dabei empfinden.
     
    Jamil musterte mein Gesicht, und seine Anspannung ließ langsam nach. Er blieb ganz still hocken, bis die vibrierende Energie in ihm erstarb und das lauernde Tier sich zurückgezogen hatte. Dann setzte er sich, ohne mich aus den Augen zu lassen, sehr, sehr langsam auf die Fersen.
     
    Ich senkte die Waffe nicht. Ich wusste, wie schnell sie sein konnten. Schneller als alles, was es diesseits der Hölle gab.
     
    »Du würdest es wirklich tun«, staunte er. »Du würdest mich töten.« »Darauf kannst du wetten.«
     
    Er holte tief Luft und erschauderte am ganzen Leib, was mich seltsamerweise an einen Vogel erinnerte, der sein gesträubtes Gefieder anlegt. »Es ist vorbei«, sagte er. »Du bist die Lupa, du stehst rangmäßig über mir.«
     
    Ich ließ die Waffe sinken, sah aber noch nicht weg, versuchte weiterhin zu erfassen, wo jeder Einzelne stand. »Bitte sag mir, dass das kein blödes Dominanzgerangel war.«
     
    Jamil lächelte ein wenig verlegen. »Ich dachte, ich versuche mal, mich durchzusetzen. Es ist mir nicht gelungen. Ich habe den ganzen letzten Monat versucht, dem hiesigen Rudel klarzumachen, wie wir an eine menschliche Lupa gekommen sind und wieso eine Menschenfrau im Rang über mir steht.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Du dummer Kerl. Es verletzt deinen Stolz, dass ich im Rudel einen höheren Platz einnehme.« Er nickte. »Genau.« »Ihr macht mich wirklich wahnsinnig«, sagte ich aufgebracht. Ich schrie beinahe. »Wir haben keine Zeit für diese

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