Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Werleoparden war das nicht beliebt. Sich als Blutcocktail für einen Vampir herzugeben fanden sie schlimmer als bezahlten Sex. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihnen da zustimmte, aber ich hatte bestimmt nicht vor, sie dazu zu zwingen. Ich selbst ließ auch nicht an mir saugen, und ich schlief sogar mit einem der Untoten.
»Nein«, sagte ich. »Damit bin ich nicht einverstanden. Ich kann allein auf mich aufpassen, vielen Dank.« Ich öffnete die Tür, und Jamil griff herüber und packte meinen Arm. Auf meiner blassen Haut sah seine Hand sehr dunkel aus. Ich drehte mich ganz langsam herum und sah ihn an. Aber nicht sonderlich freundlich. »Lass mich los.«
»Anita, bitte, kaum jemand ist so hart wie du, und du bist die gefährlichste Frau, die ich je gesehen habe.« Er drückte meinen Arm gerade so viel, dass ich seine enorme Kraft spürte. Er konnte wahrscheinlich einen Elefanten am ausgestreckten Arm verhungern lassen, wenn der nicht allzu sehr zappelte. Auf jeden Fall konnte er mir den Arm zerquetschen.
»Aber du bist ein Mensch, und die, mit denen du es zu tun bekommst, nicht.«
Ich starrte ihn an. Cherry saß ganz still zwischen uns, halb von Jamil in den Sitz gedrückt. »Lass mich los, Jamil« Seine Hand schloss sich noch fester um meinen Arm. Das würde einen höllischen Bluterguss geben. »Halte dich nur dieses eine Mal zurück, Anita, sonst bringst du uns alle um.«
Jamil lag, halb über den Sitz gebeugt, über Cherry. Ich saß nur noch mit halbem Po auf der Sitzkante. Weder er noch ich waren in einer guten Ausgangsposition. Er hielt mich in der Mitte des Unterarms fest, auch keine gute Stelle, um Druck zu entfalten.
»Was ihr Fellknäuel immer wieder vergesst, ist, dass Kraft nicht alles ist. Hebelwirkung, darauf kommt's an.« Er runzelte offenbar ratlos die Stirn. Der Druck seiner Hand grenzte schon an eine ernsthafte Verletzung. »Du kannst diesen Kampf nicht allein gewinnen, Anita.«
»Was soll ich sagen? Ich gebe mich geschlagen?« Jamil lächelte. »Ja, sag, du gibst dich geschlagen. Gib zu, dass du ausnahmsweise mal nicht allein auf dich aufpassen kannst.«
Ich schob mich aus dem Wagen und zog die Beine an den, Körper, sodass er mein ganzes Gewicht mit einer Hand halten musste. Mein Arm glitt ihm durch die Finger. Ich ließ mich auf den Boden fallen, griff nach dem langen Messer in der Rückenscheide, ohne mich erst aufzurichten, und mit der andern Hand nach der Browning. Aber mir war klar, dass ich es nicht schaffen würde. Ich vertraute darauf, dass Jamil mich nicht umbringen würde. Das Ganze war nur Schau. Wenn ich mich irrte, würde ich sterben.
Jamil warf sich über den Sitz und langte mit beiden Armen nach mir, seinerseits vertrauend, dass ich ihm nicht den Kopf wegpusten würde. Er wusste, dass ich die Pistole hatte. Er behandelte mich wie einen Gestaltwandler, der die Regeln kennt. Man tötet nicht wegen einer Kleinigkeit. Man lässt den Gegner bluten, aber nicht sterben.
Halb auf dem Bauch liegend, ritzte ich ihm den Arm auf. Für Jamil ein Moment völliger Überraschung. Von dem dritten Messer und seiner Länge hatte er nichts gewusst, und geschnitten zu werden ist immer ein Schock. Er verschwand ruckartig im Wageninnern, als hätte ihn jemand zurückgerissen. Aber ich wusste es besser: Er war so schnell.
Mir blieb Zeit, um auf ein Knie zu kommen, dann schwang er sich auf die Motorhaube und duckte sich wie das Raubtier, das er war. Die Browning zielte bereits auf ihn. Ich stand auf, die Mündung ohne Schwanken auf seinen Bauch gerichtet. Zu stehen brachte mir keine wesentlichen Vorteile. Ich schoss stehend nicht besser als in der Hocke. Trotzdem war es mir irgendwie lieber.
Jamil beobachtete mich, rührte sich aber nicht. Vielleicht hatte er Angst. Nicht vor meiner Waffe, sondern vor sich selbst. Ich hatte ihn verletzt. Sein schöner weißer Anzug war schon voller Blut. Sein ganzer Körper bebte unter dem Wunsch, mich anzuspringen. Er war sauer, und es waren nur vier Nächte bis zum Vollmond. Er würde mich wahrscheinlich nicht umbringen, aber ich wollte es nicht darauf ankommen lassen. Er konnte mir mit einem Schlag das Genick brechen. Himmel, er konnte mir den Schädel zerdrücken wie ein Ei. Also kein weiteres Risiko.
Ich hielt die Browning auf ihn gerichtet, in der linken Hand das Messer. »Tu das nicht, Jamil. Ich fände es furchtbar, dich wegen so einer dummen Sache zu verlieren.«
Er antwortete mit einem tiefen
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