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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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weißen, klein gemusterten Krawatte war ein seltsamer Anblick. Aus der Nähe betrachtet war die Krawatte aus Seide und das Muster winzige französische Lilien. Ich wusste, wer die ausgesucht hatte. Der Anzug war besser geschnitten als einer von der Stange. In der Hinsicht hatte Jean-Claude mich verdorben: nur nichts von der Stange, egal wie hübsch der Schnitt war.
     
    Er schloss den obersten Jackenknopf und strich sich die blonden Haare glatt. »Wie sehe ich aus?« Ich schüttelte den Kopf. »Respektabel.« Er grinste. »Du klingst überrascht.« Ich lächelte. »Ich habe dich noch nie wie einen Erwachsenen erlebt.«
     
    Er zog einen gekränkten Schmollmund. »Du hast mich fast nackt gesehen, und ich sah nicht wie ein Erwachsener aus?«
     
    Ich schüttelte den Kopf und musste schmunzeln. Ich hatte mich im Zimmer umgezogen, solange er im Bad war, und dabei ein paar dunkle Blutspritzer auf der roten Bluse entdeckt. Sie würden beim Trocknen schwarz werden und noch schlimmer aussehen. Darum lag sie jetzt im Waschbecken zum Einweichen. Auf Rot sticht Blut förmlich hervor, auch wenn die Leute etwas anderes behaupten.
     
    Die schwarzen Jeans waren, soweit ich es beurteilen konnte, sauber geblieben. Auf Schwarz sind kleine Spritzer schwer zu finden. Auf Schwarz oder Dunkelblau verschwinden Blutflecke am besten. Vermutlich tut es auch ein sehr dunkles Braun, aber das weiß ich nicht genau, weil ich in der Farbe nicht viel habe.
     
    Die frische Bluse war ganz hell lavendelblau, sehr kühl. Ein Geschenk meiner Stiefmutter. Als ich damals die Weihnachtsschachtel öffnete und den hellen Stoff sah, dachte ich, sie habe mir schon wieder ein Kleidungsstück gekauft, das an einer blonden Eisprinzessin wie ihr besser aussähe als an mir mit meinen dunklen Haaren. Doch tatsächlich sah diese klare Farbe an mir todschick aus. Ich war sogar so liebenswürdig, ihr zu erzählen, dass ich die Bluse gerne anzog. Ich glaube, es war in zehn Jahren das erste Geschenk von ihr, das ich nicht umtauschte. Aber was die Geschenke betraf, lag ich noch immer null zu acht zurück. Tja.
     
    Eine schwarze Anzughose mit einem Gürtel, in den die Browning passte und der unmodern breit war, schwarze flache Schuhe, und fertig war ich. Ich legte nur einen Hauch Make-up auf, ein bisschen Lidschatten und Wimperntusche, zartes Rouge und Lippenstift. Ich verdrängte jeden Gedanken, warum ich mich so schick gemacht hatte. Nicht für die Polizisten. Für die Einheimischen waren Jason und ich sicher zu gut angezogen. Zur Polizei ging man am besten in Uniform und mit Dienstausweis. Irgendwas anderes, und man gehörte nicht dazu.
     
    In Washington D. C. wurde ein Gesetzentwurf diskutiert, der den Vampirhenkern in etwa den Status eines Bundesvollzugsbeamten zubilligte. Senator Brewster, dem ein Vampir die Tochter ausgesaugt hatte, setzte sich sehr dafür ein. Natürlich tat er auch alles, damit man den Vampiren die Bürgerrechte wieder aberkannte. Zur Aufwertung der Vampirhenker würde es vielleicht kommen, zur Aberkennung der Bürgerrechte wahrscheinlich nicht. Da müssten die Vampire schon etwas ziemlich Grausiges anstellen, um der Antivampirlobby so viel Auftrieb zu verschaffen.
     
    Im März waren die Vampirhenker offiziell lizenziert worden. Es war eine Staatslizenz, weil Mord von der Staatspolizei, nicht von der Bundespolizei verfolgt wurde.
     
    Aber ich verstand, warum der neue Status nötig war. Wir töteten nicht nur, wir jagten auch. Wenn wir dabei über die Staatsgrenze gerieten, bewegten wir uns auf unsicherem Boden. Der Gerichtsbeschluss war gültig, solange der Staat, in den wir vordrangen, einem Auslieferungsbefehl zustimmte. Der wurde dann benutzt, um den eigentlichen Hinrichtungsbefehl zu bestätigen. Ich zog es vor, in jedem Bundesstaat, den ich neu betrat, einen neuen Hinrichtungsbefehl zu erwirken. Doch das brauchte Zeit, und manchmal entwischte einem der Vampir über die nächste Grenze, und alles ging von vorne los.
     
    Ein unternehmungslustiger Vampir ist mal durch siebzehn Staaten gereist, ehe er gestellt und getötet werden konnte. Im Allgemeinen schaffen sie es durch zwei oder drei. Darum haben die Vampirhenker meistens mehr als eine Staatslizenz. In dieser Hinsicht haben wir auch unser Territorium, ähnlich wie die Vampire. Wir töten innerhalb unseres Gebiets, außerhalb tut es ein anderer. Es gibt aber nur zehn Vampirhenker, und das ist nicht viel für ein Land mit der größten Vampirpupolation du, Welt. Wir haben nicht ständig

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