Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
anderen gehen mit ihm. Keine Verletzung, kein Foul.«
Eine Sportmetapher - wirklich mitreißend. »Ich bin nicht gekommen, um in Ihrem Unrat zu wühlen, Wilkes. Ich bin kein Polizist. Ich bin gekommen, um Mr Zeeman aus seinen Schwierigkeiten herauszuhelfen.«
»Die sind zu Ende, wenn er abreist.« »Ich bin nicht sein Aufpasser, Wilkes. Ich kann nicht versprechen, was er tun wird.« »Wieso hat ein Schullehrer Leibwächter?«, fragte Wilkes.
Ich zuckte die Achseln. »Warum wollen Sie den Schullehrer so dringend aus dem Weg haben, dass Sie ihm eine Vergewaltigung anhängen?«
»Wir alle haben unsere Geheimnisse, Blake. Sie sorgen dafür, dass er die Stadt verlässt und seine Schläger mitnimmt, und wir alle können unsere Geheimnisse wahren.«
Ich betrachtete meine gespreizten Hände auf der Tischplatte. Ich schaute auf und begegnete seinem Blick. »Ich werde mit ihm reden und sehen, was ich tun kann. Aber vorher kann ich nichts versprechen.«
»Sorgen Sie dafür, dass er auf Sie hört, Blake. Zeeman ist so sauber, dass er quietscht, aber Sie und ich kennen Ihre Trefferzahl. «
Ich schüttelte den Kopf. »Ja, die kenne ich, und ich weiß, was die Leute über mich reden.« Ich stand auf. Er ebenfalls. Wir sahen einander an.
»Ich befolge die Gesetze nicht immer buchstabengetreu, das ist wahr. Und Mr Zeeman ist so quietschsauber, dass es mir in den Zähnen wehtut. Darum sind wir nicht mehr zusammen. Aber eines haben wir gemeinsam.«
»Und das wäre?«, fragte Wilkes. »Auf Druck gibt es Gegendruck. Er tut das mehr aus moralischen Gründen, weil es eben das Richtige ist. Ich aus reiner Unfreundlichkeit.«
»Unfreundlichkeit«, sagte Wilkes. »Mel Cooper wird vielleicht nie wieder richtig laufen oder den linken Arm bewegen können.« »Er hätte eben sein Messer nicht ziehen sollen«, konterte ich.
»Wenn es keine Zeugen gegeben hätte, hätten Sie ihn dann umgebracht?« Ich lächelte und merkte selbst, dass es seltsam ausfiel, nicht belustigt, sondern unecht. »Ich werde mit Mr Zeeman sprechen. Hoffen wir, dass Sie uns bis morgen Abend los sind.« »Ich war nicht immer Kleinstadtsheriff, Blake. Lassen Sie sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen. Ich werde mich von Ihnen und Ihren Leuten nicht verarschen lassen.« »Komisch«, sagte ich, »ich habe gerade dasselbe gedacht.« »Gut«, meinte Wilkes, »dann wissen wir, wo wir stehen.« »Sieht ganz so aus«, sagte ich.
»Ich hoffe, Sie sind morgen bis Einbruch der Dunkelheit aus der Stadt verschwunden.«
Ich starrte in seine braunen Augen. Ich war schon unheimlicheren, ausdrucksloseren, toteren Blicken begegnet. Er hatte nicht den Blick eines professionellen Mörders. Er hatte nicht mal einen guten Polizistenblick. Ich konnte die Angst fast panisch flackern sehen. Doch, ich hatte schon unheimlichere Augen gesehen. Aber das hieß nicht, dass er mich nicht töten würde, wenn er die Gelegenheit bekäme. Selbst einem anständigen Menschen braucht man nur genügend Angst zu machen, dann weiß man nicht mehr, wozu er fähig ist. Wenn man einem schlechten Menschen Angst macht, bekommt man ein Problem. Wilkes hatte wahrscheinlich noch keinen umgebracht sonst hätten sie Richard keine Vergewaltigung angehängt. Sie hätten ihm einen Mord angehängt oder ihn einfach ermordet. Also war Wilkes noch nicht ganz so weit runtergekommen. Der wenn man erst einmal die heulende Dunkelheit umarmt hat, tötet man auch irgendwann. Vielleicht wusste Wilkes das noch nicht, aber wenn wir uns tüchtig ins Zeug legten, würde er es feststellen.
9
Als ich wieder bei den Hütten ankam, war es schon nach sieben. Wir hatten August, also war es noch hell, aber man konnte sehen, dass es schon spät war. Das Licht hatte eine gewisse Weichheit, die Hitze wirkte müde, als ob sich der Tag nach der Nacht sehnte. Oder vielleicht war nur ich es, die müde war.
Mein Gesicht tat weh. Wenigstens hatte im Mund nichts genäht werden müssen. Der Sanitäter des Krankenwagens hatte behauptet, es seien ein paar Stiche nötig. Der Arzt im Krankenhaus sagte etwas anderes. Ein Lichtblick. Ich mag keine Spritzen. Aber ich bin schon mal ohne Betäubung genäht worden, und das macht überhaupt keinen Spaß.
Jamil stand vor den Hütten. Er hatte sich eine schwarze Jeans und ein T-Shirt mit einem Smiley angezogen. Das T Shirt war zur Hälfte abgeschnitten, sodass sein Bauch zu sehen war. Meine Tanzkarte war zwar voll, aber Jamil
Weitere Kostenlose Bücher