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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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hatte den hübschesten Bauch, den ich je gesehen hatte. Unter der glatten, festen Haut standen die Muskeln hervor wie Dachziegel. Es wirkte fast unecht. Ich fand zwar, dass man keinen Waschbrettbauch benötigte, um ein guter Leibwächter zu sein, aber, he, jeder braucht ein Hobby.
     
    »Tut mir leid, dass ich den Spaß verpasst habe«, sagte er. Er berührte meine geschwollene Lippe ganz sanft. Trotzdem zuckte ich zusammen. » Es überrascht mich, dass dir jemand einen Kratzer verpassen konnte.«
     
    »Sie hat es mit Absicht getan«, erwiderte Shang-Da. Jamil sah ihn fragend an. »Anita hat eine Ohnmacht vorgetäuscht«, sagte Jason. »Sie h wirklich erbärmlich aus.« Jamils fragender Blick richtete sich wieder auf mich.
     
    Ich zuckte die Achseln. »Ich habe mir nicht absichtlich ins Gesicht treten lassen. Aber als ich einmal am Boden lag, hab ich mich schwer verletzt gestellt. Dadurch konnten wir ebenfalls Anzeige erstatten.« .
     
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut lügen kannst«, meinte Jamil. »Man lernt nie aus«, sagte ich. »Wo ist Richard? Ich muss mit ihm reden.«
     
    Jamil schaute hinter sich zu einer der Hütten, dann zu mir, mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte. »Er wäscht sich. Er steckt seit zwei Tagen in denselben Klamotten.«
     
    Ich musterte sein ach so zurückhaltendes Mienenspiel und versuchte zu ergründen, was er mir nicht verraten wollte. »Was ist los, Jamil?« Er schüttelte den Kopf. »Nichts.«
     
    »Geh mir nicht auf die Nerven, Jamil. Ich muss mit Richard reden-jetzt gleich.« » Er ist unter der Dusche.« Ich schüttelte den Kopf, und das tat weh. »Hör auf In welcher Hütte ist er?« Jamil schüttelte den Kopf. »Gib ihm ein paar Minuten.« »Länger«, sagte Shang-Da äußerst verbindlich.
     
    Jason sah von einem zum andern mit einem Anflug von Staunen. »Was geht hier vor?«, fragte ich.
     
    Hinter Jamil öffnete sich die Hüttentür. Eine Frau erschien im Türrahmen. Richard hielt sie am Arm und versuchte, sie sanft, aber bestimmt hinauszuschieben.
     
    Die Frau drehte sich um und sah mich. Sie hatte hellbraune Haare und eine dieser Frisuren, die kunstlos und schlicht wirken, aber Stunden brauchen. Sie löste sich von Richard und stelzte auf uns zu. Nein, auf mich. Ihr dunkler Blick galt allein mir.
     
    »Lucy, nicht«, sagte Richard. »Ich will sie bloß mal riechen«, antwortete Lucy.
     
    So etwas würde ein Hund sagen, wenn er sprechen könnte. Riechen, nicht sehen. Wir Primaten scheinen zu vergessen, dass viele andere Säugetiere den Geruchssinn wichtiger finden als die optische Wahrnehmung.
     
    Während Lucy also auf mich zukam, hatten wir Zeit, einander zu betrachten. Sie war nur ein bisschen größer als ich, vielleicht eins achtundsechzig. Sie schwenkte übertrieben die Hüften, sodass ihr kurzer, pflaumenblauer Rock hüpfte und man die Strumpfhalter hervorblitzen sah. Sie trug schwarze Stöckelschuhe, lief aber sehr anmutig und fast auf Zehenspitzen. Ihre Bluse war hellviolett und weit aufgeknöpft, sodass man reichlich von ihrem schwarzen BH sah. Und es war entweder ein Push-up oder sie hatte, na ja, viel Holz vor der Hütte. Sie trug mehr Make-up als ich in meinem ganzen Leben, aber es war gekonnt aufgetragen und ließ ihre Haut glatt und makellos erscheinen. Ihr dunkler Lippenstift war verschmiert.
     
    Ich spähte an ihr vorbei zu Richard. Er trug eine blaue Jeans und sonst nichts. Auf seiner nackten Brust hingen ein paar Wasserperlen. Seine Haare klebten ihm nass und strähnig an Wangen und Schultern. Er hatte einen Lippenstiftfleck am Mund wie einen dunklen Bluterguss.
     
    Wir sahen uns an und wussten wohl beide nicht, was wir sagen sollten. »Du bist also diese Menschenschlampe von Richard.«
     
    Das war so feindselig, dass ich lächeln musste.
     
    Mein Lächeln gefiel ihr nicht. Sie trat so dicht an mich heran, dass ich zurückweichen musste, damit nicht ihr Rocksaum meine Beine streifte. Wenn ich bis dahin noch Zweifel gehabt hätte, was sie war, dann jetzt nicht mehr: Ihre Kräfte tanzten über meine Haut wie ein Schwarm Insekten. Sie war mächtig.
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Hör zu, bevor wir uns in irgendeinen undurchschaubaren Werwolfmist oder, noch schlimmer, persönlichen Mist rein steigern, muss ich mit Richard über das Gefängnis sprechen und warum die hiesige Polizei sich die Mühe macht, ihm eine konstruierte Vergewaltigung anzuhängen.«
     
    Sie sah mich groß an. »Ich bin Lucy Winston. Merk dir

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