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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Polizeiwache angegriffen. Man plante keinen Überfall vor dem Nachbarhaus der Polizei, wenn man nicht sicher war, dass die einem nicht den Spaß verderben würde. Die Schläger hatten gewusst, dass die Polizei uns nicht zu Hilfe kommen würde. Das hatten sie durchblicken lassen, als sie Millie aufforderten, den Sheriff ruhig anzurufen. Aber Wilkes Reaktion auf den FBI-Anruf entschied es für mich. Polizisten nehmen es mit den Zuständigkeiten sehr genau. Hier war kein Bundesgesetz gebrochen worden. Das FBI hatte bei diesem einfachen Fall nichts zu suchen. Wilkes hätte stinksauer sein müssen. Oh, er war verärgert und schnaubte dementsprechend, aber normalerweise hätte er einen Mordskrach geschlagen, und das tat er nicht. Seine Reaktionen waren ganz allgemein ein bisschen daneben - sie überzeugten nicht ganz so, wie sie sollten.
     
    Ich war mir sicher, dass er Dreck am Stecken hatte. Ich konnte es nur noch nicht beweisen. Natürlich war das eigentlich nicht meine Aufgabe. Ich war gekommen, um Richard rauszuholen, und das hatten wir geschafft. Schließlich bat Wilkes darum, mit mir allein zu sprechen. Belisarius gefiel das nicht, aber er ging mit den anderen hinaus.
     
    Ich saß an dem kleinen Tisch und sah Wilkes an.
     
    Das war der sauberste Vernehmungsraum, in dem ich in meiner gesamten Laufbahn bisher gewesen war. Der Tisch war aus Kiefernholz und sah aus wie frisch vom Schreiner. Die Wände waren weiß und fleckenlos. Sogar das Linoleum auf dem Flur strahlte wie im Krankenhaus. Ich glaubte nicht, dass Myerton viel Verwendung für den Raum hatte. Früher war das sicher mal die Abstellkammer gewesen. Für fünf wäre er zu eng gewesen, aber für zwei war Platz genug.
     
    Wilkes zog einen Stuhl hervor und setzte sich mir gegenüber. Dann verschränkte er die Hände vor sich auf dem Tisch und sah mich an. Rings um den Kopf hatte er einen Streifen, wo die Mütze die Haare plattgedrückt hatte. Er trug einen goldenen Ehering und eine dieser Uhren, mit denen die Jogger herumliefen, groß, schwarz und zweckmäßig. Aber seit ich die Damenvariante am Handgelenk trug, konnte ich schlecht darüber meckern.
     
    »Wie?«, sagte ich. »Haben Sie vor, mich anzuschweigen, bis ich um Gnade flehe?«
     
    Er bedachte mich mit einem ganz kleinen Lächeln. »Ich habe Ihretwegen ein bisschen rumtelefoniert, Blake. Es wird viel geredet, dass Sie das Gesetz beugen, wenn Sie es für nötig halten. Dass Sie vielleicht sogar Leute ermordet haben.«
     
    Ich sah ihn bloß an. Ich spürte geradezu, wie sich mein Gesicht leerte. Früher hatte man mir jede Regung ansehen können, aber das war eine ganze Weile her. Ich hatte meinen ausdruckslosen Polizistenblick perfektioniert, bis er nichts mehr verriet.
     
    »Hat diese Unterhaltung irgendeinen Zweck?«, fragte ich. Diesmal war sein Lächeln deutlicher. »Ich weiß nur gern, mit wem ich es zu tun habe, Blake, das ist alles.« »Sorgfalt ist immer gut«, meinte ich.
     
    Er nickte. »Ich hatte Anrufe von einem Kollegen aus St. Louis und einem vom FBI und einem Staatspolizisten. Der Staatspolizist sagt, Sie sind eine Nervensäge und beugen die Gesetze, wie es Ihnen passt.«
     
    »Ich wette, das war Freemount«, sagte ich. »Sie ist immer noch sauer wegen eines Falles, an dem wir gemeinsam gearbeitet haben.«
     
    Er nickte freundlich. »Der FBIler ließ durchblicken, dass er, wenn Sie in Untersuchungshaft säßen, dem hiesigen FBI-Büro bestimmt einen Grund liefern könnte, um sich hier mal umzusehen.«
     
    Ich lächelte. »Das hat Ihnen sicher gefallen.« Seine braunen Augen wurden hart und finster. »Ich will dich nicht hier haben, damit sie in meinem Revier herumschnüffeln.«
     
    »Darauf würde ich wetten, Wilkes.« Sein Gesicht versteinerte und zeigte mir, wie wütend er war. »Was zum Teufel geht Sie das an?«
     
    Ich beugte mich auf die Ellbogen gestützt über den Tisch.
     
    »Sie sollten vorsichtiger sein, wem Sie was anhängen, Wilkes.« »Er ist ein dämlicher Biologielehrer. Wie soll ich ahnen, dass er mit dem Scharfrichter zusammenlebt?«
     
    »Wir leben nicht zusammen«, antwortete ich automatisch. Ich lehnte mich wieder zurück. »Was wollen Sie, Wilkes. Warum dieser private Plausch ?«
     
    Er fuhr sich durch die angegrauten Haare, und zum ersten Mal sah ich, wie nervös er war. Er hatte Angst. Warum? Was ging in diesem winzigen Ort vor?
     
    »Wenn die Vergewaltigungsklage fallengelassen wird, ist Zeeman ein freier Mann und kann die Stadt verlassen. Sie und alle

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