Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
anders«, sagte Richard. »Was hat der Sheriff dabei zu gewinnen?« »Geld«, sagte Richard. »Weißt du das mit Sicherheit?« »Du meinst, ob ich es beweisen kann?« Ich nickte.
»Nein. Carrie hat versucht herauszufinden, ob es einschlägige Hinweise in den amtlichen Akten gibt, hat aber bisher nichts gefunden. Die letzten Tage ist sie herumgerannt, um mich freizubekommen.«
»Ist das dieselbe Carrie, die du als Freundin erwähnt hast ? », fragte ich. Er nickte. »Aha.« »Hast du aha gesagt?«
»Ja, und ich entschuldige mich dafür, aber welches bessere Mittel gäbe es, sie von Nachforschungen abzuhalten, als ihren Freund ins Gefängnis zu stecken?« »Wir sind nicht mehr zusammen«, erklärte er. Ich überging das schleunigst. »Ist es allgemein bekannt, das, ihr kein Paar mehr seid ?« »Eigentlich nicht.«
»Das mag erklären, warum sie dich ins Gefängnis gebracht haben. Sie wollten dir eine Vergewaltigung anhängen, weil Wilkes noch nicht bereit ist, für die Sache zu töten.« »Du meinst, das ändert sich noch?«, fragte Richard. Ich betastete meine geschwollene Lippe. »Er hat den Gewaltpegel schon höher gedreht.«
Richard beugte sich herüber und berührte ganz sacht meine Blutergüsse. Ein zartes Streifen wie von einem Schmetterling » War das Wilkes?«
Mein Herz schlug plötzlich schneller. »Nein«, sagte ich. »Wilkes ist mit Bedacht erst hinterher aufgekreuzt, als die bösen Jungs einen Krankenwagen brauchten.«
Richard lächelte und fuhr mit dem Finger am Rand meines Gesichts entlang, wo ich unverletzt war. »Wie viele hast du verletzt?«
Mein Puls schlug so heftig, dass ich fürchtete, er könne ihn an meinem Hals hüpfen sehen. »Nur einen.«
Er rückte ein bisschen näher heran, während seine Finger weiter über meine Wange strichen. »Was hast du mit ihm gemacht?«Ich wusste nicht, ob ich wegrücken oder mein schmerzendes Gesicht an seine trockne, warme Hand drängen sollte. »lch habe ihm den Arm und das Kniegelenk gebrochen.«
»Warum hast du das getan?«, fragte Richard. »Er hat Shang-Da bedroht, und vor mir hat er ein Messer gezogen.« Meine Stimme klang atemlos.
Richard kam näher, dann noch näher. Er zog sich das alberne Handtuch vom Kopf, und seine dicken, feuchten Haarsträhnen berührten meine Haut. Seine Lippen waren meinem Mund so nah, dass ich seinen Atem spürte.
Ich stand auf, trat von ihm weg, das Tagesdeckenbündel im Arm. Ich ließ es fallen, und wir starrten einander an.
»Warum nicht, Anita? Du willst mich doch. Ich spüre es, rieche es, schmecke deinen Puls auf der Zunge.« »Danke, dass du so deutlich wirst, Richard.« »Nach Monaten in seinem Bett willst du mich noch immer. Du willst mich.«
»Das macht es nicht richtiger«, sagte ich. »Bist du jetzt Jean-Claude treu?« »Ich will nur nicht verschlimmern, was ich getan habe, Richard. Das ist alles.« »Bedauerst du deine Wahl?«, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. »Kein Kommentar.«
Er stand auf und kam auf mich zu. Ich streckte abwehrend die Hände aus. Er blieb stehen. Ich spürte seinen Blick wie ein Gewicht, als könnte ich seine Gedanken lesen. Sie drehten sich um Persönliches und Intimes, um Dinge, die wir nicht miteinander getan hatten.
»Sheriff Wilkes sagt, wir sollen Dodge City bis morgen Abend verlassen und die Leibwächter mitnehmen, dann vergisst er das Ganze. Die Vergewaltigungsanzeige wird zurückgezogen, und du kannst in dein normales Leben zurückkehren.«
»Das kann ich nicht tun, Anita. Sie reden davon, die Trolle mit Hunden aufzuspüren und zu erschießen. Ich werde nicht abreisen, ehe ich weiß, dass die Trolle sicher sind.«
Ich seufzte. »In knapp zwei Wochen fängt die Schule wieder an. Willst du hierbleiben und deine Stelle verlieren?« »Glaubst du wirklich, Wilkes wird es so lange laufen lassen?«, fragte Richard.
»Nein«, sagte ich. »Ich glaube, dass er mit seinen Männern anfangen wird, Leute umzubringen. Wir müssen herausfinden, warum dieses Stück Land so wertvoll ist.« »Wenn es um Erz geht, so hat Greene zumindest kein Gutachten eingereicht, was bedeuten könnte, dass er keine behördliche Erlaubnis und keine Partner braucht.«
»Was heißt Erlaubnis und Partner?«
»Wenn er beispielsweise Smaragde auf Land findet, das an den Nationalpark grenzt, müsste er das Claim einreichen und sich um eine Schürferlaubnis bemühen. Wenn er auf ein Mineral gestoßen ist, das mit
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