Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
sicheren Ausrottung. Peter war ein nordamerikanischer Höhlentroll gewesen, die einzige Trollart, die kleiner war als der Kleine Smoke- Barkley hatte sich von seinem Glauben leiten lassen, aber er war nicht dumm gewesen. Damals hatte es noch den Großen Smokey-Mountains-Troll gegeben, der zwischen zwei vierzig und drei sechzig groß und ein Fleischfresser gewesen war. Barkley hatte keinen Versuch unternommen, einen von diesen zu retten. War vielleicht auch besser so. Wäre ein echter Dämpfer gewesen, wenn der Troll Barkley gefressen hätte, anstatt für ihn zu beten.
Trolle wurden als erste Tierart unter Naturschutz gestellt. Der Große Smokey-Mountains-Troll nicht. Er wurde durch Jagd ausgerottet. Allerdings riss er große Bäume aus, erschlug Touristen und saugte ihnen das Mark aus den Knochen. Da war es schwer, gute Presse zu bekommen ...
Es gab noch eine Trollgesellschaft namens »Peters Freunde«. Obwohl es verboten war, Trolle zu jagen, gleich welcher Rasse, wurden immer wieder welche von Wilderern geschossen. Aber wenn ich in diese fast menschlichen Gesichter sah, fragte ich mich, wie sie das tun konnten. Nicht bloß wegen der Trophäe.
Richard kam aus dem Bad in einer Wolke warmer Luft. Er trug seine Jeans, hatte ein Handtuch auf dem Kopf und einen Föhn in der Hand. Er hatte sich die Haare noch einmal nass gemacht, sah aber aus, als wäre er dabei ganz unter die Dusche geraten. Gnädigerweise hatte er sich oben herum abgetrocknet. Seine Arme sahen wunderbar stark aus. Ich wusste, er hätte auch ohne die Muskeln einen kleinen Elefanten stemmen können, aber so vergaß ich es wenigstens nicht. Es war ein Vergnügen, ihn anzusehen. Dabei fragte ich mich, wieso er sich noch einmal gewaschen hatte. Er schwitzte eigentlich nicht so stark.
Ich deutete auf die Bilder. »Die sind großartig.« Ich lächelte und meinte es ehrlich. Früher hatte ich mir immer vorgestellt, wie ich mein Leben im Freien mit genau solcher Arbeit verbringen würde. Eine übersinnliche Jane Goodall. Allerdings waren Primaten nicht mein Hauptinteresse gewesen. Drachen schon eher, oder Seeungeheuer. Jedenfalls nichts, das mich nicht bei der ersten Gelegenheit fressen würde. Aber das war lange vor Bert, meinem Boss, gewesen, der mich anwarb, damit ich Tote erweckte und Vampire erschlug. Manchmal fühlte ich mich älter als Richard, obwohl er mir drei Jahre voraushatte. Er versuchte noch immer, sich beruflich mit solch seltsamen Wesen zu beschäftigen. Ich hatte alles aufgegeben bis auf eine besondere Sorte seltsamer Wesen. Man kann nicht zwei Sachen gleich gut machen - zumindest ich nicht.
»Ich kann dich mitnehmen und sie dir zeigen, wenn du willst«, sagte er. »Gerne, wenn es die Trolle nicht verstört.« »Sie sind an Beobachter recht gut gewöhnt. Carrie - Dr. Onslow - bringt allmählich kleine Touristengruppen an sie heran und lässt sie fotografieren.«
Er hatte eine Carrie in einem Atemzug mit Lucy genannt. War es dieselbe? »Braucht ihr so dringend Geld?«, fragte ich.
Er setzte sich auf die Bettkante und schaltete den Föhn ein.
»Bei solchen Projekten ist man immer knapp bei Kasse, aber wir brauchen nicht das Geld, sondern gute Presse.« Ich sah ihn stirnrunzelnd an. »Warum?« »Hast du in letzter Zeit Zeitung gelesen?«, fragte er. Er zog sich das Handtuch vom Kopf. Sein Haar war dunkel und schwer von Feuchtigkeit.
»Du weißt, dass ich keine Zeitung lese.« »Du hattest früher auch keinen Fernseher, aber jetzt hast du einen.«
Ich lehnte mich mit dem Po an die Schreibtischkante, so weit wie möglich von ihm weg, ohne den Raum verlassen zu müssen. Ich hatte den Apparat gekauft, um mit ihm zusammen alte Filme zu sehen.
»Ich sehe nicht mehr viel fern.« »Ist Jean-Claude kein Musicalfan?«, fragte Richard, und da war diese Schärfe in seinem Ton, die ich von den vergangenen Wochen kannte: Zorn, Eifersucht, Verletztheit, Grausamkeit.
Es war beinahe erleichternd, das zu hören. Sein Zorn machte alles einfacher. »Jean-Claude ist nicht der Zuschauertyp, eher der Aktive.« Richards Gesicht wurde lang. Der Zorn ließ seine hohen Wangenbögen scharf hervortreten. »Lucy ist auch nicht der Zuschauertyp«, sagte er bedächtig. Ich lachte, aber es klang nicht heiter. »Danke, dass du es mir einfacher machst, Richard.«
Er starrte auf den Boden, die nassen Haare klebten auf seiner Schulter, darum sah ich sein Profil. »Ich will nicht streiten. Anita. Wirklich
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