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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schließlich verlassen.«
     
    Ich ging die Stufen hinunter und blickte zu ihm hoch. In der Hütte brannte kein Licht, sodass es hinter ihm dunkler war als draußen. »Sagtest du nicht, ich hätte dich verlassen, weil ich Angst davor habe, wie sehr ich dich liebe?«
     
    Einen Moment lang machte er ein ratloses Gesicht. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte, dass ihm seine widersprüchliche Logik um die Ohren gehauen wurde. Schließlich sah er mich an. »Weißt du, warum du mich verlassen hast?«
     
    Ich wollte sagen: Weil du Marcus gefressen hast, aber ich schwieg. Ich konnte es ihm nicht ins Gesicht sagen, wo er so sehr bereit war, von sich das Schlimmste zu glauben. Er war nicht mehr mein Problem. Wieso machte ich mir dann Gedanken, wie verletzt sein Ego war? Gute Frage. Die guten Antworten waren mir ausgegangen. Außerdem war vielleicht etwas Wahres daran, was Richard gesagt hatte. Ich konnte das nicht mehr beurteilen.
     
    »Ich werde jetzt in meine Hütte gehen, Richard. Ich will darüber nicht mehr reden.« »Angst?«
     
    Ich schüttelte den Kopf und antwortete, ohne mich noch einmal umzudrehen. »Müde.« Ich ging weiter, und ich wusste, genau, dass er mir nachsah. Der Parkplatz war leer. Ich hatte keine Ahnung, wo Jamil und die anderen hingegangen waren, und es war mir auch egal. Ich musste jetzt ein wenig allein sein.
     
    Ich spazierte durch die weiche sommerliche Dämmerung. Über mir funkelten zwischen dunklen Blatträndern ein paar Sterne. Das würde ein schöner Abend werden. Irgendwo in Ferne klang hohes Geheul durch die aufkommende Dunkelheit. Richard hatte etwas von Werwolfmist gesagt. Es würde eine Mondscheinparty geben. Oh Gott, ich hasste Partys.
     
     
     

10
     
    Ich lehnte mich mit geschlossenen Augen an meine Hüttentür und atmete die kühle Luft ein. Meinen Gästen zuliebe drehte ich die Klimaanlage auf. Die Särge standen in der Mitte zwischen dem Tisch und dem Bett. Unter dem Zirkus der Verdammten, tief unter der Erde, schliefen weder Damian noch Asher bis zur vollständigen Dunkelheit. Ich wusste nicht, wie sie es über der Erde damit halten würden. Darum sorgte ich schon mal für Kühle. Aber auch aus einem gewissen Egoismus. In engen, warmen Räumen fingen Vampire an zu riechen. Sie rochen nicht nach Leiche, mehr nach Terrarium, aber das traf es auch nicht so ganz. Der Geruch war haarsträubend, dick, moschusartig, erinnerte eher an Reptilien als an Säuger. Der typische Vampirgeruch eben.
     
    Wie konnte ich mit so jemandem schlafen? Ich öffnete die Augen. Es war dunkel in der Hütte, aber noch drang ein bisschen Licht durch die beiden Fenster. Ein schwacher Schein lag auf den Füßen der Särge. Genügte dieses wenige natürliche Licht, damit die Vampire bewusstlos in ihren Särgen auf die volle Dunkelheit warteten? Musste es wohl, denn ich wusste, dass sie noch still da drinnen lagen. Ein wenig Konzentration, und ich spürte, dass sie noch nicht in dieser Welt waren.
     
    Ich schlenderte zwischen den Särgen hindurch ins Bad und schloss hinter mir die Tür ab. Die Dunkelheit war zu dicht. Ich drehte das Licht an. Es war weiß und grell. Ich blinzelte in die Helligkeit.
     
    Mich so gut beleuchtet im Spiegel zu sehen war erschreckend. Ich hatte die Blutergüsse noch gar nicht richtig betrachtet. Am linken Augenwinkel hatte ich ein wunderschönes dunkles Violett, das geschwollen war. Beim Hingucken tat es gleich noch mehr weh, wie wenn man das Blut aus einer Schnittwunde austreten sah und dann erst den Schmerz bemerkte.
     
    Meine linke Wange war grünlich braun. Es war dieser kränkliche Grünton, den man normalerweise erst nach Tagen sieht. Meine Unterlippe war ebenfalls geschwollen. Man sah immer noch den dunklen Hautrand, wo sie geblutet hatte. Ich fuhr mit der Zunge im Mund entlang und ertastete den Grat, wo mir die Haut gegen die Zähne geschlagen worden war, doch der war schon verheilt. Ich starrte in den Spiegel. So schlimm, wie es aussah, war es gar nicht.
     
    Es dauerte ein paar Augenblicke, bis ich darauf kam. Als ich, begriffen hatte, was geschah, durchfuhr mich die Angst von den Zehen bis zum Scheitel. Ich fiel beinahe in Ohnmacht.
     
    Es heilte bereits. Verletzungen, die sonst tagelang brauchten, hatten sich innerhalb von Stunden geschlossen. Bei dieser Geschwindigkeit würden die Blutergüsse bis morgen fast weg sein. Ich hätte die Kampfspuren eigentlich eine Woche lang mit mir herumtragen müssen. Was zum Teufel war mit mir los?
     
    Ich spürte,

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