Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
nach war auch die Haut dazwischen voller Narben. Und er hatte durchblicken lassen, er sei dennoch potent. Ich wusste es nicht und wollte es auch gar nicht wissen.
»Wo sind deine Leibwächter?«, fragte Asher. »Meine Leibwächter? Du meinst Jason und die Pelzknäuel?«
Er nickte. Seine goldenen Haare fielen nach vorn über die beschädigte Gesichtshälfte. Eine alte Gewohnheit, um die Narben zu verbergen, oder zumindest fast. Er bediente sich dazu auch der Schatten. Er schien immer zu wissen, wie er sich am günstigsten zu stellen hatte. Jahrhundertelange Übung.
»Ich weiß nicht, wo sie sind«, sagte ich. »Ich habe eben noch mit Richard gesprochen. Wahrscheinlich dachten sie, wir wollten allein sein.« »Und wolltet ihr allein sein?«, fragte Asher. Er blickte mich geradewegs an, und man sah deutlich beide Gesichtshälften. Er sah nicht glücklich aus.
»Das geht dich nichts an«, sagte ich.
Damian saß am Fußende des sorgfältig gemachten Bettes. Er strich mit seiner langen, bleichen Hand über die Tagesdecke. »In diesem Bett habt ihr's nicht getan«, stellte er fest.
Ich trat ans Bett und sah auf ihn hinunter. »Wenn noch ein Vampir oder irgendwelches Wergetier noch einmal erwähnt, dass er Sex riechen kann, fange ich an zu schreien.«
Damian lächelte nicht. Er war noch nie ein Strahlemann gewesen, aber neuerdings war er noch ernster als sonst. Er saß nur da und blickte zu mir auf. Jean-Claude oder auch Asher hätte darüber gelächelt oder einen Witz gemacht. Damian stand dabei ein Kummer in den Augen wie anderen die Heiterkeit.
Ich wollte ihm die Hand auf die Schulter legen und strich eine Locke beiseite. Er fuhr vor meiner Berührung zurück, als wollte ich ihm wehtun. Er sprang auf und stellte sich an die Tür.
Verwirrt stand ich mit ausgestreckter Hand da. »Was hast du, Damian?«
Asher kam zu mir und legte mir von hinten die Hände auf die Schultern. »Du hast vollkommen Recht, Anita. Was du mit Monsieur Zeeman tust, gehst mich nichts an.«
Ich fasste seine Hände und verschränkte unsere Finger. Ich erinnerte mich an das kühle Gefühl seiner Haut. Ich lehnte mich an ihn und zog seine Arme um mich und war nicht groß genug. Das war gar nicht meine Erinnerung. Es war Jean-Claudes. Asher und er waren einmal über zwanzig Jahre lang Gefährten gewesen.
Ich seufzte und wollte mich lösen.
Asher schob das Kinn auf meinen Kopf. »Du brauchst ein Paar Arme, von denen du dich nicht bedroht fühlst.« Ich lehnte mich an ihn, schloss die Augen und ließ mich einen Moment lang festhalten. »Das fühlt sich nur so gut an, weil es mich an jemanden erinnert.«
Asher drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. »Weil du mich durch Jean-Claudes nostalgische Erinnerung siehst, bist du die einzige Frau seit zweihundert Jahren, die mich nicht wie eine Monstrosität behandelt.«
Ich schmiegte die Wange an seine Armbeuge. »Du bist umwerfend schön, Asher.« Er strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Für dich vielleicht.« Er beugte sich herab und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange.
Ich löste mich von ihm, sacht, beinahe widerstrebend. Was ich von Asher in Erinnerung hatte, war einfacher als alles, was ich in diesem Leben abzustreifen versuchte.
Asher hielt mich nicht weiter fest. »Wenn du nicht schon zwei andere Männer lieben würdest, könnte die Art, wie du mich jetzt ansiehst, schon genügen.« Ich seufzte. »Entschuldige, Asher. Ich sollte dich nicht so berühren. Es ist nur...« Ich wusste nicht, wie ich es ausdrücken sollte.
»Du behandelst mich wie eine alte Geliebte«, sagte Asher. »Du vergisst mich und berührst mich dann wie vor langer Zeit, als es noch aufregend war. Entschuldige dich nicht dafür, Anita. Ich genieße es. Sonst will mich keiner so freiwillig anfassen.«
»Jean-Claude schon«, sagte ich. »Das sind seine Erinnerungen.« Asher lächelte, und es wirkte ein wenig bekümmert. »Er ist dir und Monsieur Zeeman gegenüber loyal.« »Er hat dich zurückgewiesen?«, fragte ich und wünschte, ich hätte es mir verkniffen.
Ashers Lächeln wurde breiter, dann schwand es. »Wenn du keine andere Frau neben dir duldest, würdest du ihn mit einem anderen Mann teilen?« Ich dachte kurz darüber nach. »Eigentlich nicht.« Ich sah ihn stirnrunzelnd an. »Wieso habe ich das Gefühl, mich dafür entschuldigen zu müssen?«
»Weil du mit Jean-Claude und mir die Erinnerung an Julianna teilst. Wir
Weitere Kostenlose Bücher