Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
wenn ich nach dein Schlafengehen noch mal ins Bad wollte. Bobby Lee sagte: »Dann werden wir wenigstens wach und können sicher sein, dass du nicht allein durch die Gegend ziehst.«
Ich konnte Bobby Lee und Cris nicht überzeugen, dass ich so viel Bewachung nicht brauchte; ehrlich gesagt, war ich aber zu müde, um groß zu argumentieren. So legten wir uns alle zu einem langen Mittagsschläfchen hin. Nathaniel hatte die schweren Vorhänge zugezogen, sodass das Zimmer in grauem Dämmer lag.
Ich machte es mir in der klimatisierten Stille mit Nathaniel an meiner Seite bequem und fiel fast sofort in tiefen, traumlosen Schlaf. Als das Telefon auf dem Nachttisch klingelte, wusste ich, was mich weckte, brauchte aber trotzdem einige Sekunden, bis ich mich bewegen konnte. Aber da griff Nathaniel schon über mich hinweg und nahm ab. »Hier bei Blake. «
Er schwieg mit sehr ernstem Gesicht, dann hielt er die Hand über die Muschel und sagte: »Es ist Ulysses, Narcissus' Leibwächter. Er will mit dir sprechen.« Ich nahm das Gerät, ohne mich aufzurichten. »Hier Anita, was wollen Sie?«
»Mein Oba möchte sich mit ihnen treffen.«
Ich hob soweit den Kopf, dass ich die Uhr sehen konnte, und stöhnte. Ich hatte kaum zwei Stunden geschlafen. Ich konnte eine Stunde schlummern oder sogar ganz auf Schlaf verzichten und mich danach ganz gut fühlen, aber nach zwei bis drei Stunden Schlaf ging es mir schlimmer, als wenn ich überhaupt nicht geschlafen hätte. »Ich habe eine Nachtschicht hinter mir, Ulysses. Egal was Narcissus will, es kann noch ein paar Stunden waren.«
»Wir hörten gestern zufällig, dass sämtliche Informationen über die vermissten Lykanthropen an Sie gehen sollen.«
Das machte mich ein bisschen wacher. Ich versuchte, meine Müdigkeit wegzublinzeln. »Was für Informationen?« »Die will er nur Ihnen persönlich mitteilen.« »Dann holen Sie ihn an den Apparat; ich bin ganz Ohr.« »Er besteht darauf, dass Sie in den Club kommen, jetzt.«
»Ich habe gerade mal zwei Stunden geschlafen, Ulysses. Ich werde nicht im Morgengrauen quer durch die Stadt hetzen. Wenn er Informationen hat, die den Gestaltwandlern vielleicht das Leben retten, dann raus damit, und ich sorge dafür, dass es an die richtige Stelle gelangen.«
»Mein Oba sagt, wenn Sie nicht sofort in den Club kommen, gibt er die Informationen überhaupt nicht preis.« Ich setzte mich auf, lehnte mich gegen das Kopfende und schloss die Augen. »Warum gerade jetzt?«
»Es ist nicht meine Aufgabe, nach dem Grund eines Befehl, zu fragen.« »Vielleicht sollten Sie das mal ändern«, erwiderte ich.
Am anderen Ende blieb es still. Mir war nicht klar, ob er über meine Bemerkung nachdachte oder ob sie ihn an empfindlichen Stelle getroffen hatte. Schließlich sagte er ruhig: »Im Augenblick ist der Rex noch am Leben. In ein paar Stunden könnte das anders sein.«
Ich riss die Augen auf und war komplett wach. »Woher wissen Sie das?« »Mein Oba weiß viele Dinge.«
»Narcissus würde den Rex der Löwen wirklich sterben lassen, nur weil ich nicht sofort kommen will? « » Er ist sehr konsequent.«
»Scheiße«, fluchte ich leise, aber mit Nachdruck. »Sagen Sie ihm, ich komme, aber sagen Sie ihm auch Folgendes: Wenn er das nächste Mal in Schwierigkeiten ist, wird ihm vielleicht auch keiner helfen.«
»Das ist schon mehr Hilfe, als er je einem anderen Klan gewährt hat.«
Ulysses' Stimme bekam einen unbestimmbaren Unterton. Er log. Ich konnte es ihm anhören. Ob das an den Vampir-, Werwolf- oder Werleopardenkräften in mir lag, wusste ich nicht und es interessierte mich auch nicht. Die Frage war, warum er in diesem Punkt log. Was wollte er damit erreichen?
» Narcissus gewährt mehr Hilfe, als die Leute wissen sollen, stimmt's?«, fragte ich. »Wie kommen Sie darauf?« Jetzt hörte ich Angst in seinen Stimme. »Was würde es schaden, wenn die Lykanthropengcmeinschaft wüsste, dass die Werhyänen anderen Tieren helfen?«, fragte ich.
Zuerst kam ein langer Seufzer, dann sagte er zögernd: »Narcissus will nicht, dass sich dieser Eindruck verbreitet; das wäre schlecht fürs Geschäft.« »Wenn er so besorgt um Joseph ist, warum gibt er mir die Information dann nicht am Telefon?«
Ulysses lachte plötzlich. »Narcissus hat noch nie etwas umsonst gegeben. Er verlangt immer einen Preis.« »Dass ich mich völlig übermüdet zu seinem Club schleppe, ist der Preis?« »So
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