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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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der Luft. Ein Knebel steckte in seinem Mund, die feinen Gesichtszüge waren blutig und geschwollen, die langen Haare verklebt. Seine Augen waren geschlossen, und einen Moment lang, der mir ewig lang vorkam, fragte ich mich, ob er tot war. Aber die Art, wie er in den Ketten hing, sagte mir, dass er lebte. Die Toten haben eine Reglosigkeit, die ein Lebender nicht vortäuschen kann. Den Unterschied sieht man selbst auf einem Foto. Oder ich hatte schon so viele Tote gesehen, dass ich mich auskannte.
     
    Bobby Lee kam neben mich. »Was hast du? Was ist los?« Dann sah er das Foto und atmete scharf ein. »Das ist dein Nimir-Raj, stimmt's?«
     
    Ich nickte nur, denn ich hatte das Atmen noch nicht wieder aufgenommen. Einen Moment lang schloss ich die Augen und atmete einmal tief ein und langsam aus, zitternd. Ich fluchte leise. »Reiß dich zusammen, Anita, das sieht dir gar nicht ähnlich.«
     
    »Wie bitte?«, fragte Bobby Lee.
     
    Ich begriff, dass ich laut gesprochen hatte. Kopfschüttelnd ließ ich den Vorhang fallen und stand auf. »Lass ihn rein. Mal sehen, was er zu sagen hat.«
     
    Bobby Lee sah mich seltsam an. »Du kannst ihn erst erschießen, wenn wir wissen, was los ist.«
     
    Ich nickte. »Klar.«
     
    Er fasste mir behutsam an die Schulter und drehte mich zu sich herum. »Mensch, Mädchen, dein Gesicht ist so grau wie die Morgendämmerung im Winter. Mit so einem Gesicht werden manche zum Mörder. Ich will nicht, dass dir deine Gefühle in die Quere kommen.«
     
    Ein leises Lächeln zog mir die Mundwinkel hoch. »Keine Sorge, Bobby Lee, mir kommt gar nichts in die Quere.«
     
    Er ließ langsam die Hand sinken. »Mädchen, was ich in deinen Augen sehe, macht mir Angst.« »Dann sieh nicht hin«, sagte ich, »und nenn mich nicht Mädchen.« Er nickte. »Jawohl, Ma'am.«
     
    »Jetzt mach endlich die Tür auf, damit wir es hinter uns bringen.«
     
    Er erwiderte nichts mehr, sondern ging zur Tür, um den großen, bösen Wolf hereinzulassen.
     

63
     
    As wir die Tür aufmachten, hielt Zeke ein Foto von Cherry vor der Brust. Seine ersten Worte waren: »Wenn Sie mich erschießen, sind die beiden schlimmer dran, als wären sie tot.«
     
    So durfte er weiteratmen und auf meiner weißen Couch Platz nehmen, obwohl ich hoffte, das noch ändern zu können, weil er etwas Falsches sagte. »Was wollen Sie?«, fragte ich.
     
    »Man schickt mich, damit ich Sie zu Chimera bringe.«
     
    »Was meinen Sie mit >bringen     
    »Er will Sie zur Gefährtin haben.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Das hörte ich schon. Aber hat er nicht zwei Mal versucht, mich umbringen zu lassen ?« Zeke nickte. »Ja.« »Und plötzlich soll ich sein Schätzchen werden.«
     
    Zeke nickte wieder. Bei seinem Wolfsgesicht sah das seltsam aus, fast wie eine Dressurnummer.
     
    »Wieso der Stimmungsumschwung?«, fragte ich. Dass ich ruhig Fragen stellte, während die Fotos von Cherry und Micah neben mir auf dem Tisch lagen, zeugte sowohl von meiner Geduld als auch von meinem Mangel an geistiger Gesundheit.
     
    Wäre ich völlig normal gewesen, hätte ich nicht ruhig bleiben können, aber ich hatte in mir diesen Schalter umgelegt, der meinen Verstand weiter arbeiten ließ, wenn schreckliche Dinge passierten. Denselben Schalter, der mich relativ unbarmherzig töten ließ. Die Fähigkeit, mich von meinen Gefühlen abzukoppeln, verhinderte, dass ich Zeke irgendwelche Körperteile wegschoss, bis er mir verriet, wo Micah und Cherry waren. Außerdem bestand immer die sehr reale Chance, dass ich das später noch tun konnte. Erst mal vernünftig reden, grob werden erst, wenn es sein muss. Energiesparmodus.
     
    »Chimera hat gehört, Sie wären ein Panwer wie er.« Ich sah ihn verständnislos an. »Was soll das sein?« »Ein Lykanthrop, der mehrere Tiergestalten annehmen kann«, erklärte Zeke. »Unmöglich«, sagte ich.
     
    Bacchus stand im Küchendurchgang, wo er von Zeke möglichst weit weg und trotzdem noch im selben Raum war. »Chimera kann das, habe ich selbst gesehen.«
     
    Ich wandte mich Zeke wieder zu. »Na schön, er ist also ein Panwer. Warum sollte ihm jemand weismachen, dass ich auch einer bin?« »Bevor ich darauf antworte - ich habe jemanden draußen im Wagen gelassen und

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