Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
schon vor sechshundert Jahren gesagt, und es ist immer noch wahr. Jeder Herrscher sollte danach streben, von seinem Volk geliebt zu werden. Aber wenn er die Liebe nicht gewinnen kann, muss er es fürchten lehren. Liebe ist besser, aber Furcht tut es auch.«
     
    Er schluckte schwer, und hatte selbst so etwas wie Angst in den Augen. »Ich denke, ich kann Jacob töten und sogar ein oder zwei seiner Anhänger hinrichten, aber du findest, dass das nicht reicht, oder?«
     
    »Kommt drauf an, wie du sie hinrichtest.« »Was soll ich deiner Meinung nach tun, Anita?«
     
    Ich seufzte und streichelte Gregory die Wange. »Was nötig ist, Richard. Wenn du das Rudel zusammenhalten und Hunderte Leben retten willst, dann kann ich dir sagen, wie sich das mit einem Minimum an Blutvergießen erreichen lässt. «
     
    »Ich kann Jacob töten, aber das nicht. Ich kann nicht etwas so Schreckliches tun, dass mich das ganze Rudel hinterher fürchtet.« Er sah mich an, und ihm stand die Panik im Gesicht. Er wirkte wie ein gefangenes Tier, das endlich begreift, dass keine Flucht mehr möglich ist.
     
    Ich fühlte mich ruhig werden und versenkte mich an den Ort, wo es nichts gibt außer Weißem Rauschen und der festen, tröstlichen Gewissheit, nichts zu fühlen. »Aber ich kann es«, sagte ich leise.
     
    Er wandte sich ab, als hätte ich gar nichts gesagt, und rief nach oben, sie sollten die Tragegurte herunterlassen. Wir legten sie Gregory um und redeten dabei nur über das praktische Vorgehen - nichts Abstraktes, nichts Politisches. Am Seil hing ein zweites Tragegeschirr, und Richard ließ es mich anlegen. Ich musste Gregory in die Arme nehmen und mit meinem Körper schützen, damit er nirgendwo anstieß.
     
    »Ich habe das noch nie gemacht«, sagte ich.
     
    »Ich bin zu breit in den Schultern, um mit ihm zusammen durch den Schacht zu passen. Darum musst du es tun. Außerdem ist er bei dir sicher, das weiß ich.« Dabei hatte er einen seltsamen Blick in den Augen, sodass ich darauf etwas erwidern wollte, doch er versetzte dem Seil einen Ruck, und ich wurde mit Gregory in die Höhe gezogen.
     
    Auf dem Knochenbett kniend, beobachtete Richard unseren Aufstieg, und das Licht der Taschenlampe warf schaurige Schatten. Nach einer kurzen Strecke im Schacht sah ich ihn nicht mehr. Ich musste verhindern, dass Gregory bei unserer Aufwärtsbewegung gegen die Erdwände schlug, und hatte buchstäblich alle Hände voll. Er konnte seine Arme und Beine noch nicht gebrauchen. Ich wusste nicht, ob das von der langen starren Körperhaltung oder von dem Sedativum oder beidem kam. Wahrscheinlich von beidem.
     
    Gregory murmelte in einem fort »danke«.
     
    Bis wir oben ankamen, waren die Tränen in meinem Gesicht wieder trocken. Egal wie Richards Entscheidung ausfiel, für diese Sache würde jemand bezahlen.
     
    Jacob war bereits mit silbernen Ketten gefesselt und wurde von drei Werwölfen wie ein widerspenstiges Gepäckstück herangetragen. Die abgeschnittene Jeans hatten sie ihm angelassen. Keine Nacktheit bei den Guten. Irgendeinen Unterschied muss es geben, schätze ich. Oder was meinen Sie, wie man die Seiten sonst unterscheiden soll?
     
    Cherry untersuchte Gregory sofort. Sie musste die übrigen Leoparden zurückscheuchen, die immer wieder versuchten, ihn anzufassen.
     
    Ich schaute über die Lichtung zu Jacob. Sein Gesichtsausdruck reichte mir. Richard konnte ruhig zimperlich sein, wenn er wollte, aber wenn ich es einfach durchgehen ließe, was sie Gregory angetan hatten, würden sie das als Schwäche ansehen. Sie würden uns vernichten, sobald Jacob seine Machtbasis wieder gesichert hätte. Denn er hatte ein Mittel parat, um einen Krieg im Rudel zu vermeiden, nämlich indem er genau das tat, wozu ich Richard drängen wollte. Wenn er etwas so Schreckliches tat, das die Übrigen vor einem Kampf zurückschrecken ließ, dann konnte er ohne Blutbad Ulfric werden. Ich hatte gesehen, was er Gregory angetan hatte, und wäre jede Wette eingegangen, dass er gewillt war, alles Nötige zu tun. Zimperlich schien er mir nicht zu sein.
     
    Richard kletterte aus dem Erdloch. »Bringt ihn runter.« »Sollen wir ihm eine Spritze geben?«, fragte Sylvie.
     
    Richard nickte. »Was ist mit der Augenbinde und dem anderen?«
     
    Richard schüttelte den Kopf. »Nicht nötig.« Jacob fing an zu zappeln. »Das kannst du nicht machen!«
     
    Richard kniete sich vor ihn und packte ihn bei den dichten Haaren. Es sah schmerzhaft aus. »Wer hat dir gezeigt, wo die

Weitere Kostenlose Bücher