Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
zu kommen. Ich glaube, weder er noch ich würden es überstehen, wenn es wieder schielliefe.«
»Das Tier hervorzurufen braucht gar nichts mit Sex zu nn, zu haben«, sagte Merle.
Ich stellte mich seinem sonderbar zuversichtlichen Blick. Ich war mehr als müde. Ich hatte keine Kraft mehr übrig, nicht für Gregory. Ich wollte ihn nicht noch einmal anfassen. Teils fürchtete ich, Raina könnte ungerufen kommen, obwohl ich wusste, dass ihr das jetzt fast unmöglich sein müsste. Soweit hatte ich sie dann doch unter Kontrolle. Aber ... »Wie soll ich ihn je wieder anfassen, ohne mich daran zu erinnern?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Cherry, »aber bitte, Anita, bitte, hilf ihm.« »Wie kann ich sein Tier hervorrufen, obwohl ich bei ihm nicht in Stimmung komme?«, fragte ich.
»Du musst mit jemandem sprechen, der das bei seinen Leuten kann«, sagte Merle. Ich sah ihn an. »An wen denkst du?« »Ich habe gehört, dass euer Ulfric das kann.« »Ich auch.«
»Er könnte dir zeigen, wie es geht, indem er es dir vormacht.« »Glaubst du wirklich, das könnte klappen?«, fragte ich. »Keine Ahnung, aber einen Versuch ist es doch wert.«
Ich gab ihm die tropfenden Eisbeutel. »Sicher, falls Richard bereit ist, zu kommen.«
Darauf hatte Nathaniel eine Antwort. »Er gibt sich die Schuld für Gregorys Verletzungen. Wenn wir ihm die Gelegenheit bieten, zu seiner Heilung beizutragen, wird er es tun.«
Ich starrte Nathaniel an, sah die Klugheit in diesen fliederfarbenen Augen. Das war das Aufschlussreichste, was ich ihn je hatte sagen hören. Das gab mir Hoffnung, dass er vielleicht doch noch heil aus allem hervorgehen könnte - dass es mit ihm bergauf ging. Ein bisschen Hoffnung war gerade genau das Richtige für mich, wenn ich es auch beunruhigend fand, wie gut Nathaniel Richard kannte, wie gut er beobachtete. Das hieß, ich hatte ihn unterschätzt. Passierte mir bei Submissiven immer wieder, und das war wirklich ungerecht. Manche Leute entschieden sich eben für die dienende Position; sie waren deshalb nicht geringer, nur anders. Ich blickte in sein Gesicht und fragte mich, was mir noch an ihm entgangen war oder was er mir nicht zeigte. Das hier war eine Nacht der Enthüllungen. Warum also nicht Richard in den Kreis aufnehmen? Es konnte doch kaum noch schlimmer werden, oder? Bitte nicht antworten.
32
Ich putzte mir die Zähne und setzte mich im Dunkeln an den Küchentisch, trank Kaffee und wartete. Nathaniel tappte barfuß herein, mit abgeschnittener Jeans und offenen Haaren.
»Wie geht es Gregory?«, fragte ich. »Dr. Lillian gibt ihm eine Infusion wegen des Schocks.« kam an den Tisch und blieb ein Stückchen vor mir stehen.
»Eine Infusion. Richard wird in einer Stunde hier sein. Wenn sie ihn an der Tropf gehängt hat, dann ...« Ich ließ den Satz verebben. »Gregory geht es sehr schlecht«, schloss Nathaniel.
Ich sah zu ihm auf. Es brannte nur die kleine Lampe über der Spüle, sodass die Küche größtenteils im Dunkeln Lag. »Und du meinst nicht die Verletzungen durch die Folter in der Oubliette, hm?«
Er schüttelte den Kopf, und ein paar Strähnen glitten über seine Schulter nach vorn. Er warf sie mit einer Kopfbewegung zurück. Ich kannte außer ihm keinen Mann, der sich mit so langen Haaren so wohl fühlte.
»Er redet immerzu von Raina«, sagte er. »Und flucht leise vor sich hin«, schloss er flüsternd an. Er starrte über meinen Kopf hinweg auf Dinge, die ich nicht sehen konnte und wahrscheinlich auch nicht sehen wollte.
Ich berührte ihn am Arm. »Geht es dir gut?«
Er sah mich an und lächelte traurig, dann fasste er meine Hand und hielt sie fest, als bräuchte er Trost. »Sprich mit mir, Nathaniel.«
»Ich habe dir mal drei von meinen Filmen gegeben.« Er lächelte mich breit an. »Ich weiß, dass du sie dir nie angesehen hast. Als ich sie dir gab, dachte ich noch, du seist wie Gabriel und Raina und dass es Sex sein muss, dass du auf Porno stehst. Jetzt ist mir klar, dass du dich auf jeden Fall um uns kümmerst, also nicht weil du uns begehrst oder einen von uns liebst, sondern einfach so.«
Er ging auf die Knie, drückte meine Hand an seine Brust und legte, das Gesicht zur Seite gedreht, den Kopf auf meinen Schoß. Ich strich ihm die Haare zur Seite, damit ich sein Profil sehen konnte.
Ein paar Augenblicke lang blieben wir so, während ich darauf wartete, dass er weiterredete, und er vielleicht auf ein Stichwort
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