Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
die Haare zurück, ließ meine Hand los, legte die Hände auf meine Knie, schob sich dabei halb unter den Tisch, damit er zwischen meinen Beinen knien konnte, und blickte mich an. »Nein, du duldest mich. Ich erledige ein bisschen Hausarbeit, mache Besorgungen, aber ich gehöre nicht zu dir. Du denkst, während du deinen Tag verbringst, nicht an mich. Ich bin da, aber nicht Teil deines Lebens, das weiß ich. Das werde ich sein, wenn ich dein Pomme de sang bin. Dann werde ich endlich auf eine Weise zu dir gehören, mit der wir beide leben können.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Nathaniel, nein.«
Er packte den Stuhl bei den Beinen und hob ihn in kniender Haltung mit mir zusammen an, um ihn ein Stück zurückzusetzen und mehr Platz zu haben. Das strengte ihn nicht einmal an. Er legte die Hände auf die Armlehnen, kam mit dem Unterkörper zwischen meine Beine bis an den Stuhl, sodass er meine Knie an den Hüften hatte.
»Und an wem willst du dich sonst jeden Tag sättigen? An Richard? Jean-Claude? Micah?« »Die Ardeur ist vielleicht nur vorübergehend.«
Er fasste mich an der Taille. »Wenn sie vorübergehend ist, dann sättige dich an mir, bis sie vorbei ist. Wenn sie permanent ist...«
»Ich will mich an niemandem sättigen.« Er schob die Hände um mich und legte den Kopf in meinen Schoß. Dann merkte ich, dass er weinte. »Bitte, tu das nicht, Anita, bitte tu das nicht.«
Ich streichelte seine Haare, sein Gesicht und wusste nicht, was ich sagen sollte. Was sollte ich tun, wenn die Ardeur tatsächlich zum Dauerzustand wurde? Richard stellte sich niemandem zum Sättigen zur Verfügung - so wenig wie ich. Jean-Claude war buchstäblich ein toter Mann, wenn mich der größte Hunger überkam. Micah war noch mit einem großen Fragezeichen versehen. Wenn ich mich an Nathaniel sättigte, nur weil er als Einziger in Frage kam, war das für mich umso schlimmer.
Ich hob seinen Kopf aus meinem Schoß. Tränen schimmerten auf seinen Wangen. Ich küsste ihn auf die Stirn, auf die Lider, wie man es bei seinem Kind tun würde.
» Komme ich gerade noch rechtzeitig oder störe ich?« Richard stand in der Tür. Wie immer hatte er ein perfektes Timing.
33
Ich erstarrte und wusste genau, wonach es aussah: Nathaniel zwischen meinen Beinen, ich seinen Kopf in beiden den, tauchte gerade von einem Kuss auf. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Situation Richard zufriedenstellend erklären könnte. Meines Wissens hatte Richard keine Ahnung, dass mich die Ardeur befallen hatte, und ich wollte ihm nicht gerade jetzt davon erzählen.
Ich gab Nathaniel noch einen sanften Kuss auf die Stirn und lehnte mich zurück. Es widerstrebte mir, mich zu verhalten, als hätte ich etwas Falsches getan, wenn das gar nicht der Fall war. Nathaniel richtete sich prompt nach mir und legte den Kopf wieder in meinen Schoß, sodass er von der Tür aus nicht zu sehen war, wie mir in dem Moment klar wurde. Der Tisch verdeckte, was er tat.
Richard kam wie ein Sturmwind in die Küche gefegt. Seine Kräfte bissen auf meiner Haut. Er blieb stehen, sowie er sah, dass Nathaniel die Wange an meinem Oberschenkel hatte und aus dieser Lage zu ihm hochblickte.
Jamil und Shang-Da waren ihm bis zur Tür gefolgt. Sie waren gute Leibwächter, konnten einen aber auch nicht vor allem bewahren.
Ich merkte, wie mein Gesicht neutral, nichtssagend, vage freundlich wurde. »Ich habe einen meiner Leoparden getröstet. Hast du was dagegen?«
»Er sieht sehr getröstet aus«, sagte Richard einigermaßen sanft, aber seine Macht schlug mir heiß entgegen wie aus einer aufspringenden Ofentür.
Ich leckte mir über die Lippen. Früher oder später würde ich ihm das mit der Ardeur erklären müssen, und da ich seine Hilfe wollte, um Gregory zu retten, war jetzt wohl doch der richtige Zeitpunkt dafür. »Nathaniel und ich haben uns über einige Begleiterscheinungen unterhalten, die die Verbindung der Vampirzeichen mit sich bringt.«
»Du meinst die Ardeur«, sagte er. Ich war überrascht und zeigte das. »Wer hat es dir erzählt?«
»Jean-Claude fand, ich sollte es wissen. Er hat mir nahegelegt, herzukommen und morgens für dich da zu sein.«
»Und was hast du dazu gesagt?« Ich bemühte mich um einen möglichst neutralen Tonfall, aber es klappte nicht so ganz.
»Ich lasse weder ihn noch Asher oder sonst wen an mir saugen oder etwas dergleichen tun. Ich wüsste nicht, warum ich von diesem
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