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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Stimme. »Merle?«
     
    »Er ist es«, sagte Merle. »Komm langsam herein«, sagte ich.
     
    Der Schwarze Panther schob sich mit erhobenen Pranken durch die Terrassentür. Die dunkle Gestalt schien sie völlig auszufüllen. Als Tiermensch war er fast einsneunzig groß, breiter in den Schultern, insgesamt massiger; er schien Muskeln an Stellen zu haben, wo er als Mensch keine hatte. Sein Fell schimmerte wie Ebenholz, und die Sonne schien ihm auf die Flanke und machte die dunklen Ringelflecken sichtbar, die wie in Samt gepresste Blüten aussahen. An Brust und Bauch schimmerte helle Haut durch. Im Film sind die Werwölfe, wenn sie auf zwei Beinen gehen, immer geschlechtslos wie eine Barbiepuppe. Im wirklichen Leben sind sie äußerst geschlechtlich. Aber irgendwie machte es mich überhaupt nicht verlegen, ihn nackt zu sehen, wenn er nur halb in Menschengestalt war. Sobald Fell zu sehen war, betrachtete ich die Gestaltwandler nicht mehr als Sexobjekt.
     
    »Wo ist der Kerl, den du nach draußen geschleudert hast?«, fragte ich. »Er ist entwischt.« »Ich höre niemanden mehr im Wohnzimmer«, bemerkte Merle.
     
    »Sie sind alle zur Haustür raus«, meinte Zane, »zumindest sieht das Wohnzimmer leer aus.« Er und Cherry kauerten noch unter dem Tisch.
     
    »Ich gehe nachsehen«, sagte Micah. »Sie hatten Silbermunition. Ich wäre an deiner Stelle nicht so unbekümmert«, warnte ich.
     
    Er nickte. Bis auf die gelbgrünen Augen hatte er nicht mehr viel Menschliches im Gesicht. Wenn er in Menschengestalt war, wiesen sie ihn als fremdes Wesen aus, aber an diesem pelzigen, muskelbepackten Körper als Micah. Die Farbe war satter; das schwarze Fell machte die Augen noch beeindruckender. Im Durchgang zögerte er, dann lief er tief geduckt weiter. Es kam selten vor, dass ein Lykanthrop sich um Deckung bemühte. Die meisten schienen sich für unverwundbar zu halten, was unter normalen Umständen stimmte, aber heute nicht. Igor lag viel zu still da, und Claudias Schulter sah aus wie Frischfleisch. Sie saß schlaff gegen den Küchenschrank gelehnt und hielt die Beretta noch in der Linken, aber sie war am Boden.
     
    Der Lauf zeigte ohne zu zielen auf die Terrassentür. Die Hand zitterte, sodass es mich nervös machte, über ihr zu kauern, doch sie bezwang das Zittern einigermaßen. Ihre rechte Körperseite war blutgetränkt, und sie hatte Mühe, die Augen auf etwas zu richten. Ich glaube es war reine Sturheit, was sie bei Bewusstsein hielt.
     
    Ich schaute zu Igor, dann zu den Toten im Küchendurchgang. Wenn Igor noch atmete, war es zumindest nicht zu sehen. »Taste nach seinem Puls, Nathaniel«
     
    Nathaniel warf einen kurzen Blick zur Seite, sah mich an und drehte den Kopf zurück zur Terrassentür. »Ich würde sein Herz schlagen hören, wenn er noch am Leben wäre. Das tut es nicht.« Er sagte das abgewandt, und das machte es irgendwie schlimmer.
     
    Micah erschien im Durchgang. »Es ist kein Fremder mehr im Haus.« Er stieg über die Toten hinweg, gleitend und auf Zehenspitzen, die höchstwahrscheinlich Krallen hatten. Würde ich diesen Monat in der Vollmondnacht tatsächlich zum Leoparden werden? Hatte ich diese dunkle, geschmeidige Gestalt in mir, diesen muskulösen Schemen?
     
    Ich schob die Frage beiseite. Wir hatten dringendere Probleme, zum Beispiel die Versorgung der Verwundeten. Ich würde mich auf die Schwerverletzten konzentrieren, alles andere konnte warten. Prioritäten setzen konnte ich gut. Ich drückte die Finger an Claudias Halsschlagader, Um ihren Puls zu prüfen, aber sie wich mir schulterzuckend aus. »Mir geht's gut«, sagte sie heiser, »alles in Ordnung.«
     
    Das war so offensichtlich gelogen, dass ich nicht einmal widersprach. Bis ich das Haus selbst durchsucht hätte, war ich nicht bereit zu glauben, dass wir wirklich unter uns waren, aber mein großer Verbandskasten war in der Vorratskammer, und die unmittelbare Umgebung war sicher. »Cherry, komm auf dieser Seite unter dem Tisch hervor und hol den Verbandskasten.« Ich stand auf und ging an der Küchenzeile entlang, sodass ich sowohl das Wohnzimmer als auch die Terrasse und das Erkerfenster in der Frühstücksecke im Blick behielt.
     
    Cherry warf Zane einen Blick zu und kroch zwischen den Stuhlbeinen durch. Sie blieb bis zur Vorratskammertür auf allen vieren. Sie musste Caleb bewegen, zur Seite zu rücken, und stieß ihn sanft mit dem Fuß an. Er bequemte sich, seine Fötushaltung aufzugeben und einen halben Meter Platz zu machen, damit

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