Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
meine Chance für einen Schuss wartete.
Der Schlangenmann drückte Caleb die Mündung fester an den Hals, bis er einen Schmerzenslaut zu hören bekam. »Das ist Silberschrot, Ms. Blake. Das sprengt ihm den Schädel weg. «
»Und eine Sekunde später sterben Sie«, sagte Claudia. Ihre Stimme war so ruhig und fest wie der Arm, mit dem sie die Beretta hielt und auf seinen Kopf zielte.
Er stieß ein zischendes Lachen aus, das sich hinter ihm vervielfachte. Ein paar Artgenossen kamen auf den Durchgang zu. Kurz sah ich ein paar silberne Läufe blinken. »Niemand betritt den Raum, oder ich knalle Sie ab und lasse es für Caleb drauf ankommen.«
Der Schlangenmann presste Caleb die Mündung unters Kinn, bis dieser auf die Zehenspitzen steigen musste, und ich sah die ersten Zeichen der Panik in seinem Gesicht. »Sie scheint nicht viel für Sie übrig zu haben«, zischte ihm der Schlangenmann ins Ohr.
»Das spielt keine Rolle«, sagte ich. »Ich werde keine weiteren Waffen in diesem Raum dulden.«
»Versprechen Sie, Ms. Blake nichts zu tun«, verlangte Merle. Ich hatte fast vergessen, dass er schräg hinter mir stand. »Wir werden ihr kein Härchen krümmen.« »Wir können riechen, dass Sie lügen«, sagte Claudia.
Der Schlangenkopf wandte uns das andere Auge zu. »Das können die wenigsten. Die meisten nehmen nur den Schlangengeruch wahr.« »Anita.« Cherrys Stimme.
Mein Blick ging kurz zu ihr und ich sah Bewegung vor der Glasschiebetür. Sie wollten uns von der Seite angreifen. »Draußen tut sich was«, sagte Igor.
Er verstand sich auf seinen Job. Wie erfreulich. In dem Moment, wo mein Blick zum Schlangenmann zurückschwenkte, deutete er mit dem Lauf auf die Terrassentür. »Wir haben das Haus umstellt. Es braucht aber niemand draufzugehen.«
Claudia schoss eine Sekunde vor mir. Ihre Kugel traf ihn im Gesicht, meine am Halsansatz. Sein Kopf zerspritzte als blutige Masse. Mir klingelten die Ohren von dem Knall. Der Schlangenleib zuckte, die Schrotflinte ging los. Caleb warf sich zu Boden. Zwei weitere Schlangenmänner drängten Schulter an Schulter herein, beide mit einer Schrotflinte. Claudia sagte: »Links.«
Ich erschoss den rechten und sie den linken. Wir trafen, worauf wir gezielt hatten. Die zwei brachen zusammen, und eines ihrer Gewehre kam auf uns zugeschlittert.
Links von uns fiel ein Schuss aus einer Schrotflinte. Unwillkürlich drehte ich den Kopf zur Lärmquelle. Die Glastür lag in Scherben am Boden. Ich hatte das Klirren nicht gehört, nur den Schuss. Igor nutzte die Kochinsel als Deckung und gab zwei Schüsse auf einen Mann ab. Der brach kraftlos in die Knie.
»Neuer Besuch«, sagte Claudia, und ich schwenkte wieder zum Küchendurchgang. Dort erschien ein glänzender Revolverlauf, irgendein verchromtes Ding. Claudia stand mit dem Rücken an die Küchenzeile gedrückt, wo sie vom Durchgang aus nicht gleich zu sehen war. Sie feuerte zweimal auf den glänzenden Lauf. Der folgende Schrei übertönte das Klingeln in meinen Ohren und hörte nicht auf. Er gellte schrill wie ein Jungkaninchen unter den Krallen der Katze. »Halt's Maul, Felix!«, hörte ich jemanden sagen.
Dann regnete Blei in die Küche von der Seite des Durchgangs, die weder Claudia noch ich sehen konnten, ohne aus der Deckung zu kommen. Jemand berührte mich am Arm. Ich fuhr herum und hatte Nathaniel vor der Mündung. Er zeigte zur Seite. Igor lag am Boden auf der Seite, und ein dünnes Rinnsal Rot rann unter ihm hervor. Ich sah Zane und Cherry unter dem Tisch kauern und aus den Augenwinkeln Merle im Winkel der Schrankzeile, wo er vermutlich bessere Deckung hatte als alle anderen. Was macht man bei einer Schießerei, wenn man keine Kanone hat? Sich verstecken? Kurz begegnete ich Merles Blick, bevor ich mich dem Geschehen wieder zuwandte.
Durch die zersplitterte Terrassentür trat ein Mann mit einer Pumpgun in den Händen und lud dabei durch. Ich gab drei Schüsse auf ihn ab, bis die Beine unter ihm nachgaben. Er hätte eben vorher durchladen sollen.
Claudia feuerte auf den Küchendurchgang. Ich glaube nicht, dass sie jemanden traf, aber sie hielt die anderen draußen. Auf der Terrasse rührte sich nichts. Ich blieb in der Hocke, die Browning beidhändig im Anschlag.
Vom Durchgang kamen Schüsse. Claudia und ich schmiegten uns an die Unterschränke, zugleich behielt ich die Terrassentür im Auge, konnte aber aus der Deckung nicht darauf zielen. Durch das Fensterchen
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