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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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einen kurzen, aber nichtssagenden Blick zu. Dolph folgte ihm auf dem Fuß; er überragte Micah genauso wie mich. Sein Blick war nicht nichtssagend, er war wütend. Dolph war wütend, seit er zur Tür reingekommen war. Er hatte uns alle auf die einzelnen Räume verteilt. Nathaniel wurde von seiner Freundin vom Polizeirevier, Detective Jessica Arnet, befragt. Sie waren oben im Gästezimmer. Detective Perry hatte Caleb befragt und unterhielt sich jetzt mit Zane. Dolph hatte Merle und Micah erledigt. Zerbrowski hatte mich so gut wie gar nichts gefragt, sondern nur dagestanden und dafür gesorgt, dass ich mit keinem redete. Nennen Sie's Intuition, jedenfalls war ich mir ziemlich sicher, dass Dolph vorhatte, mich persönlich zu befragen.
     
    Immerhin lagen hier fünf Leichen, von denen drei sich beim Sterben nicht in Menschengestalt zurückverwandelt hatten. Die Schlangen waren Schlangen geblieben. Lykanthropen nahmen im Tode immer ihre ursprüngliche Gestalt an. Immer. Worauf sich die Frage stellte, was für Wesen diese Schlangen eigentlich waren.
     
    »Anita«, sagte Dolph, mehr nicht, aber ich wusste genau, was er meinte. Ich stand auf und ging ins Schlafzimmer. Micah streifte im Vorbeigehen meine Hand mit den Fingerspitzen. Dolphs Augen wurden schmal; er hatte es registriert.
     
    Er hielt mir die Tür auf, und ich ging an ihm vorbei in mein Schlafzimmer. Es ging mir gegen den Strich, dass sie meine Zimmer als Verhörräume benutzten, mich in meinem eigenen Schlafzimmer befragten, aber es war mir immer noch lieber, als in die Innenstadt gebracht zu werden. Also verkniff ich mir die Beschwerde. Dolph hätte jeden Grund gehabt, uns alle mitzunehmen. Es hatte Tote gegeben, und ich stritt nicht einmal ab, dass ich sie erschossen hatte. Klar, ich hätte es versucht, wenn
     
    ich geglaubt hätte, damit durchzukommen, aber das hielt ich für unwahrscheinlich.
     
    Er wies mir den Küchenstuhl an, den man hineingestellt hatte. Er selbst blieb stehen, mit seinen ganzen zwei Meter fünf. »Erzählen Sie«, sagte er.
     
    Ich berichtete genau, was passiert war. Ich sagte die Wahrheit, voll und ganz. Natürlich wusste ich gar nicht genug, um lügen zu müssen. Sie hatten Igors Leiche weggebracht; seine Tattoos wirkten fast lebendig, lebendiger als er. Wir hatten einen Toten und eine Verwundete auf unserer Seite. Es war mein Haus. Es war offensichtlich ein Fall von Selbstverteidigung. Der einzige Unterschied zu den beiden anderen Fällen, wo ich bei mir zu Hause jemanden getötet hatte, war die Anzahl der Leichen und dass unter den Toten einige so gar nicht menschlich aussahen. Davon abgesehen war ich schon an viel fragwürdigeren Vorfällen beteiligt gewesen. Warum also behandelte Dolph diesen so viel ernster? Ich hatte keine Ahnung.
     
    Er schaute auf mich herab. Sein Blick war viel härter als Zerbrowskis, aber ich erwiderte ihn ruhig und ausdruckslos. Diesmal konnte ich unschuldig aussehen, weil ich unschuldig war.
     
    »Und Sie wissen nicht, warum die Sie mitnehmen wollten? «
     
    Was das betraf, hatte ich eine Ahnung, aber die behielt ich für mich; das musste ich. Vielleicht waren sie gekommen, weil ich beinahe ihren Anführer getötet hätte. Es ist immer problematisch, der Polizei etwas zu verschweigen, weil man sich später kaum wirksam entlasten kann, ohne das einzugestehen. Dieses Problem hatte ich jetzt. Ich hatte Dolph nicht gemeldet, dass die Schlangenwesen Nathaniel in ihrer Gewalt gehabt und wir ihn befreit hatten. Ich hätte es ihm jetzt erzählen können, aber ... aber dann hätte ich ihm noch so viel anderes erklären müssen, zum Beispiel dass ich ein Werleopard werden würde. Und Dolph hasste die Monster. Ich war nicht bereit, das vor ihm offenzulegen.
     
    Ich machte ein Unschuldsgesicht und sagte: »Nein.«
     
    »Es muss ihnen ziemlich ernst damit gewesen sein, Anita, wenn sie so schlagkräftig hier aufgekreuzt sind.« »Scheint so«, meinte ich achselzuckend.
     
    Die Wut drang in seine Augen und machte seine Lippen schmal. »Sie lügen mich an.« Ich guckte erstaunt. »Würde ich das je tun?«
     
    Er fuhr herum und schlug mit der Faust auf meine Frisierkommode, dass die Seitenflügel des Spiegels gegen die Wand stießen. Das Glas klirrte leise, und kurz glaubte ich, es würde zerspringen. Das tat es nicht, aber die Tür ging auf, und Zerbrowski steckte den Kopf durch den Spalt. »Alles klar hier drinnen?«
     
    Dolph blickte ihn böse an, aber Zerbrowski ließ sich nicht beeindrucken. »Vielleicht

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