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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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zuckte die Achseln. »Das musst du entscheiden. Es ist dein Haus.«
     
    Das war ein Argument. »Ich kenne Sie überhaupt nicht«, sagte ich zu Gil. »Wenn Sie ein mieser Kerl sind und meinen Leuten etwas antun, bringe ich sie um. Aber wenn Sie wirklich nur für ein paar Tage unterkriechen wollen, können Sie bleiben.«
     
    Er schien noch kleiner zu werden, kauerte sich noch mehr zusammen. »Ich werde keinem was tun. Ich will mich nur wieder sicher fühlen können, mehr nicht.« Ich blickte Reece an. »Wissen Sie etwas über ihn?«
     
    »Er hat Angst vor seinem eigenen Schatten. Ich glaube kaum, dass er im Notfall helfen könnte. Er würde sich selbst zuerst retten.«
     
    Gil widersprach der Einschätzung nicht; er saß nur zitternd da. « Wenn wir nur den Starken helfen, helfen wir uns gar nicht«, sagte ich. »Sie nehmen ihn auf, obwohl Ihnen klar ist, dass er in einem Kampf nichts nützt und fliehen würde, um seine eigene Haut zu retten?«, fragte Reece.
     
    Ich sah in die großen, ängstlichen Augen und hörte das stumme Flehen: Bitte, helfen Sie mir.
     
    »Sie dürfen bleiben, und wir beschützen Sie, aber wenn der Ernstfall eintritt, erwarte ich, dass Sie Ihr Bestes tun. Sie brauchen nicht zu kämpfen, dürfen aber auch keinen behindern.« »Was heißt das genau ?«, fragte er.
     
    »Wenn es zum Schusswechsel kommt, verstecken Sie sich, legen Sie sich flach auf den Boden, machen Sie sich nicht zur Zielscheibe. Wenn von uns jemand verletzt wird und Sie die Möglichkeit haben, ihn auf die Seite zu ziehen, wo er sicher wäre, ihn stattdessen aber dem Tod überlassen, werden Sie als Nächster sterben.«
     
    »Ich bin nicht tapfer, Anita. Nicht mal ein bisschen.«
     
    »Seien Sie nicht tapfer, Gil, tun Sie nur, was ich gesagt habe. Bemühen Sie sich nach Kräften und halten Sie sich an die Regeln. Bleiben Sie aus der Schusslinie, denn wir können uns nicht um Sie kümmern, wenn der Kampf im Gange ist. Helfen Sie, wenn Sie können, wenn nicht, bleiben Sie aus dem Weg. Ganz einfach.«
     
    Er nickte und rieb sich dabei das Kinn zwischen den Knien. »Ganz einfach«, flüsterte er. »Ich wünschte, das Leben wäre so einfach.«
     
    »Das Leben nicht, Gil, aber ein Kampf ist einfach.« Ich kniete mich vor ihn, und die Schwäche, die er ausstrahlte, widerte mich an. Du lieber Himmel, das hatte mir jetzt gerade noch gefehlt: ein emotionaler Krüppel, der mir am Rockzipfel hing. Aber ich brachte es nicht über mich, ihn rauszuwerfen. Anita, die mitfühlende Seele. Wer hätte das gedacht? Ich starrte ihn an, bis er mir in die Augen guckte. »Ein Kampf ist eine ganz einfache Sache, Gil. Man schützt sich selbst und seine Leute und tötet die Bösen. Man tut, was nötig ist, um sich und seine Leute lebend aus der Situation rauszubringen.«
     
    »Und wer sind die Bösen?«, fragte er leise. »Alle, die nicht zu uns gehören«, sagte ich. »Und Sie töten sie einfach so?« Ich nickte. »Genau.« Ich glaube nicht, dass ich jemanden töten könnte.« »Dann verstecken Sie sich.«
     
    Er rieb wieder nickend das Kinn zwischen den Knien. Es sah aus, als wollte er eine Duftmarke setzen. »Das kann ich gut.«
     
    Ich berührte ihn sacht im Gesicht. Er zuckte zusammen, dann entspannte er sich ein wenig. Jedes Tier wird gern gestreichelt. »Ich kann das nicht so gut. Vielleicht kann ich von Ihnen noch etwas lernen.«
     
    »Warum sollten Sie sich verstecken müssen?«, fragte er. »Weil es immer jemanden gibt, der stärker und rücksichtsloser ist als man selbst.«
     
    »Ich kann Ihnen beibringen, wie man sich versteckt, aber ich bezweifle, ob ich lernen kann, wie man tötet.«
     
    Wo hatte ich das schon mal gehört? Ach ja, bei Richard. Doch selbst er hatte es am Ende gelernt. »Sie wären überrascht, was man alles lernen kann, wenn man muss, Gil.«
     
    Er zog die Knie enger an die Brust. »Aber ich will nicht lernen, wie man Leute tötet.« »Das ist ein ganz anderes Problem«, sagte ich. »Ich will es nicht.«
     
    »Dann tun Sie es nicht, aber sorgen Sie dafür, dass nicht andere aufgrund Ihrer Zimperlichkeit draufgehen.« »Es ist wahrscheinlicher, dass ich draufgehe.«
     
    »Stimmt, aber das liegt bei Ihnen. Lassen Sie sich umbringen, wenn Sie wollen, aber lassen Sie nicht mich oder meine Leute sterben, nur um sich nicht die Hände schmutzig zu machen.«
     
    »Würden Sie mich wirklich dafür töten ?«
     
    Ich stand auf. »Sie können hierbleiben, und ich beschütze Sie, riskiere sogar mein Leben für Sie, aber

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