Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
aus der Oort'schen Wolke
    gewesen sein«, sagte Nev erregt. »Unter Vakuumbe—
353
    dingungen ist er verhungert, aber hier fand er Nahrung in Hülle und Fülle.«
    »Zuerst muß der Organismus hierher gelangt sein,
    Mister«, hielt Ni Morgana ihm ungeduldig entgegen.
    »Und noch wissen wir nicht, wie er es geschafft haben soll, sechshunderttausend Meilen durchs Weltall zu reisen, um dann auf diesem Planeten abzuregnen.« An ihrer gespannten Miene merkte Ross, daß sie in Gedanken selbst die unwahrscheinlichsten Transport-möglichkeiten abwog. »Das Gelände ist hier ziemlich flach, Mister Benden. Gehen Sie in den Tiefflug, damit wir uns den – kranken Boden näher ansehen können.«
    Benden gehorchte und spürte wieder einmal, wie gut
    die Erica auf das Steuer reagierte, während sie mühelos über das leicht gewellte Terrain dahinglitt. Zwar erwartete er nicht, daß plötzlich etwas aus diesen seltsamen Tupfern hochgeschossen kam, aber auf fremden Welten mußte man auf alles gefaßt sein, selbst wenn Erkundungsund Vermessungsteams diesen Planeten aufs gewissenhafteste ausgekundschaftet hatten.
    Raubtiere hatte man nicht aufgespürt, doch irgendeine Gefahr war neun Jahre nach der Landung über die Menschen hereingebrochen. Und von vulkanischen Eruptionen war in Tubbermans Notruf keine Rede.
    Meilenweit flogen sie über die von kahlen runden
    Flecken zerfressene Landschaft, die gesprenkelt war von einzelnen Ringen, einander überlappenden Zwil-lingsringen und Dreifachkreisen. Ni Morgana bemerkte, daß man an den Rändern so etwas wie eine Pflanzensukzession wahrnehmen könne. Sie bat Benden 354
    zu landen, damit sie Proben einsammeln konnte, unter anderem Exemplare der sich regenerierenden
    Vegetation.
    Jenseits eines breiten Stroms gediehen völlig gesunde Bäume und großblättrige, unversehrte Gewächse. Über einer ausgedehnten Grassteppe erblickten sie eine Staubwolke, doch was immer diese erzeugt haben mochte, verbarg sich in einem dichten Waldgürtel.
    Spuren menschlicher Besiedlung suchten sie vergebens.
    Sie entdeckten nicht einmal einen mit Erdkrume
    bedeckten Hügel, unter dem sie die Überreste eines
    Gebäudes oder einer Mauer hätten vermuten können.
    Das zweite Funksignal verstärkte sich, als sie sich den Vorbergen eines gewaltigen Gebirgsmassivs nä-
    herten; die Gipfel lagen unter Schneemassen, obschon in diesem Teil der Hemisphäre gerade Hochsommer
    herrschen mußte. Während sie sich dem Signalgeber
    näherten, verwandelten sich die einzelnen rhythmischen Piepser allmählich in einen Dauerton.
    »Dort gibt es nichts außer einer lotrecht abfallenden Felswand«, meinte Ross gereizt, während die Gig im Schwebeflug über ihrem Zielort verharrte; der pene—trante Alarmton ging ihm auf die Nerven.
    »Das mag ja sein, Ross«, entgegnete Saraidh, »aber
    ich lese Meßwerte ab, die auf Körperwärme hindeuten.«
    Aufgeregt zeigte Nev mit dem Finger. »Das Plateau
    da unten ist viel zu eben, um natürlichen Ursprungs zu sein. Sehen Sie? Und was ist mit diesem Pfad, der ins Tal hinabführt? Und – heh – in die Klippe sind ja Fenster eingelassen!«
355
    »Der Felsen ist eindeutig bewohnt!« rief Saraidh und deutete nach steuerbord, wo eine Türöffnung in die Steilwand eingesenkt war. »Landen Sie, Ross!«
    Als die Erica auf der glatt eingeebneten Fläche zum Stehen gekommen war, rannte bereits eine Gruppe von Leuten auf das Plateau. Ihr nahezu hysterisches Be-grüßungsgeschrei wurde über die Außensensoren ins Cockpit übertragen. Das Alter der sich einfindenden Menschen lag zwischen Anfang zwanzig bis Ende vierzig – mit Ausnahme eines weißhaarigen Mannes,
    dessen Mähne auf Schulterlänge gestutzt war; sein tief zerfurchtes Gesicht und die langsamen Bewegungen deuteten darauf hin, daß er weit über achtzig, wenn nicht gar neunzig Jahre alt sein mußte. Sein Auftauchen dämpfte die Willkommensbekundungen, man trat beiseite und erlaubte ihm, ungehindert die Einstiegsluke der Gig zu erreichen.
    »Der Patriarch«, murmelte Saraidh, während sie ihre Uniformjacke geraderückte und sich das Käppi mitten auf die originelle Zopffrisur pflanzte.
    »Patriarch?« wiederholte Nev in fragendem Ton.
    »Schlagen Sie später nach, was dieser Ausdruck bedeutet – falls Sie es nicht von allein spitzkriegen«, blaff-te Benden ihn über die Schulter an und aktivierte den Entriegelungsmechanismus der Luftschleuse. Dann schoß er den Marines einen warnenden Blick zu, die ihre bereits gezückten Handfeuerwaffen

Weitere Kostenlose Bücher