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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Verwässert, dachte Benden. Wenigstens an einem Freudentag wie diesem hätten alle gleich behandelt werden müssen.
    Shensu überspielte seinen Unmut besser als seine beiden Brüder. Die Frauen schienen nichts von der aufkommenden Mißstimmung zu bemerken. In völliger Ausgeglichenheit reichten sie Platten mit Käsehäppchen und kleinen Küchlein herum.
    Schließlich bedeutete Kimmer seinen Gästen, sie
    sollten Platz nehmen. Benden gab den beiden Marines einen diskreten Wink, worauf sie sich ans Ende der
    langen Tafel setzten und wachsam blieben, wobei sie nur gelegentlich an ihren Weingläsern nippten.
    »Wo soll ich beginnen?« fragte Kimmer, sein Weinglas bedächtig absetzend.
    »Am Anfang«, entgegnete Ross Benden trocken und
    hoffte zu erfahren, was mit seinem Onkel passiert war, ehe er seine Identität preisgab. Etwas an Kimmer –nicht dessen Groll oder seine selbstherrliche Art, sondern etwas nicht Faßbares, Latentes – veranlaßte Benden instinktiv, diesem Mann zu mißtrauen. Doch vielleicht mußte man einem Menschen, der so lange in einer feindseligen Umgebung überlebt hatte, ein paar
    Schrullen zugestehen.
    »Wollen Sie hören, was der Anfang vom Ende war?«
    Kimmers gehässige Miene verstärkte Bendens Abneigung.
    »Sprechen Sie von dem Zeitpunkt, als Sie und der
    Botaniker Tubberman die Peilkapsel losschickten?«
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    »Allerdings! Damals war unsere Lage hoffnungslos,
    obwohl nur wenige realistisch genug waren, das ein—
    zusehen. Vor allen Dingen Benden und Boll wollten es partout nicht zugeben.«
    »Hätten Sie damals nicht auf die Kolonistenschiffe
    zurückgehen können?« fragte Ni Morgana und stubste
    Ross Benden unauffällig in die Seite, als sie merkte, wie er ergrimmt auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
    »Auf gar keinen Fall.« Kimmer stieß einen verächtlichen Schnaufer aus. »Mit dem letzten Treibstoff schickten sie Fusaiyuki in der Gig hoch, um die Situation einzuschätzen. Sie glaubten, sie könnten das, was auch immer die Fäden hierher brachte, von seiner Bahn ab-lenken. Es passierte, ehe sie erkannten, daß der Wan-derplanet einen Schweif mitgerissen hatte, der diesen vermaledeiten Planeten fünfzig höllische Jahre lang mit Fäden eindeckte. Zu allem Überfluß ließen sie es auch noch zu, daß Avril die Gig stahl. Nun war jede Chance vertan, Hilfe von außerhalb zu holen.« Das Wiedergeben dieser vierzig Jahre alten Erinnerungen wühlte Kimmer zutiefst auf, und sein Gesicht lief rot an.
    »Hat man eindeutig festgestellt, daß der Organismus aus der Oort'schen Wolke bis hierher geschleppt worden war?« fragte Ni Morgana; ihre sonst so ruhige Stimme klang eine Spur aufgeregt.
    Kimmer bedachte sie mit einem spöttischen Blick.
    »Letzten Endes war das alles, was sie herausfanden, trotz der Verschwendung von Treibstoff und des Auf-gebots an Arbeitskraft.«
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    »Am Landeplatz stehen nur noch drei Shuttles.
    Glauben Sie, ein paar Leute hätten es geschafft, mit den übrigen Fähren zu entkommen?« erkundigte sich Ni Morgana betont gelassen. Doch Benden sah das Glitzern in ihren Augen, während sie gleichmütig von ihrem Wein nippte.
    Kimmer funkelte sie voller Verachtung an. »Wohin
    hätten sie denn fliehen können? Der Treibstoff war
    ausgegangen. Und Energiezellen für Schlitten und Flitzer waren Mangelware.«
    »Angenommen, man hätte noch Treibstoff gehabt,
    waren die Schlitten denn funktionsfähig?«
    »Ich sagte doch, es gab keinen Treibstoff mehr. Es
    gab keinen Treibstoff!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Benden, der den Blick von dem verbitterten Mann
    abwandte, bemerkte den leicht amüsierten Ausdruck auf Shensus Gesicht.
    »Es gab keinen Treibstoff mehr«, wiederholte Kimmer weniger heftig. »Und ohne Treibstoff waren die
    Shuttles nicht mehr wert als Schrott. Ich habe keine Ahnung, warum sich nur drei Fähren in Landing befinden. Kurz nachdem dieses verdammte Luder die Gig in die Luft sprengte, verließ ich die Siedlung.« Un-befangen blickte er die Offiziere der Amherst an. »Es stand mir frei, fortzugehen und meine eigene Gemeinschaft zu gründen. Jeder mußte zusehen, wie er seine eigene Haut rettete. Alle, die nur einen Funken Verstand besaßen, hätten sich damals aus dem Staub machen müssen, die Konzessionäre wie die Kontraktoren.
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    Vielleicht sind sie ja auch geflüchtet und bunkerten sich irgendwo ein, um die kommenden fünfzig Jahre
    abzuwarten. Oder sie segelten auf und davon, der
    Morgensonne entgegen. Es gab ja Schiffe, müssen Sie wissen.

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