Ankunft
die Southern Cross, damit Dart dich sehen kann. Teresa, Kibby, Max und Pha werden im übrigen darauf achten, daß Dart dich nicht eher ins Wasser lockt, bis deine Haut nachgewachsen ist. Hast du mich verstanden, Theo Force?«
»Natürlich. Du hast dich ja klar genug ausgedrückt.«
Die dunkle Altstimme der Delphineurin klang amüsiert.
Noch am selben Abend brachte man Jim und Theo
auf das Schiff. Sie mußten gestützt werden, um keinen Preis ließen sie sich tragen, doch Theo hatte Mühe zu laufen und war unter der Sonnenbräune sehr blaß. Am Strand setzten sie sich in ein Dinghi, das Dart und Pha zur Southern Cross schleppten.
Nachdem Efram und ein anderes Crewmitglied sie an
Bord geholt hatten, belohnte sich Jim mit einem
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würdevollen Einzug in seine Kabine. Jemand hatte ordentlich aufgeräumt, seit der Sturm Jims wenige Hab-seligkeiten durch den engen Raum gewirbelt hatte. Theo mußte zu ihrer Koje getragen werden; sie war nicht imstande, die Knie zu beugen und die kurze Nie—dergangstreppe hinabzusteigen.
»Wir schlafen an Bord«, erklärte Efram, während er
Jim ein Funkgerät reichte. »Wenn irgend etwas ist,
brauchst du uns nur zu rufen.«
»Dart paßt auch auf«, fügte Anna Schultz hinzu, den Kopf durch die Tür steckend. Sie schnitt eine Grimasse, doch es war nicht böse gemeint. »Sie patrouilliert rund um das Schiff. Hoffentlich hält sie Theo nicht wach, indem sie dauernd mit der Nase gegen die Bordwand klopft, wo sie ihre Schlafkoje vermutet.
Beide Delphineure hatten blaue Flecken und Kratzer
davongetragen, denn die Tauchanzüge bedeckten nicht den ganzen Körper. Doch keiner war so schwer verletzt wie Theo.
»Ich bin die Köchin«, stellte Anna klar, »aber man
hat mir gesagt, ich soll euch zum Frühstück nicht
wecken. Doch der Tisch in der Messe ist gedeckt, ihr könnt also jederzeit nach dem Aufstehen etwas essen.«
Als die Venturer eintraf, ankerte sie in der Nähe der Southern Cross; Kaarvan ruderte hinüber, um Jim Tillek aufzusuchen, der gerade die Reihenfolge der Repara-turarbeiten bestimmte und einen Dienstplan für den folgenden Tag zusammenstellte. Eine Weile verharrte Kaarvan in der Tür, dann stieß er einen Grunzlaut aus, als er erkannte, womit Jim sich beschäftigte.
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»Ich denke, du sollst dich erholen. Besonders fit
siehst du mir nämlich nicht aus.«
Jim lachte. »Du weißt doch, alte Seebären sind nicht so leicht umzubringen …«
»Aber sie sind auch nur Menschen, mein Freund.«
Ohne viel Federlesens, aber nicht unfreundlich, nahm Kaarvan Jim das Notepad einfach weg. »Das ist jetzt mein Job.«
Da ihn selbst die einfachsten Entscheidungen bezüglich des Reparaturplans ermüdet hatten, hob Jim ergeben die Hände und grinste den dunkelhäutigen Skipper an. Er sah ein, daß es das Vernünftigste war, die Verantwortung an Kaarvan abzugeben. Doch jeden Abend kam Kaarvan mit ernster Miene an Bord der
Cross, um von den täglich erzielten Fortschritten zu berichten; er teilte mit, was die Delphinteams alles vom Meeresboden hochbefördert hatten und besprach mit Jim den Einsatz für den nächsten Tag. Jim war ihm dankbar dafür. Er kam sich weniger nutzlos vor und
mußte nicht ständig mit dem Gefühl leben, daß man ihm das Kommando entzogen hatte.
Tagsüber hielt er sich oft an Deck auf, beobachtete die Wasserakrobatik der arbeitenden Delphine und
spähte durch sein Fernglas auf die improvisierte
Schiffswerft. Da Theo fand, daß Sonne und frische
Meeresluft den Heilungsprozeß förderten, quälte auch sie sich nach oben und streckte sich in der Plicht aus.
Eine Hand ließ sie dabei ins Wasser hängen, wo Dart sie von Zeit zu Zeit mit Nasenstübern traktieren konnte; der 113
Delphin hatte sich von Theo dazu überreden lassen,
vorläufig mit Anna zu kooperieren.
Unermüdlich suchten die Delphine nach Gepäckstücken, die von den Gezeiten oftmals ein gutes Stück weit über den Meeresboden geschleift worden waren.
Waren sie dann fündig geworden, kehrten sie zurück
und ließen sich Schleppgeschirre geben, um die Lasten an den Strand befördern zu können.
»Sie sind viel belastbarer als wir«, sagte Efram eines abends während des Essens zu Jim, als er vor Entkräftung kaum noch die Gabel an den Mund führen konnte.
»Ihr braucht alle eine Verschnaufpause«, entgegnete Anna resolut. »Gebt uns Lehrlingen doch eine Chance, mitanzusehen, wie die Delphine gesunkene Sachen aus dem Wasser bergen. Die Delphine kennen sich aus und können uns eine
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