Ankunft
seine Überraschung zu verbergen. »Ich bin froh, daß ich es dir beweisen konnte.« Er küßte sie zärtlich.
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Das Funkgerät gab einen Summton von sich; mit
einem resignierten Seufzen stand Jim auf, um sich zu melden.
»Dart hat dich sehr gern, weißt du«, rief Theo ihm
hinterher.
Er grinste über diese Bemerkung, doch insgeheim
fühlte er sich geschmeichelt. Delphine galten als außer-ordentlich gute Menschenkenner; bezüglich charak—
terlicher Schwächen und Stärken konnte ihnen keiner etwas vormachen.
Beth Eagles gestattete Jim, einer leichten
Beschäftigung nachzugehen. »Und wenn ich ›leicht‹
sage, dann meine ich ›leicht‹, Jim, auch wenn du
ausgeruht aussiehst.«
»Ich bin wieder auf dem Damm«, entgegnete er und
suchte Kaarvan auf, der ihm eine wenig anstrengende Tätigkeit zuteilen sollte.
Jim kannte sich im Schiffsbau aus, so daß er gemeinsam mit Kaarvan die Reparaturen überwachen konnte.
Der Sturm hatte ihrer behelfsmäßigen Werft kaum
Schaden zugefügt, dafür weit abgetriebene Frachtstücke in Strandnähe zurückbefördert, wo sie von Delphinen und den Delphineurlehrlingen geborgen werden konnten.
Auch Theo jammerte, die erzwungene Untätigkeit
würde sie ganz kribbelig machen; deshalb erlaubte Beth ihr, jeden Tag an Land zu gehen und dabei zu helfen, vom Wasser beschädigte Strichcodes an nicht iden-tifizierten Waren zu entziffern.
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Wenn Jim und Theo dann jeden Abend zum
Übernachten zur Cross zurückruderten, schien dies niemand zu wundern, vor allen Dingen, wenn sie von
Dart begleitet wurden.
»Ob sie glauben, daß Dart bei uns die Duenja spielt?«
mokierte sich Jim. Als Theo ihn verständnislos anschaute, erklärte er ihr, daß dies ein veralteter Ausdruck für Anstandsdame war, und die Delphineurin lachte schallend.
»Dart hat gegen unsere Beziehung nichts einzuwenden. Ist dir noch nicht aufgefallen, daß sie sich beim Schwimmen niemals zwischen uns drängt?« fragte sie mit listigem Grinsen.
Tatsächlich hatte Jim diesen Umstand noch gar nicht bewußt wahrgenommen. Und hätte es Theo ihm nicht
erzählt, hätte er sich nie Gedanken darüber gemacht, daß Dart sie beim gemeinsamen Schwimmen niemals
störte. »Das ist schön, denn es wäre wirklich lästig, wenn sie sich eifersüchtig anstellte.« Er bemühte sich, sich seine Befangenheit nicht anmerken zu lassen. Über ihre Affäre zu sprechen, fiel ihm nicht leicht. Er wollte die Beziehung gern weiterführen, wußte jedoch nicht, wie er das Thema anschneiden sollte.
»Du hast die Southern Cross; ich habe Dart.«
»Außerdem haben wir einander, oder nicht?« hakte
Jim nach. An Theos Antwort lag ihm sehr viel. Er fühlte sich unsicherer, als es einem Mann seines reifen Alters zustand.
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»Natürlich«, erwiderte sie wie nebenbei, den Blick
unverwandt auf die Cross gerichtet, zu der sie hin-ruderten.
Jim lächelte erfreut und legte sich die letzten Meter gewaltig in die Riemen.
Ein glückliches Ereignis – die Geburt von Carolinas Kalb – trug dazu bei, die Stimmung unter den Schiffbrüchigen zu heben, die noch eifrig dabei waren, die Sturmschäden zu beseitigen. Malawi und Italia fungierten als Hebammen, und gemeinsam brachten die drei erwachsenen Weibchen das Neugeborene so nahe an den Strand heran, daß es von den Menschen bestaunt werden konnte. Unter aufgeregtem Schnauben und
Quietschen riefen die Delphine einen Namen. Theo
mußte an Land bleiben, doch Carolinas menschliche
Schwimmpartnerin ließen sie nahe genug an sich
herankommen, damit sie sich ihr verständlich mitteilten.
»Atlanta! Atlanta!« brüllte Bethann, als sie zum
Strand zurück kraulte. »Keiner glaubt mir, wenn ich sage, mein Delphin kennt sich mit der Geographie der alten Erde genauso gut aus wie die Menschen.«
Jeder, der sich auf dem Sandstreifen aufhielt, winkte den Delphinen zu und skandierte den Namen, um seinen Beifall kundzutun.
»Gut gewählt«, lobte Jim, als die beglückt lächelnde Bethann sich zu ihm und Theo gesellte. »Ich bin ein bißchen überrascht, daß die Delphine nicht schon viel früher auf diesen Namen gekommen sind. Hast du Carolina bei der Auswahl geholfen?«
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Die Delphineurin wrang sich das Wasser aus den
langen Haaren. »In gewisser Weise. Carrie wollte ihr Junges nach etwas großem Nassem benennen.« Jim
prustete los. »Nun ja, als erstes fällt einem da der Atlantik ein. Dann schlug ich ein paar Namen vor, die auf a enden. Das war gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, daß es
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