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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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so stark demoliert, daß sich eine Reparatur nicht lohnte.
    Die Barken, die ohnehin zu den schwerfälligeren See-fahrzeugen gehörten, waren so rasch gesunken, daß die Brecher ihnen nichts hatten anhaben können. Die Teams Efram und Kibby, Jan und Teresa, sowie Ben und Amadeus, berichteten, daß die Ladung immer noch an ihren Plätzen vertäut war; die Kähne hatten weniger wichtige Sachen transportiert, die ruhig eine Weile länger im Wasser liegen durften.
    Unterdessen waren die Bergungsarbeiten am Strand
    in vollem Gange; jeder schnappte sich, was gerade angespült wurde, und zog es oberhalb der Flutlinie auf den Sand. An eine mit Wasser vollgesogene, ramponierte Kiste gelehnt, forderte Jim über Funk mehr Hilfskräfte an; mit vor Müdigkeit brennenden Augen sah er drei Angehörige des medizinischen Personals auf sich zu
    kommen.
    »Tut mir leid, Paul, daß ich dir solche Probleme auf-halse«, sprach Jim ins Mikrophon.
    »Damit konnte keiner rechnen«, erwiderte Paul mit
    gepreßter Stimme. Jim hörte den verzagten Unterton
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    heraus und bemühte sich, selbst möglichst optimistisch zu klingen. Mit der Hand rieb er sich über das salzverkrustete Gesicht. »Trotzdem hatten wir noch mal Glück gehabt. Ein großer Teil der Fracht treibt auf dem Wasser, und ich würde mich nicht wundern, wenn wir das meiste bergen können. Manche Behälter sind so voll Wasser gelaufen, daß der Inhalt vielleicht verdorben ist, aber generell hält sich der Schaden in Grenzen. Was die Schiffe angeht, so arbeitet Andi bereits Pläne für die erforderlichen Reparaturen aus …«
    »Bloß keine Behelfstakelung, verflixt noch mal, Jim!
    Bis Key Largo ist es verdammt weit, und Kaarvan
    warnte mich, daß die Überquerung der beiden Strö-
    mungen kein Kinderspiel sein wird.«
    »Ich breche erst von hier auf, wenn jedes einzelne
    Boot tiptop in Ordnung und absolut seetüchtig ist, nach Bristol Standard, wie man früher zu sagen pflegte«, versprach Jim, wobei er bewußt den alten seemännischen Begriff benutzte, um gute Laune zu demonstrieren.
    Er gewahrte, wie die Schatten der drei näherkommen—
    den Mediziner auf ihn zu rückten und das Licht der tief im Westen stehenden Sonne aussperrten. Er wandte sich ab, damit sie sein Gespräch nicht belauschen konnten.
    »Himmel, bis dahin ist die gesamte Fracht wieder getrocknet. Die meisten Umhüllungen und Behälter haben gehalten, nur ein paar Säcke sind aufgeplatzt. Morgen lassen wir die Delphinteams das Zeug hochholen, das noch auf dem Meeresgrund liegt. Später melde ich mich wieder bei dir, Paul. Mach dir um uns keine Sorgen. Der Schlitten brachte alle Hilfe, die wir brauchten.«
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    Als er die Verbindung unterbrach, räusperte sich jemand. Jim sah hoch und erkannte Corazon Cervantes,
    Beth Eagles und Basil Tomlinson, die vor ihm standen und ihn belustigt ins Visier nahmen.
    »Er steht ja immer noch auf beiden Beinen«, kommentierte Corazon.
    Jim fiel auf, wie müde sie aussah, und in diesem Moment spürte er seine eigene Erschöpfung.
    »Aber nur, weil er sich mit dem Rücken an dieser
    Kiste abstützt«, ergänzte Beth in der für sie typischen pragmatischen Art. Auch ihr merkte man den Kräfteverschleiß an.
    »Alte Seebären sind nicht so leicht umzubringen«,
    dozierte Basil. »Aber sie sind auch nur Menschen. Jedenfalls hat Theo recht gehabt«, setzte er hinzu. »Die Gelschiene ist verrutscht, und die Klammern haben sich aus der Wunde gelöst. Was schlagen Sie vor, meine Damen und Herren Mediziner?«
    »Einen neuen Verband, neue Klammern und strenge
    Bettruhe«, entgegnete Beth. Ehe Jim zu einem Protest ansetzen konnte, preßte sie ein Hypo-Spray gegen seinen Arm. Während die Knie unter ihm nachgaben und ihm schwarz vor Augen wurde, hörte er sie salbadern: »Ich glaube, er weiß einfach nicht, wann es Zeit ist, eine Pause zu machen.«
     
    Der Duft von gebratenem Essen belebte ihn, doch als er versuchte aufzustehen, wollte sein Körper ihm nicht gehorchen. Er lag auf dem Rücken, unter einem Balda-104
    chin aus geflochtenen Farnwedeln, ein ebenso ungewohnter wie rustikaler Anblick. Als Unterlage diente ihm jedoch eine Luftmatratze, und eine leichte Zudecke verhinderte, daß er im Schatten fror. Dann beging er den Fehler, sich auf die rechte Seite zu rollen, in einem weiteren Bemühen, seine Lagerstatt zu verlassen. Der Schmerz, der ihn durchzuckte, als er sich auf den Arm stützte, ließ ihn gequält aufstöhnen.
    »Bist du wach?« fragte eine Stimme zu seiner
    Linken. Er

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