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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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aufgebrüht.
    »Etwas ähnliches hat mir Eba Dar auch schon gesagt.« Jim setzte sich auf seinen üblichen Platz am Kopfende des Tisches.
    »Wir könnten in die tieferen Wasserschichten abtau—
    chen, wo es ruhiger ist, und hätten nichts mehr zu be-fürchten. Die Atemgeräte enthalten genug Sauerstoff, um sich für die Dauer eines Sturms da unten aufzuhal-117
    ten.« Theo schlurfte ihren Klah. Ihr rechter Arm gewann allmählich seine Beweglichkeit zurück, doch die Hand mit dem Becher konnte sie immer noch nicht an den Mund führen. »Ich wußte, daß bei euch da droben die Hölle los war, aber wir im Wasser haben gut aufge-paßt.«
    Beruhigend legte Jim eine Hand auf ihre nervös
    zuckenden Finger. »Das ist mir klar. Nur euch Delphineuren haben wir es zu verdanken, daß kein Mensch
    ertrunken ist.«
    »Es ist ja auch unsere Aufgabe, Menschen vor dem
    Ertrinken zu retten«, erwiderte sie mit verschmitztem Lächeln und hob energisch das Kinn. Aber ihre Hand
    entzog sie ihm nicht.
    Die Southern Cross begann immer heftiger zu rollen und zu schlingern. Wieder hörten sie über Funk
    Kaarvans Stimme.
    »Die Delphine melden, daß der Sturm nicht lange
    dauern wird, aber dafür müssen wir uns auf hohe
    Windgeschwindigkeiten und gewaltige Böen gefaßt
    machen. Soweit alles in Ordnung bei euch?«
    »Wir sind auf alles gefaßt.« Jim schaltete das Gerät aus und wandte sich an Theo, die ihren Klahbecher
    festhielt, weil er sonst auf dem Tisch hin und her gerutscht wäre. »Würdest du dich in deiner Koje wohler fühlen? Du solltest auf jeden Fall vermeiden, daß du mit deiner neuen Haut über den Verletzungen irgendwo anstößt.«
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    Sie bedachte ihn mit einem eigentümlichen Blick und einem noch unergründlicheren Lächeln. »Da ist was
    dran.«
    Sie rutschte auf dem Sitzpolster bis ans Ende des Tisches. Jim faßte stützend unter ihren Ellbogen, als das Schiff sich unter dem Ansturm einer Woge aufbäumte.
    Sie hörten, wie sich das Pfeifen des Windes zu einem schrillen Creszendo in die Höhe schraubte, die Takelage gegen den Mast klatschte und die Wellen steuerbords wütend gegen den Rumpf der Cross anstürmten.
    Sich mit der unverletzten Hand einen Halt suchend,
    schob sich Theo in die Vorderkajüte; die Doppelkoje im Bug war auch nicht viel breiter als die Einzelkojen. Jim folgte ihr, um darauf zu achten, daß sie nicht gegen die Wände geschleudert wurde. Den verbundenen rechten Arm hielt er eng an den Körper gepreßt, den linken Arm streckte er aus, um balancieren zu können.
    Gerade als sie die Kajüte erreichten, schwankte die Cross wie wild, und Theo taumelte gegen Jim. Instinktiv griff er nach ihr und drückte sie an sich; seine lebenslange Erfahrung auf dem Meer half ihm, auch bei stärkstem Seegang auf den Beinen zu bleiben.
    Theo schlang den linken Arm um seine Taille und
    schmiegte sich dicht an ihn. Er spürte, wie sie zitterte, und wie glatt und weich ihre Haut war; automatisch festigte er seinen Griff. Zu seiner Überraschung durch-strömten ihn die widersprüchlichsten und längst vergessen geglaubte Emotionen.
    »Dieser Sturm wird bestimmt nicht so schlimm wie
    der letzte«, tröstete er sie, obwohl ihm schleierhaft war, 119
    wieso die beherzte Theo sich auf einmal fürchten
    sollte …
    »Ich habe keine Angst, du ahnungsloser alter Kerl«, erwiderte sie leise. Sie legte den linken Arm um seinen Hals und zog seinen Kopf herunter; dann küßte sie ihn so leidenschaftlich, daß beide das Gleichgewicht verloren und torkelten, als die Cross sich gebärdete wie ein bockendes Pferd. Theo ließ ihn auch dann nicht los, als sie stürzten und auf einer der schmaleren Kojen landeten.
    »Aber was ist mit deinen Beinen? Und deinem
    Arm?« begann Jim, ohne seinen Griff um Theo zu lok—
    kern. »Ich könnte dir weh tun …«
    »Es gibt mehr als eine Position, Jim Tillek. Muß ich es dir erst beibringen?«
    Obwohl die Southern Cross hin und her geworfen wurde, was in dieser speziellen Situation manchmal
    ganz angenehm war, entdeckte Jim, daß es in der Tat phantasievolle Möglichkeiten gab, um die Liebe zu genießen. Was sich zwischen ihm und Theo innerhalb der nächsten Stunde abspielte, wirkte auf ihn wie ein Le-benselixier. Viel zu lange hatte er auf Freuden wie diese verzichtet.
    »Wir sind beide nicht mehr jung«, meinte Theo, als
    die Cross wieder ruhig in der Dünung dümpelte. »Aber du bist auf jeden Fall noch ein ganzer Mann, Jim.«
    »Das glaube ich auch.« Jim gab sich keine Mühe, seinen Stolz und

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