Ankunft
kein Risiko eingehen und hatte die vier großen Schiffe, die Pernese Venturer, die Mayflower, die Maid und die Perseus an die Stelle beordert, von wo aus die riskante Überfahrt in Angriff genommen werden sollte.
Für die mittlerweile recht geübten Skipper war es
Ehrensache, ihre Boote in den neuen Hafen zu bringen.
Doch nur wenige von ihnen waren imstande, die beiden Großen Strömungen aus eigener Kraft zu durchsegeln, und deshalb standen die vier Schiffe mit den starken Hilfsmotoren zur Verfügung.
Jim hatte sich einen Plan zurechtgelegt, wie man die Flottille durch die Gefahrenzone manövrieren konnte, und zu seiner Genugtuung stimmten die anderen Kapitäne mit ihm überein. Es galt, von Key Largo aus die Küste entlang zu segeln, ein gutes Stück vorbei an der Stelle, wo die östliche Strömung der Westlichen am nächsten kam.
Dann wollte man sich mutig in die östliche Strömung hineinbegeben und sich einen ganzen Tag lang zurück-treiben lassen, bis an den Punkt der größten Annähe-127
rung. Die Gewässer, die die beiden Strömungen voneinander trennten, galten als relativ ruhig. Hier konnte man getrost die östliche Drift verlassen, den Bug in das Westliche Stromsystem drehen und die abenteuerliche Passage mit Unterstützung der motorgetriebenen großen Schiffe kreuzen. An der Spitze der Halbinsel Boll befanden sie sich wieder in einer sicheren Zone, und die letzte Etappe längs der Küste bis in den Hafen von Fort hinein würde sich bequem bewältigen lassen.
Man schickte eine Vorhut von Delphinen los, um das
Wetter zu erkunden. Als die Prognose positiv ausfiel und der Wind aus der günstigen Richtung blies, nahm man die gefahrvolle Überfahrt in Angriff.
Dieses Mal blieb ihnen das Glück treu. Die Passage
verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle, und dann erreichte man die als ungefährlich geltenden nördlichen Küstengewässer. Einige der motorgetriebenen Schiffe hatten sogar noch eine Treibstoffreserve übrig.
Delphinteams hielten sich bereit, im Fall einer Havarie einzugreifen. Was dann kam, glich eher einer Ver-gnügungsfahrt. Es wird beinahe langweilig, dachte Jim, als die Southern Cross majestätisch in die dunkleren Wasser des Nordens hineinglitt und Kurs nahm auf ihren letzten Anlaufhafen.
Der letzte Anlaufhafen wird es auf Dauer nicht sein, berichtigte er sich sogleich in Gedanken. Während des Aufenthaltes in Key Largo hatten er und die anderen Skipper Pläne für die Zukunft geschmiedet und sich überlegt, wie sie ihre Schiffe vor den gefräßigen Fäden schützen konnten.
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»Unter den Kaianlagen hat man für uns eine Art
Bootsschuppen gebaut«, erzählte Kaarvan und zeichnete rasch eine Skizze der Anlage. »Die Masten müssen
natürlich abgenommen werden. Die Venturer paßt gerade in den Schuppen hinein, zusammen mit zwei gro-
ßen oder vier kleineren Schiffen.«
»Die reichen aus, um Fort mit Vorräten an frischem
Fisch zu versorgen, wenn das Wetter es gestattet«,
meinte Sejby, während er sich das stoppelige Kinn
kratzte und Jim nachdenklich ansah.
Jim hörte die unausgesprochene Botschaft heraus.
Grinsend hob er den in Gel geschienten Arm. »Na ja, vorerst bin ich als Fischer nicht viel nütze.«
»Es gibt auch eine gute Nachricht, Jim«, mischte sich Veranera hastig ein. »Ozzie erwähnte eine riesige Mee-resgrotte am Ostende der Großen Insel. Er sagte, sie sei groß genug, um hinein zu segeln. Selbst bei Ebbe reicht die Wassertiefe auch für schwerere Boote aus, und die Höhlendecke ist so hoch, daß die Masten nicht herun-tergeklappt werden müssen. Vielleicht könnten wir die Grotte in einer Art Rotationsverfahren nutzen. Ein, zwei große Schiffe bleiben ständig im Einsatz, und die anderen ankern derweil in der Grotte.«
Jim warf ihm eine Landkarte der betreffenden Gegend zu. Die Grotte war eingezeichnet. »Ich habe nichts dagegen. Für die Southern Crass wäre dieser Anlege-platz ideal. Schnell und problemlos zu erreichen.«
»Ein ausgefuchster alter Fahrensmann wie du meistert jede Schwierigkeit«, bemerkte Per Pagnesjo. »Im 129
übrigen muß ich mir jetzt einen längeren Landurlaub gönnen, sonst macht meine Frau mir die Hölle heiß.«
Sie beschlossen, daß die Southern Cross, die Maid und die Perseus das erste Jahr in der Grotte ankern sollten. Die Venturer würde sich später anschließen.
Kaarvan brannte darauf, festzustellen, ob die Kaverne weiträumig genug war, um sein Schiff, das größte der gesamten Flotte, aufzunehmen. Wenn ja, dann
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