Ankunft
kampierten sie an einer Stelle, die Red von früheren Biwaks gut kannte. Der Lagerplatz
befand sich unweit des Flusses, der dem größeren Fort River zuströmte. Da der Untergrund felsig war, bot er dem Vieh keine Nahrung, doch die Tiere taten sich an dem getrockneten und zerkleinerten Seetang gütlich, den manche der heikleren Rassen verschmähten.
Ein Lagerfeuer sorgt immer für gute Laune, selbst
wenn man trockenen Tierdung verbrennt. Jemand war
auf die Idee gekommen, auch ein paar Zweige von Ap—
felbäumen in die Flammen zu legen, um die unangenehmen Gerüche zu vertreiben. Es gab einen nahrhaf—
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ten, pikant gewürzten Eintopf; wenn man vergaß, daß er aus Fleischabfällen, Seetang, Wildkräutern und Getreide bestand, schmeckte er vorzüglich. Red war zu ausgehungert, um zimperlich zu sein, und das harte Reisbrot tunkte er zum Weichwerden in die Soßenreste.
Snapper kehrte zurück, an einem Bein eine Nachricht von Maddie.
Warten schon gespannt auf eure Ankunft. Seit den letzten Regenfällen führt der Fluß Hochwasser. Paßt auf, daß ihr mit den Wagen nicht steckenbleibt. M.
Unter einem der mit Rädern versehenen Schlitten
hatte Mairi ihr Bett gemacht. Sie fand, nach der Anstrengung brauche sie eine weiche Unterlage. Red
wollte nicht zugeben, daß auch ihm jeder Knochen weh tat, doch dankbar legte er sich neben sie, während
Snapper in seiner Nähe wachte. In Gedanken malte er sich drei behagliche, große Räume aus in … Burg
Keroon. Sogleich beschlich ihn ein schlechtes Gewissen. Es wäre glatte Platzverschwendung – drei Räume nur für ihn und Mairi.
Am nächsten Morgen kam es unerwarteterweise zu
einer Verzögerung. Ein paar Zugtiere hatten sich an dem Geschirr wundgescheuert. Die Geschirre waren
neu, doch Red hatte geglaubt, das Leder sei weich
genug gewesen. Mairi stöberte in ihrem Hausrat und
fand ein paar alte, gegerbte Schafsfelle, außerdem etwas Baumwolle, die noch von ihrer letzten Ernte in Landing stammte.
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Zuerst behandelte Red die wunden Stellen mit Taubkraut, einer Salbe, die mittlerweile in keinem Erste-Hilfe-Kasten fehlte, dann deckte er die Abschürfungen mit Baumwolle und den kleingeschnittenen Schafsfellen ab. Zusätzlich verteilte man die Ladung der Schlitten so um, daß die verletzten Tiere weniger zu ziehen hatten.
Red überzeugte sich persönlich davon, daß die
Lederriemen der Geschirre geschmeidig waren und
perfekt saßen. Er nahm sich vor, am Abend noch einmal die gesamte Ausrüstung zu prüfen, nachdem man sie
gesäubert hatte.
Der Zwangsaufenthalt dauerte mehrere Stunden, doch
als sich der Zug dann endlich in Bewegung setzte, war man frohen Mutes, und Menschen, die das Lachen
bereits verlernt hatten, wirkten entspannt und glücklich.
Es war beinahe so, sinnierte Red, als genüge allein der Umstand, sich draußen frei bewegen zu können, ein Ziel vor Augen zu haben, um die letzten Reserven dieser Leute zu mobilisieren. Über kleine Probleme setzte man sich einfach hinweg, froh, der Enge und dem erdrückenden Mangel an Intimsphäre endlich entronnen zu sein.
Dieser wiedererwachte Pioniergeist versetzte ihn in Hochstimmung. Es war ein hoffnungsvoller Neubeginn.
Noch viel harte Arbeit und Schinderei warteten auf sie, ehe die Burg bewohnbar, geschweige denn komfortabel wurde. Noch eine ganze Weile würde man Entbehrungen und Opfer auf sich nehmen müssen. Denn so lange man dabei war, das vorhandene Höhlensystem zu erweitern, läge der feine Steinstaub überall.
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Er hatte so viele Atemschutzmasken mitgenommen,
wie Joel herausrückte, doch sie reichten nicht aus, um alle Leute damit zu versorgen. Nur die Arbeiter direkt vor Ort würden welche ausgehändigt bekommen.
Steinstaub war so fein, daß er lange in der Luft
schwebte und sich weit verbreitete; er durchdrang alle Ritzen und heftete sich an jeden Gegenstand. Selbst die Kleidung war nicht mehr sauber zu kriegen, darüber hatte sich Mairi beschwert, als Red nach seinem ersten längeren Aufenthalt in der Höhle heimkam.
Er hoffte, Max Schultz und sein Trupp hätten es geschafft, die Umzäunungen und Viehkoppeln fertigzu—
stellen. Red hatte fast seine letzten Credits für Pla-stikpfosten und Plastikbretter hergegeben. Die Tiere, in denen sich im Stall Bewegungsdrang aufgestaut hatte, sollten möglichst viel Zeit im Freien verbringen, auch wenn es noch eine Weile dauern würde, bis man Gras aussäen konnte.
Vorerst reichte die Zeit nicht aus, um die Pferde regelmäßig zu
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