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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Ich weiß ja, ich hab Mist gebaut.« Liebevoll tätschelte er Kings Hals und lockerte die Zügel. Gott, war das Wasser kalt!
    Die Fluten stammten nicht nur von dem Dauerregen,
    sondern auch von der Schneeschmelze.
    Brian, der hinter ihm ritt, vermied ein ähnliches Miß-
    geschick. Noch einmal, an der Stelle, wo der Schieferton endete, umspülte das Wasser Reds Stiefel, doch
    dann stieg das ufernahe Gelände an, und das Wasser
    reichte den Pferden nur noch bis zu den Fesselgelenken.
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    Sich in den Steigbügeln aufrichtend, schwenkte Red
    triumphierend die Laterne und stieß einen Jubelschrei aus. Brian stimmte mit einem wahren Freudengeheul
    ein.
    »Kennst du von hier aus den Weg zur Burg, Sohn?«
    fragte Red mit leiser Besorgnis. So oft hatte Brian die Reise noch nicht unternommen, und die Finsternis verhüllte die meisten Landschaftsmarkierungen. »Nimm lieber meine Laterne mit.« Er beugte sich zu Brian hin-
    über.
    »Auf gar keinen Fall, Dad. Du brauchst sie als
    Signalleuchte.«
    »Es wäre vernünftiger, du nimmst sie an dich, damit du die Burg überhaupt sicher erreichst. Ab mit dir, und verlaß dich auf Cloudy.«
    »Das tu ich doch immer, Dad«, meinte Brian und
    nahm die Laterne in Empfang. »Hoppla! Hab sie
    schon!« Dann trabte er die sanfte Böschung hinauf.
    Red sah ihm eine geraume Zeit lang hinterher, ehe er King in den Fluß zurück trieb, wobei er sich an den Lichtern auf der anderen Seite orientierte. Die leuchtenden Punkte vor Augen, fiel ihm diese Überquerung viel leichter. Wieder einmal hatte Mairi mit ihrem praktischen Verstand dafür gesorgt, daß viele kleine Feuer entzündet wurden. Auch wenn sie nur wenig Licht spendeten, so verbreiteten sie doch eine anheimelnde Atmosphäre und dienten in dieser bewölkten, regneri-schen Nacht als Wegweiser.
    Red sorgte dafür, daß alle verfügbaren Laternen eingesammelt wurden, dann ließ er neben seinem überflu-166
    teten Steinturm eine lange Metallstange in den Boden treiben. Eine Laterne befestigte man an der Spitze, eine zweite in Augenhöhe; zusätzlich verknotete man in der Mitte des Pfahls ein dickes Tau, das quer über den Strom gespannt werden sollte, um denen, die zu Fuß marschierten, notfalls einen Halt zu geben.
    Das Ende des Taus schlang Red um sein Sattelhorn.
    Er saß wieder auf und ließ sich drei Laternen sowie zwei Stangen geben. Dann führte er ein paar andere mit Lampen ausgerüstete Reiter in den Fluß. In bestimmten Abständen mußten die Männer Posten beziehen; mit hochgehaltenen Laternen konnten sie dem Treck den Weg weisen und außerdem mit anpacken, falls Hilfe
    erforderlich war.
     
    Am gegenüberliegenden Ufer rammte Red einen der
    Pfähle in den Untergrund und befestigte das Tau mit einem dieser komplizierten Seemannsknoten, die Jim
    Tillek ihm gezeigt hatte.
    Im Schritt ritt er mit King zu der Stelle, wo er das rechterhand liegende Ende der Furt vermutete – um sich unversehens bis zur Taille im Wasser wiederzufinden.
    Mit einem mächtigen Satz sprang King aus dem Loch
    und gewann festen Grund unter den Hufen; dann
    schüttelte er sich heftig, daß die Tropfen aus dem nassen Fell flogen. Red biß auf die Zähne, vom eiskalten Bad bis ins Mark durchfroren. Gottlob war die Laterne nicht ins Wasser getaucht.
    Wieder am Ufer, grub er die letzte Stange in den Boden und befestigte daran die dritte Laterne. Die Be-167

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    leuchtung mußte genügen–wenn nur keine Panik ausbrach. Die Furt war gerade so breit, um dem größten Schlitten Platz zu gewähren. Der Fehltritt eines einzigen Zugtiers konnte eine Katastrophe auslösen.
    Im Galopp ritt er zum Lager zurück, ein Bravour—
    stück, das er besser unterlassen hätte, denn King war bereits erschöpft. Mairi nahm ihn in Empfang.
    »Du unternimmst nichts mehr, Red Peter Hanrahan,
    ehe du nicht etwas Warmes im Magen hast. Ich hab
    gehört, wie du in dem eisigen Wasser herumgeplanscht bist.« Sie reichte ihm einen Becher heißen Klah, und dankbar spürte er, wie das anregende Getränk ihn von innen her aufwärmte. Er mußte sich beherrschen, um nicht zu erschauern, als die frische, regenschwangere Brise über seine völlig durchweichten Breeches strich.
    Dankend gab er Mairi den leeren Becher. Dann
    wandte er sich an die Gruppe von Menschen, die gespannt auf eine Äußerung von ihm warteten.
    »Hört zu, Leute. Es ist das beste, wenn wir den Fluß noch heute nacht überqueren. Das Wasser steigt sehr rasch, nicht nur wegen der Regenfälle, sondern auch, weil die

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