Ankunft
Strapaze auswachsen. Notfalls müssen wir einen Tunnel durch den Felsen treiben. Zum Glück gibt es jede Menge Möglichkeiten, Energie aus Wasserkraft zu beziehen.«
Red wußte, daß Paul Zi Ongola vermissen würde. Er
war sein Zweiter Offizier gewesen und außerdem sein bester Freund, seit die beiden zusammen im Cygnus-Feldzug gedient hatten. Red wunderte sich ein bißchen, daß Zi Burg Fort verlassen wollte, aber er galt allgemein als guter Anführer, und der gegenwärtige Platzmangel wurde langsam unerträglich. Die Kritik hielt sich lediglich in Grenzen, weil der Admiral allerseits geschätzt wurde, und man seine Entscheidungen für
gerecht und ausgewogen hielt.
Die meisten Probleme in der Burg entstanden ohnehin durch die beengten Wohnverhältnisse. Während der
›guten‹ Jahre, als die Kolonie in den Anfängen steckte, 147
hatten sich die Menschen an Freizügigkeit und privaten Spielraum gewöhnt, und diese Zeiten verklärte man um so mehr, seit der schreckliche Fädenfall die persönliche Unabhängigkeit stark einschränkte.
Zu Anfang, als Burg Fort allen Schutz gewährte,
überwog die Dankbarkeit für diesen sicheren Zu—
fluchtsort alle anderen Emotionen, und man nahm die Unbequemlichkeiten und Behinderungen gern in Kauf.
Doch indem die Geburtenrate in die Höhe schnellte und die steinigen Korridore vom Gegreine und Geplärre der Babies widerhallten, verloren die Menschen allmählich die Geduld.
Durch die Gründung von Süd Boll hatte man versucht, die Enge ein wenig zu lindern, und diejenigen, die sich unter der Führung von Pierre de Courcis dort niederließen, waren auch zufrieden. Aber die Suche nach geeigneten Siedlungsplätzen nahm viel Zeit in Anspruch, und da die Fäden eine ständige Bedrohung
darstellten, mußte jede Expedition sorgfältig geplant werden. Wichtig war ein exaktes Timing und die Er-richtung von Schutzräumen längs des Wegs. Selbst wenn man Höhlensysteme fand, waren diese nicht immer für ein dauerhaftes Bewohnen geeignet; manchmal fehlte es an Wasser, oder die Kavernen waren einfach zu klein.
»O ja, Zi hat sich eine Menge vorgenommen, und wir
müssen ihn unterstützen, denn das Wohl der gesamten Kolonie hängt auch von seinem Erfolg ab. Einmal muß der Fädenfall ja aufhören!« Paul ließ eine Hand auf die Armstütze seines Sessels niedersausen. »Bei allem, was 148
mir heilig ist, Hanrahan, wir machen Pern zu unserer Heimat. Ein jeder soll seinen eigenen Grundbesitz bekommen, egal, was auf uns herab regnet!«
»Natürlich wird es dazu kommen, Paul. Und wir
Hanrahans geben ganz gewiß nicht klein bei! Wir behaupten unseren Platz und sorgen dafür, daß die Bevölkerung wächst. Darauf kannst du dich verlassen!«
Red schmunzelte bei diesen Worten. Mairi hatte gerade ihr jüngstes und – wie er hoffte – letztes Kind abgestillt.
Sie hatte Red erklärt, sie wünschte sich ein Dutzend Nachkommen, doch die vielen Schwangerschaften begannen an ihren Kräften zu zehren.
»Um Mairis willen hoffe ich, daß du zu beschäftigt
sein wirst, um selbst für eine weitere Vermehrung zu sorgen.« In Pauls Augen blitzte der Schalk, als er dem großgewachsenen Tierarzt zuzwinkerte. »Wie viele Kinder habt ihr jetzt?«
Red winkte ab. Sein Lächeln vertiefte sich. »Neun ge-nügen vollauf, um für eine Weiterverbreitung unserer Gene zu sorgen. Ryan wird unser letztes Kind sein, das habe ich Mairi klipp und klar gesagt, und dafür gesorgt, daß keine Panne passieren kann.«
Benden schnaubte durch die Nase. »Warte nur ab, in
ein paar Jahren werden eure Söhne und Töchter euch in der Anzahl ihrer Sprößlinge noch übertroffen haben.«
»Na ja, Mairi liebt Kinder, ob es Säuglinge sind oder Heranwachsende. Sie kommt mit ihnen besser zurecht
als ich«, fügte Red nicht ohne eine gewisse Bitterkeit hinzu.
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»Hast du überhaupt schon einen Namen für deine
neue Burg?«
Red gab einen verächtlichen Laut von sich. »Zum
Teufel noch mal, Paul, ich war so sehr damit beschäftigt, Pläne, Listen und eventuelle Notfallmaßnahmen auszutüfteln, daß ich über einen Namen gar nicht nachgedacht habe. Uns fällt schon was Passendes ein.«
Paul Benden stand auf, bemühte sich, die hängenden
Schultern durchzudrücken und streckte Red die Hand
entgegen. »Viel Glück und gutes Gelingen, Red. Ihr alle werdet uns sehr fehlen.«
»Ha! Du freust dich doch, wenn du uns von hinten
siehst. Von den Logorides und den Gallianis ganz zu schweigen …«
Benden lachte amüsiert. Trotz
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