Ankunft
vernünftigerweise entschieden, daß einzelne rigorose Blitzüberfälle genügen mußten.
Da der Flug durch diesen Sektor bisher eher er—
eignislos verlaufen war, ließ Lieutenant Bendens unverhoffte Bemerkung jeden auf der Brücke aufhorchen.
322
»Orange? So weit draußen?« wunderte sich Captain
Fargoe, wobei sich ihre Augen vor Aufregung weiteten.
»Ich wußte gar nicht, daß wir in diesem Sektor
Kolonien haben.«
»Orange« bedeutete, daß jedes Schiff, das nahe genug heranflog, der Ursache für diese Kennzeichnung
nachgehen sollte.
»Ich rufe gerade die Dateien ab, Ma'am.« Benden,
dem plötzlich die Geschichte seiner eigenen Familie wieder einfiel, wartete mit angehaltenem Atem auf den Eintrag. Nervös trommelte er mit den Daumen auf dem Rahmen des Keyboards herum und fing dafür einen strafenden Blick des alten Rezmar Dooley Zane ein, der als diensthabender Navigator an dem Kontrollpult saß.
»Ach!« entfuhr es ihm in seiner maßlosen Verblüffung, als der erste Eintrag lautete, daß man von der Kolonie auf Pern, dem einzigen bewohnbaren Planeten des Rubkat-Systems, einen Notruf empfangen hätte.
»Dann wollen wir die Botschaft mal lesen«, verkündete Captain Fargoe. Alles war besser als die
langweilige, fruchtlose Suche durch diesen leeren –
nahezu leeren – Raumsektor fortzusetzen. »Auf den Schirm.«
Benden übertrug den Text des Notrufs auf die
Hauptprojektionsfläche.
MAYDAY! NACH WIEDERHOLTEN
ANGRIFFEN EINER UNBEKANNTEN
FEINDLICHEN STREITMACHT, DIE
FREMDARTIGE ORGANISMEN ALS
WAFFE EINSETZT, BEFINDET SICH DIE
323
KOLONIE AUF PERN IN EINEM
KATASTROPHALEN ZUSTAND …
»Die Nathi haben es nicht nötig, auf bakteriologische Kriegsführung zurückzugreifen«, murmelte der vorlaute Fähnrich Cahill Bralin Nev. Jemand kicherte.
…BESAGTES KAMPFMITTEL VERNICHTET
JEGLICHE ORGANISCHE MATERIE. OHNE
UNTERSTÜTZUNG VON AUSSEN WIRD
DIE GESAMTE KOLONIE ZERSTÖRT. PERN
IST EIN REICHER PLANET. SAVE OUR
SOULS. THEODORE TUBBERMAN,
BOTANIKER DER KOLONIE.
Ein beklemmendes Schweigen trat ein.
»Das können wohl kaum die Nathi gewesen sein«,
kommentierte der Captain trocken. »Wahrscheinlich wurde irgendein uraltes Waffensystem aktiviert. Vielleicht eine dieser Streuminen, auf die wir im Roten Sektor getroffen sind. Ich dachte, diese Kolonisten wären alle Überlebenskünstler. Mister Benden, was sagt die Bibliothek über diese Pern-Expedition?«
Ross brauchte nicht nach der offiziellen Dokumentation zu suchen – den größten Teil der Geschichte kannte er auswendig. Dennoch zog er die Datei zu Rate.
»Captain, der dritte Planet des Rubkat-Systems wurde für eine Low-Tech, agrarisch orientierte Kolonisierung freigegeben. Die Führung des Unternehmens teilten sich Admiral Paul Benden und …«
»War das nicht Ihr Onkel?«
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»Ja, Captain«, bestätigte Ross in sachlichem Ton. Die gesamte Familie war stolz auf Paul Bendens sagenhafte militärische Karriere, doch Ross hatte eine Menge Sticheleien und Seitenhiebe einstecken müssen, vor allen Dingen während seiner Anfangszeit als Kadett, als der Sieg seines Onkels bei Cygnus als Dokumentation im Fernsehen lief; und dann noch einmal während seines dritten Jahres an der Militärakademie, als Admiral Bendens Strategie im Unterrichtsfach Taktik diskutiert wurde.
»Ein hervorragender Stratege und guter Commander.« In Fargoes Stimme schwang Anerkennung mit, doch ihr Seitenblick warnte Benden davor, aus dem Ruhm seines Onkels Kapital schlagen zu wollen. »Fahren Sie fort, Mister Benden.«
»Der andere Leiter der Kolonie war Gouverneurin Emily Boll von Altair. Über sechstausend Kolonisten, Konzessionäre und Kontraktoren, wurden in drei Schiffen befördert, der Yokohama, der Buenos Aires und der Bahrain. Die letzte Nachricht, die sie sendeten, war die vorschriftsmäßige Meldung der geglückten Landung. Ein weiterer Kontakt war auch nicht vorge—sehen.«
»Hm. Idealisten, nicht wahr? Zuerst schneiden sie sich von der Außenwelt ab, und beim kleinsten Anzeichen von Gefahr schreien sie um Hilfe.«
Ross Benden biß die Zähne zusammen und suchte
nach einer höflichen Formulierung, um den Captain darauf hinzuweisen, daß Admiral Benden niemals »um
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Hilfe geschrien« hätte und – verdammt noch mal –dieser beschwörende Appell gar nicht von ihm stammte!
Glücklicherweise fuhr der Captain nach kurzem
Nachdenken fort: »Aber es entspräche so gar nicht Admiral Bendens Stil, einen Notruf irgendwelcher Art abzusetzen. Wer also
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