Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
den übrigen Bäumen in zwei Fuß langen Stücken, mit dem Geäst und mit zahllosen Reisigbündeln aufgefüllt. Obenauf lagen noch weitere armdicke Bäume, die eine Art Boden bildeten. Im Zentrum dieses Bodens stand die große Kiste, auf der Ankwin gebettet würde. Was sich in ihr befand, war nicht klar, denn es war nicht gelungen, sie zu öffnen.
Die drei Freunde hatten sich entschieden, sie auf jeden Fall mit zu verbrennen. Zum einen war sie Teil von Ankwins Nachlass und zum anderen, konnte von einer Truhe mit Verzierungen des Schinderkultes nichts Gutes ausgehen. Als ein Raub der Flammen könnte keiner damit Schaden anrichten.
Direkt neben der Truhe waren eine große Stelle und ein kleiner Weg frei geblieben. Der restliche Platz war mit sämtlichem Besitz Ankwins bedeckt. Den ganzen Haufen hatte man mit dreißig großen Ölamphoren begossen, was die Burg von Brenkus wohl für den Rest des Winters im Dunkeln versinken lassen würde. Um den Haufen herum führte ein schmaler Weg spiralförmig empor.
Garock stand unten bei der Hütte. Er trug links einen Schulterpanzer und seine Unterarme und Schienbeine steckten in mächtigen reich mit dunklen Ornamenten verzierten Lederschienen. An seinem Gürtel hing ein mächtiger goldener Dolch. Um seine Fäuste waren Lederriemen gebunden. Seine Haare waren gekürzt und ragten steil in den Himmel und der Rest seines mächtigen Schädels war frisch rasiert. Auch ihn zierten dunkel Bemalungen. Das Gesicht des Hünen war wie zum Kampf in Grün und Weiß geschminkt.
Neben ihm stand Hrothekaarr an der Seitenwand der kleinen Hütte, hinter der das Totenzimmer lag. Er scharrte ungeduldig im Schnee. Dicke Taue führten von den Ecken der Wand zum Geschirr des Rosses. Der Hengst selbst stand in voller Schlachtrüstung da. Seine schnaubenden Nüstern trieben große Dampfwolken in die hereinbrechende Nacht. Und seine gesamte Erscheinung ließ die Hütte wie eine zu groß geratene Hundehütte erscheinen.
Bermeer wäre auf der kleinen Holzveranda beinahe nicht zu sehen gewesen, hätte er keine Fackel getragen. Seine Kleidung war dunkelgrau und das Einzige, was hervorstach, war seine bunte Lederkappe mit den Federn und ein großer Ohrring, der sein linkes Ohr zierte. Auch er war bis auf einen sorgfältig gepflegten langen dünn geflochtenen Kinnbart frisch rasiert. Sein Gesicht war mit schwarzen Streifen so geschminkt, dass die Konturen im Fackelschein beinahe untergingen.
Schließlich neigte der Blutbote seinen Kopf leicht nach hinten, als ob jemand in der Hütte etwas sagen würde. Er schritt zu Garock und stellte sich auf die andere Seite des mächtigen Pferdes.
Nach einem kurzen Moment, in dem man hätte meinen können, Garocks Brust hob sich eines Seufzers wegen, berührte dieser die Zügel Hrothekaarrs und das Pferd trabte langsam an. Die Taue spannten sich und nach einem kurzen Krachen gab die Wand nach und kippte nach vorn. Sogleich blieb das Pferd stehen.
Das Innere der Hütte war mit vielen Kerzen hell erleuchtet. Lavielle stand in der Mitte des Raumes hinter dem aufgebahrten Ankwin. Sie trug eine tiefgrüne Robe, die mit Gold gesäumt war. Ihr Haar war auf wundervolle Weise hoch geflochten und ein breites goldenes Stirnband unterstrich ihre hohe Stirn. Auch ihr Gesicht war mit grünen Ornamenten verziert, denen das unmögliche Unterfangen gelang, es noch schöner zu machen.
Ankwin trug seine Rüstung und sein Schwert lag auf seiner Brust. Die Hände waren um den Griff geschlossen.
Langsam und feierlich lösten Bermeer und Garock die Taue von Hrothekaarrs Sattel und schritten zu Ankwins Bare. Bermeer übergab die Fackel an Lavielle und beide stellte sich links und rechts neben dem Kopfende auf, fassten die Griffe und hoben zu gleich an. Der hintere Teil der Bare blieb am Boden. Die beiden ungleichen Freunde zogen die Bare mit ihrem Freund von hinten an das mächtige Ross heran und befestigten sie am Sattel. Dann schritten sie weiter bis auf die Höhe von Hrothekaarrs Kopf und legten ihre Hände auf dessen Schultern.
Lavielle hatte mittlerweile das nun leere Bett entzündet und trat feierlich aus der Hütte. Die Flammen griffen schnell um sich.
Der Hengst trabte ganz vorsichtig an und zog seinen Herrn langsam hinter sich her. Lavielle schritt hinter der Bahre her. Sie hatte ihre Hände in die weiten Ärmel gesteckt und hielt den Blick auf Ankwin gerichtet.
So schritt die kleine Prozession ganz langsam den Hügel hinauf. Die wartenden Menschen bildeten eine Gasse und
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