Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
begannen zu summen, tief und traurig.
Als sie oben am Scheiterhaufen ankamen, hielt Hrothekaarr von ganz alleine. Er schnaubte und wackelte mit einem Ohr. Bermeer und Garock lösten die Bare und setzten sie langsam ab.
Der Blutbote stellte sich direkt vor das große Pferd. Er musste nach oben schauen, als er den Blick des Hengstes suchte. Der atmete jetzt ganz ruhig und erwiderte den Blick. Bermeer verneigte sich tief.
»Kein würdigeres Ross folgte je seinem Herrn in die Nacht. Deine Freundschaft hat mein Leben reicher gemacht.
Trage nun deinen Herrn auf seine letzte Reise davon.
Gikaned empfängt seinen würdigen Sohn.«
Das Pferd nickte und schien sich ebenfalls zu verbeugen. Dann trat Bermeer zur Seite und Lavielle trat an seine Stelle.
»Djim wee al Kua, Hrothekaarr fin.” Sie berührte seine Stirn und ein tiefes Schnauben drang aus der Brust des Pferdes.
Auch Lavielle trat zur Seite und Garock betrat den Weg, der auf den Scheiterhaufen führte. Hrothekaarr folgte ihm.
Das Summen der Menschen war mittlerweile zu einem Gesang angewachsen und einige Sackpfeifer trugen die Melodie weiter in traurige Höhen.
Obwohl die Statur Garocks schier unerschöpfliche Kräfte erahnen ließ, schien der Hüne bei jedem Schritt mehr Last auf seinen Schultern zu tragen.
Die großen Hufe des Rosses hinterließen einen sonderbar hohlen Klang in der spärlich beleuchteten Dunkelheit.
Garock betrat die obere Plattform und stellte sich am Ende der freien Stelle auf. Als würde Hrothekaarr ganz genau wissen, was zu tun war, trat er hinter dem Hünen auf der Stelle. Garock hatte den Kopf gesengt. Ein Knarren entwich seiner Kehle, das sich sogleich in ein tiefes Summen auswuchs. Langsam drehte sich der Berisi-Krieger um und das Summen wurde zu einem Gesang, der an Reinheit und Urtümlichkeit kaum zu übertreffen war.
Deutlich hob sich sein Gesang von dem des Volkes unter ihm ab und stieg hinauf in die kalte flockendurchsetzte Luft.
Garock und Hrothekaarr blickten sich direkt an. Das Ross beugte seine Vorderläufe und stellte sich auf die Knie, dann legte es sich ganz hin. Es ließ sich auf die Seite nieder und streckte den Kopf etwas vor.
Garock sang weiter. Er zog den Dolch und strich dem Pferd mit der freien Hand beruhigend über die Augen. Sein Gesang sollte beruhigend wirken, doch der Hengst lag bereits völlig ruhig da. Garock musste sich selbst beruhigen. Das Ross folgt seinem Reiter.
Der Hüne kniete sich nieder und einer goldenen Schlange gleich bis der Dolch zu. Hrothekaarr hob kurz den mächtigen Kopf, dann legte er ihn wieder auf die Stämme. Sein Hals glänzte nass. Die Stämme waren mit Schnee bedeckt und der Schnee wurde vom roten Fluss des Lebens hinweg gespült und die Ufer des Flusses färbten sich ebenfalls rot. Hrothekaarr atmete laut und tief. Langsam entwich das Leben aus seinem mächtigen dampfenden Körper.
Garocks Gesang wurde nach und nach leiser und, als die Augen des Hengstes brachen, verstummte der Riese. Behutsam legte er den Dolch neben Hrothekaarrs Kopf und stand auf. Sein Weg nach unten schien länger als der nach oben.
Lavielle kniete bei Ankwin. Sie hatte seinen Helm nach oben geschoben und hielt seinen Kopf in ihren Händen. Die Ornamente in ihrem Gesicht waren tränenzerlaufen und verliehen ihr einen schrecklich schönen Anblick. Sanft küsste sie den Toten zum Abschied und schob den Helm behutsam zurück. Dann erhob sie sich mit einem Ruck und stand starr an der Seite Ankwins. Bermeer und Garock nahmen die Bare auf und begannen, sie ebenfalls auf den Scheiterhaufen zu bringen. Lavielle schritt hinter ihnen her.
Der Gesang der Menschen veränderte den Tonfall und auch die Melodie der Sackpfeifer verfolgte nun ein anderes Thema. Es klang nun nach uralten Sagen und zahllosen Schlachten. Die Menschen begannen, im Rhythmus zu klatschen und zu stampfen. Die Soldaten schlugen im Takt auf ihre Schilde oder Brustpanzer.
Ankwin fand seinen Platz ganz oben auf dem Scheiterhaufen. Die Drei standen dicht beieinander und blickten auf den toten Krieger.
Bermeer brach das Schweigen.
»Der Magier fehlt mir in dieser Runde.
Er war immer der Fünfte im Bunde.
Er wird kommen vor dem Morgenrot
oder ... er ist tot.«
Lavielle schluckte und Garock schwieg wie gewohnt.
Bermeer verließ den Berg aus Holz als Erster, gefolgt von den beiden anderen. Lavielle wurde von Garock gestützt, etwas in ihr schien zerbrochen zu sein.
Als die drei Gefährten unten angekommen waren, wurden ihnen Fackeln
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