Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
dem Türknauf und zog die Tür leise zu.
»Ich lösche das Licht, dann sieht man uns nicht.«, kaum hatte Bermeer seinen geistreichen Reim gesprochen, da blendete er auch schon die Lampe ab und sie alle standen in völliger Dunkelheit auf einer schmalen steilen Treppe.
Nur langsam konnten sie sich hinunterarbeiten. Nach einer Zeit, die Lavielle endlos schien, machte sich ein leichter orangenfarbiger Schimmer bemerkbar und grobe Schemen waren wieder zu erkennen. Von irgendwoher musste ein anderes Licht zu ihnen dringen.
Schon stoppten sie wieder. Bermeer stieg die Treppe etwas nach oben und schob so die Gruppe zusammen, dann sprach er ganz leise.
»Zwei Wächter, ein großer Raum,
einen schick ich in den Traum.«
Überraschenderweise antwortete diesmal Theodus, ohne zu zögern. »Den anderen kann ich übernehmen. Nimm du den Rechten.«
Lavielle musste feststellen, dass sie anscheinend die Einzige war, die solch eine Situation noch nie erlebt hatte. Irgendwie kam sie sich kindisch und schrecklich unerfahren vor und dieses Gefühl machte sie wütend.
Während Garock auf der Treppe blieb, wagten Ankwin und Lavielle einen Blick in den Raum. Vor ihnen tat sich ein recht großes Kellergewölbe auf, das von vielen Säulen getragen wurde. Überall standen Dinge herum, die mit einer Baustelle zu tun hatten. Hämmer, Steine, Kalk, Bretter und vieles mehr waren zwar ordentlich aber doch weitläufig im dem großen Kellerraum gestapelt.
Die linke Seite des Raumes wurde von einem schlecht beleuchteten etwas beherrscht, das Lavielle schließlich als Laufrad identifizierte. Unweit des Laufrades war eine schwere Holzkonstruktion errichtet worden, die über einem Loch im Boden ruhte. Rechts an der Wand war nur schwach ein kleiner Durchbruch zu erkennen, der mehr an einen Riss in der Mauer als an einen Durchgang erinnerte. Direkt an dem Holzgerüst standen zwei Soldaten mit Langschwertern am Gürtel, die entgegen ihrer Kameraden am Haupteingang einen sehr aufmerksamen Eindruck machten.
Lavielle war gespannt, wie Bermeer vorgehen wollte. Sie konnte sich nicht recht vorstellen, was ein Blutbote wohl anders machte als ein gedungener Mörder von der Straße. Dann sah sie es.
Völlig lautlos duckte sich der Assassine in den Raum und war sofort um die Ecke der Tür verschwunden. Schon wenige Augenblicke später tauchte er an der von den Wachen abgewandten Seite einer Säule wieder auf und wurde vom Schlagschatten derselben sofort wieder verschluckt. Es war beängstigend und faszinierend zugleich, wie sich dieser schwarze Schatten scheinbar im Flackern der beiden Fackeln verlor und wenig später wieder ein Stück weiter vorn auftauchte. Während dessen war auch Theodus leicht gebeugt und sehr langsam in den Raum getreten. Er hatte sich hinter einem Stapel Bretter positioniert und blickte zwischen ihnen hindurch.
Kurz bevor Bermeer sein Ziel erreicht hatte, konnte Lavielle direkt vor sich ein leises Quietschen hören. Sie erschrak, bis sie realisierte, das Ankwin, der schräg vor ihr stand, seinen rechten Stiefel ausgezogen hatte. Ihr erschloss sich nicht, was er damit wollte und diese Art von Anspannung war sie nicht gewohnt. Ihre Nackenhaare stellten sich auf.
Wie ein Alb taucht der Blutbote direkt hinter der rechten Wache auf und nur einen Augenblick später ging dieser zu Boden. Überrascht bemerkte das die zweite Wache und wollte gerade ihr Langschwert ziehen, doch der Alarmschrei, der ihr schon auf der Zunge lag, verwandelte sich in ein kraftloses Stöhnen. In der Bewegung sackte auch die zweite Wache zusammen. Die Heilerin sah im Augenwinkel noch, wie Theodus die Hände wieder nach unten nahm.
Der Plan wäre perfekt aufgegangen, hätte die zweite Wache nicht schon ihr Schwert gezogen, das jetzt laut scheppernd auf dem staubigen Steinboden landete.
Augenblicklich erhob sich hinter Bermeer eine weitere Wache, die wohl geschlafen hatte, und wollte auf diesen losgehen. »Was geht hier vor, du Dämon! Al ...«
Krachend ging dieser dritte Wächter zu Boden und rührte sich nicht mehr. Ankwin hatte den Stiefel über fünfzehn Schritte weit geworfen und den Mann am Kopf getroffen. Ohne zu zögern, stürzte Bermeer zu dem am Boden Liegenden, um ihm mit der Faust auf die Schläfe zu schlagen.
Als Lavielle mit Garock schließlich zu den anderen getreten war, hatte der Assassine zwei der Wachen bereits mit einem der herumliegenden Stricke gebunden und beschäftigte sich gerade mit dem Dritten. Theodus nahm unter dem Licht einer
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