Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Fackel das Holzgestell in Augenschein und, während Ankwin auf einem Bein hüpfend seine Stiefel wieder anzog, untersuchte er den Riss in der Mauer.
Nachdem Garock und Bermeer die gefesselten Wachen hinter einem Stapel leere Säcke hatten verschwinden lassen, traten sie wieder zusammen.
Lavielle kam sich ein weiteres Mal nutzlos vor. Jeder hier schien zu wissen, was er machen sollte, nur sie nicht. Vielleicht hatte Ankwin doch recht gehabt und sie hätte im Totenhaus bleiben sollen.
Während Ankwin sich eines der Schwerter der Wachen nahm, begann er als Erster halblaut zu sprechen. »Soweit, so gut. Jetzt haben wir aber zwei Wege, wie soll's weiter gehen?«
Garock wies stumm auf die Aufzugskonstruktion und jedem war sofort klar, dass er nicht durch den Spalt in der Wand passen würde.
Theodus wies mit der Fackel auf den Spalt in der Wand: »Mir scheint, beide Wege führen wieder zum selben Raum, denn allem Anschein nach entstand der Riss dort durch Erdverschiebungen und wurde zufällig entdeckt. Das Loch hier im Boden scheint aber frisch hineingeschlagen worden zu sein. Entweder braucht man dort unten größere Mengen Baumaterial oder ...«
»... man will etwas Größeres herausholen.« Lavielle war froh sich wieder sinnvoll einbringen zu können. Aus dieser Gefühlsregung heraus sprach sie einfach weiter.
»Mir scheint es das Besten, Bermeer erkundet zuerst einmal den Spalt. Wir müssen wissen was uns erwartet und wir haben den Vorteil, dass uns noch niemand bemerkt hat.«
Bermeer und Ankwin konnten ihre Überraschung nur schlecht verbergen. Garocks Schmunzeln ging in den Kanten und Brüchen seines felsigen Kinns unter, während er sich die Holzkonstruktion und den Aufzug näher betrachtete.
»Ich schau mich hier noch etwas genauer um, wer weiß ...«, Theodus begann, suchend weiter nach hinten in den Raum zu gehen. Bermeer blickte Ankwin kurz an und verschwand im Spalt. Ankwin schlich ihm nach.
Entschieden stellte sich nun Garock an den Spalt, ließ die Hand auf seinem Dolch ruhen und horchte hinein. Lavielle stellte sich seitlich der Kellertreppe in einen Schatten und fühlte sich beinahe ein bisschen wie ein Assassine. Das Gefühl, dass sie etwas Verbotenes tat, war ihr längst vertraut. Plötzlich stellte sie fest, dass sie keinerlei Waffe bei sich trug. Über diesen Gedanken erschrak sich noch mehr. Was in aller Welt hätte eine Heilerin mit einem Dolch wohl anfangen sollen? Lavielle wurde klar, dass es nicht ganz leicht werden würde, die anderen im Kampf zu unterstützen. Schließlich hatte sie geschworen, kein Wesen zu töten, außer im Notfall. Sie war durch ihren Schwur aber auch dem König verpflichtet. Langsam dämmerte Lavielle, welche weitreichenden Auswirkungen so ein Schwur haben konnte.
Das Warten zog sich. Wenn sie weiterhin so vorgingen, würde der Morgen schneller hereinbrechen, als es ihnen lieb war.
Das einzige, was Lavielle blieb, war Theodus zuzuschauen, wir er das ganze Kellergewölbe in Augenschein nahm.
Als Garock sich seitlich an die Wand drückte, wusste Lavielle, dass jemand kam. Flüsternd warnte sie Theodus, der etwas abwesend erst im allerletzten Moment die Fackel in eine Halterung an der Wand steckte und sich hinter einer Säule verbarg.
Als Erstes schälte sich ein muskulöser Arm aus der Wand, doch Lavielle erkannte ihn erleichtert. Nach Ankwin trat auch Bermeer heraus. Wieder traten sie zusammen.
»Der Spalt zieht sich noch mindestens fünfzig Ellen in den Fels und geht dann gut und gern dreißig Ellen nach unten. Er ist nur schwer passierbar, doch Theodus hatte recht. Unter uns befindet sich eine große Höhle. Gesehen haben wir dort niemanden, nur das andere Ende des Aufzugs und einen unterirdischen Fluss.«
Ankwin hatte sich einige Schürfwunden und Kratzer zugezogen und sein Gesicht war dreckverschmiert. Bermeer hingegen war abgesehen von seinem großen mittlerweile blauen Fleck auf der Stirn in bemerkenswert guter Verfassung.
Bermeer verschwand wieder in der Wand, um die anderen unten sichern zu können. Garock, der sowieso nicht in die Tretmühle gepasst hätte, stellte sich als Erster in den kleinen Aufzug, während Lavielle sich in das Laufrad stellte, den Hebel entriegelten und ihn langsam nach unten ließ. Als Nächster folgte Theodus. Als Lavielle Ankwin hinunterlassen wollte, widersprach dieser. »Und wenn du nun hier oben alleine überrascht wirst?«
Wortlos stellte sich Lavielle in den Aufzug. Ihre Blicke trafen sich, als sie mit einem Ruck begann,
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