Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
im Boden zu versinken und erst der gezackte Rand des Loches unterbrach ihre Verbindung wieder. In ihrem Blick lagen Trauer, Wut und Sehnsucht zugleich. Ankwin ging es nicht anders.
Als die Spannung des Seiles nachließ, wusste Ankwin, der Käfig hatte unten aufgesetzt. Wenn er den Aufzug wieder hochzog, hatten es Verfolger leichter, ihnen nachzukommen und er hätte sich alleine nicht herunterlassen können. Durch die enge unbequeme Spalte wollte er aber nicht, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
Abschätzend trat der junge Krieger an das Holzgestell heran und blickte hinunter in den tiefen Schlund, in dem schon nach wenigen Ellen die Dunkelheit über das schwache unstete Fackellicht siegte. Entschlossen steckte er sich das erbeutete Langschwert in den Gürtel und griff nach dem Seil, das in die Tiefe führte. Nicht ungeschickt ließ er sich daran hinunter und kam nach kurzer Zeit auf dem Dach des Aufzugkäfigs zum Stehen. Unter ihm konnte er einen schwachen Lichtschein wahrnehmen.
Sich durch die Holzkonstruktion knapp unter der Höhlendecke zu zwängen, gestaltete sich wiederum als etwas schwieriger, doch zu guter Letzt stand Ankwin vor dem Aufzug und vor ihm standen Garock, Theodus und Lavielle. Bermeer trat aus der Wand links von ihnen aus dem Spalt. Wieder einmal wunderte sich Ankwin, wie flink und gelenkig dieser Mensch wohl sein musste und wie schnell er sich in der absoluten Dunkelheit der Felsspalte die Gegebenheiten eingeprägt hatte. Spontan musste der Bärenfelsener an eine Spinne denken.
Vor der bunt gemischten Truppe tat sich eine Höhle auf, in der Garock knapp aufrecht stehen konnte. Hinter ihnen war der Aufzug und links von ihnen der Spalt in der Wand. Überall in den Wänden waren Nischen gehauen, in denen Steinbehälter und Skelette lagen. Das Licht von Bermeers Lampe ergriff die gegenüberliegende Höhlenwand nur schwach, dafür das Glitzern des stark rauschenden Flusses direkt vor ihnen umso mehr. Der Fluss brach mit lautem Getöse aus der linken Wand hervor, um ebenso schnell unter der rechten Wand wieder zu verschwinden. Er war mindestens zwanzig Männerschritte breit.
Auf der anderen Seite war eine Art Fallbrücke zu erkennen, die aus mehreren Leitern zusammengebunden und mit Brettern verstärkt war. Sie konnte über ein Seil, das an einen Haken an der Decke befestigt war, über den Fluss gezogen worden, allerdings nur von der anderen Seite aus. Ansonsten war dort nichts zu erkennen.
Ratlos standen sie am Ufer des wilden Wassers. Theodus brach das Schweigen als Erster. Er musste fasst brüllen, um das Rauschen zu übertönen. »Das müssen die Katakomben der ersten Siedler sein. Eine Sage berichtet, dass sich die Bewohner bei einem Überfall von Räubern einmal hierher zurückzogen und dank des Flusses mehr als zwei Monate überleben konnten.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Aber das bringt uns auch nicht weiter.« Dann hellte sich sein Gesicht wieder etwas auf.
»Zumindest wissen wir, dass jemand da ist, sonst wäre die Brücke über dem Fluss.«
Ankwin trat an das glitschige Ufer und stocherte mit dem Schwert im Wasser. »Vielleicht kann man durchwaten oder schwimmen.«
»Noch ehe du nur eine Armlänge schaffst, spült dich das Wasser fort.« In Lavielles Stimme schwang nicht wenig Sorge mit.
Ankwin nickte bestätigend. Er wusste, es wäre purer Leichtsinn gewesen.
Wieder sahen sie sich ratlos um, als Garock seine schwere Hand plötzlich auf Bermeers Schulter schlug und mit der anderen auf den Haken über den Fluss zeigte.
Bermeer war durch den unerwarteten Schulterschlag ein Stück in die Knie gegangen und rieb sich jetzt die Schulter, während er abschätzend Garocks Hand folgt.
»Schaffst du‘s es nicht, flieg ich hinein,
ein’ Mehlsack wieg ich, du großer Stein.«
Ohne den Blick vom Haken zu wenden, nickte Garock kurz, dann ging Bermeer ein gutes Stück vom Ufer weg, während sich der Hüne mit dem Rücken zum Fluss aufstellte. Verblüfft und gespannt traten die anderen zur Seite.
Bermeer hatte die Lampe seitlich zwischen sie auf den Boden gestellt, sodass der Boden gut ausgeleuchtet war. Das ungleiche Paar stand sich jetzt einige Schritte entfernt gegenüber. Der Assassine nahm die doppelte Seilschlaufe von seiner Hüfte und wickelte sie sich geschickt um den linken Unterarm. Das eine Schlaufenende behielt er in der Hand.
Der Berisi ging etwas in die Knie und verschränkte seine Hände zu einer Stufe. Bermeer wiegte einen Schritt nach hinten und rannte dann
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